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Gemeinderat, 52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 56 von 95

 

Auch das internationale Interesse an einem Musical-Besuch bei den Vereinigten Bühnen Wien ist groß. Laut einer Publikumsbefragung unter Musical-Besuchern der Vereinigten Bühnen Wien kommen etwa 35 Prozent der Besucher aus Wien, 47 Prozent aus den österreichischen Bundesländern und der Rest aus dem Ausland, davon 80 Prozent aus Deutschland. Die nicht in Wien wohnhaften Befragungsteilnehmer geben zu 65 Prozent an, wegen des Musical-Besuchs in Wien zu sein. Annähernd die Hälfte bleibt länger als einen Tag in Wien.

 

Die Größenordnung der städtischen Zuschüsse für diesen wichtigen Kultur- und Wirtschaftsfaktor hat sich in ihrer Grunddimension über die Jahre nicht verändert. Hinzugekommen ist eine zusätzliche Bühne, ein grandioses Opernhaus. Damit liefern die Vereinigten Bühnen Wien ein kulturelles Grundangebot, ohne das die Stadt um einiges ärmer wäre.

 

Dass Kunstproduktionen einmal künstlerisch und wirtschaftlich erfolgreicher und einmal weniger erfolgreich laufen, ja, dass nicht immer das eine mit dem anderen einhergeht, liegt auf der Hand. Daraus den Schluss zu ziehen, einen anerkannten und erfolgreichen Musiktheaterkonzern generell schlechtzumachen, wie Sie das tun, kann ich aber ebenso wenig nachvollziehen wie die Millionen Besucherinnen und Besucher und selbstverständlich auch die Wiener Fremdenverkehrswirtschaft.

 

Nun darf ich zur Beantwortung der einzelnen Fragen kommen:

 

Zu Frage 1: Ja, ebenso wie ich davon ausgehe, dass eine Geschäftsführung rasch und flexibel auf allfällige äußere Veränderungen zu reagieren hat.

 

Zu Frage 2: Die Rücklagen der Vereinigten Bühnen Wien stammen aus Jahren, in denen neben den Subventionseinnahmen auch überdurchschnittlich hohe Einnahmen aus Kartenerlösen sowie sonstige Einnahmen erwirtschaftet werden konnten. Es entspricht einer professionellen Geschäftsgebarung, aus Mehreinnahmen Rücklagen für die Zukunft zu bilden. Wenn einem subventionierten Unternehmen diese Möglichkeit genommen wird, würde ein wichtiger Anreiz, sparsam und vorausschauend zu wirtschaften, fehlen.

 

Zu den Fragen 3 und 4: Nach den mir vorliegenden Informationen, die auch im Gemeinderatsausschuss Kultur und Wissenschaft bereits ausführlich diskutiert wurden, können die Vereinigten Bühnen Wien das Jahr 2009 durch Auflösung von Rücklagen ohne Defizit beziehungsweise zusätzliche Investition für den Betrieb abschließen.

 

Zu den Fragen 5, 6, 7 und 8: Nach den formalen Richtlinien zur Genehmigung einer einjährigen Subvention durch den Gemeinderat erfolgt auch das diesbezügliche heurige Ansuchen, das selbstverständlich einen Budgetplan beinhalten muss. Zudem hat die neue Geschäftsführung der Vereinigten Bühnen Wien ein Strategiepapier 2013 mit umfassenden Maßnahmen erarbeitet und dieses den Vertretern des Gemeinderatsausschusses Kultur und Wissenschaft im Frühjahr 2009 auch vorgestellt.

 

Zu Frage 9: Die jährliche Subvention für die Vereinigten Bühnen Wien sah und sieht keine Summe für die Renovierung und Erhaltung der denkmalgeschützten Gebäude vor, sondern ist für die Bespielung der drei Theater zweckgebunden. Ob, wann und warum in den Häusern der Vereinigten Bühnen Wien, genau wie in allen anderen öffentlichen Gebäuden dieser Stadt, Arbeiten zur Bestandserhaltung vorzunehmen sind, wird laufend abgeklärt.

 

Zu Frage 11: Kunst ist immer Risiko. In einem künstlerischen Betrieb ist der wirtschaftliche Erfolg schwer vorhersehbar. Wie jede andere Theaterintendanz hat auch die Musical-Intendantin der Vereinigten Bühnen Wien erfolgreiche und weniger erfolgreiche Produktionen geplant und umgesetzt.

 

Dies gilt im Übrigen auch für viele andere Opern- und Theaterdirektoren. Hätten wir denselben Maßstab wie Sie, Herr Dr Wolf, etwa an den Staatsoperndirektor angelegt, der heute noch amtiert, oder auch an den Direktor des Burgtheaters, dann wären die nach jeweils eineinhalb Jahren längst entlassen worden, wenn man dies auch entsprechend meinen würde.

 

Auch hier gilt: Es war zumindest in den ersten Jahren beileibe nicht alles erfolgreich. Ich füge auch hinzu: Die Politik wäre sicherlich sehr schlecht beraten, würde sie bei jedem Misserfolg, bei jedem einzelnen Auf und Ab, unmittelbar mit personellen Konsequenzen reagieren. Die von mir angeführten Beispiele belegen dies ja, so hoffe ich, auch für Sie eindrucksvoll. (GR Mag Wolfgang Jung: Dann wäre Faymann schon weg!) Wir reden über etwas, wovon Sie nichts verstehen: über Kunst und Kultur! (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag Wolfgang Jung: Das ist kein Argument! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

 

Zu Frage 12: Die Kennzahlen zu den einzelnen Produktionen sind den dafür verantwortlichen Organen bekannt und finden in den jeweiligen Abschlüssen ihren Niederschlag. Ich verweise zudem und der Vollständigkeit halber auf das überwältigend positive Echo in Bezug auf die künstlerische Relevanz dieses Musicals.

 

Zu Frage 13: Ich gehe davon aus, dass der Aufsichtsrat die ihm rechtlich vorgeschriebene Verantwortung wahrnimmt, und verweise dabei auch auf die bereits zahlreichen Prüfungen durch die öffentlichen Kontrollinstanzen.

 

Zu den Fragen 14 und 15: Natürlich wird die Stadt Wien auf Grund der schon eingangs von mir erwähnten Bedeutung ihre Musiktheater auch in Zukunft bestmöglich unterstützen, genau wie hunderte andere Kulturinstitutionen dieser Stadt. Ich gehe aber auch davon aus, dass mit diesen Geldern so effizient und sparsam wie möglich umgegangen wird. - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Ich danke für die Beantwortung und eröffne die Debatte. Die Dauer der Diskussion ist mit 180 Minuten begrenzt.

 

Zur Debatte zum Wort gemeldet hat sich Herr GR Dr Wolf. Die Redezeit beträgt 20 Minuten. - Bitte.

 

GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Herr Bürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

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