Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 95
Was heute die SPÖ hier aufführt, ist wirklich ein unwürdiges Spiel! Man
hat den Eindruck, die SPÖ hat in diesem Land nur ein Interesse, an der
Eskalationsspirale zu drehen. Das ist die Tatsache. Weil wie sieht es aus?
Sämtliche Beschlüsse in den letzten drei Jahren - und so lange gibt es einen
Bundeskanzler aus dem Bereich der SPÖ - sind einstimmig beschlossen worden, mit
Ausnahme von einem Beschluss, als es nämlich um die Studiengebühren gegangen
ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie wissen doch ganz genau, dass
beispielsweise beschlossen wurde, in den nächsten Jahren zusätzlich 8,2
Millionen EUR für die Universitäten. Das ist etwas, was Bundesminister
Hahn durchgesetzt hat, wo Sie mitgestimmt haben. Ihnen geht es nicht um die
Tatsachen, sondern offensichtlich darum, dass in diesem Land eine Eskalation
stattfindet! Das ist für eine Partei, die den Bundeskanzler und den
Bürgermeister stellt, wirklich ein Armutszeugnis, meine sehr geehrten Damen und
Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
17 Prozent mehr ist das, was Johannes
Hahn als Wissenschaftsminister durchgesetzt hat. Ich hätte mir erwartet, dass
von Seiten der SPÖ hier mehr an Unterstützung gekommen wäre. Er hat es trotz
der SPÖ durchgesetzt! Das ist die Realität! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich glaube, man muss auch fair und ehrlich sein, was faire
Studienbedingungen betrifft. (GR Ernst
Nevrivy: Das habt ihr nie gelernt!) Zu fairen Studienbedingungen gehört
auch, dass man nicht einen ungezügelten Zugang zu den Studien hat, sondern dass
man hier klar und deutlich Regeln auch aufgestellt hat, weil sonst gibt man den
Studierenden nicht die Chancen. Jede Fachhochschule hat ihre Regeln, nach denen
vorgegangen wird. Es tut mir leid, dass der Kollege Baxant hier gesprochen hat,
der offensichtlich nicht allzu viele Erfahrungen hat. Es hätte mich mehr
interessiert, wenn beispielsweise der Herr Kulturstadtrat aus seinen
Erfahrungen als erfolgreicher Absolvent der Johns Hopkins University in Bologna
aufzeigen könnte, was es bedeutet, wenn man entsprechende Qualität an Bildung
hat. Natürlich ist damit verbunden, dass man auch mehr dabei verdient, meine
sehr geehrten Damen und Herren. Aber das ist ganz klar und jeder, der im
Ausland Studienerfahrungen hat, kennt das. Das, was hier von Seiten der SPÖ
aufgeführt wird, ist erbärmlich und ist wirklich ein ganz billiges Spiel! (Beifall
bei der ÖVP.)
Schauen Sie sich bitte an, die OECD ist eine Organisation, die
sicherlich über jeden Verdacht erhaben ist, dass parteipolitisches Kleingeld
irgendwie eine Rolle spielt. Die OECD sagt ganz klar, dass es Spielregeln geben
muss, auch für Österreich, betreffend Studienbeiträge, betreffend
Zulassungsvoraussetzungen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe nicht die Erfahrungen
des Herrn Kulturstadtrates, aber ich kenne auch den Vergleich zwischen
österreichischen Universitäten und beispielsweise Deutschland, von der
Verwaltungshochschule in Speyer, auch wenn es schon 20 Jahre her ist, wo es
ganz klar war, dass man einfach nur eine bestimmte Zahl an Studenten zugelassen
hat, damit die Qualität dort eine völlig andere als an einer Massenuniversität
ist. In Wahrheit, wenn Sie sich nicht darum kümmern, ist das unsozial und Sie
verbauen den Jungen die Chancen! Das ist die Wahrheit, um die es geht! (Beifall
bei der ÖVP.)
Was wir bräuchten, ist, dass Studieren ermöglicht und nicht blockiert
wird. Was wir brauchen, ist Diskussion und nicht Demolieren, meine sehr
geehrten Damen und Herren! Dass die Studenten das natürlich anders sehen und
dass man mit den Studenten redet, ist eines, aber es ist unverantwortlich, was
gerade die SPÖ auch in diesem Hause aufführt! Offensichtlich hat sie sich davon
verabschiedet, konstruktiv etwas auf diesem Gebiet zu tun, obwohl sie immerhin
den Bundeskanzler aus ihren Reihen stellt.
Noch etwas, meine sehr geehrten Damen und Herren: Es sollte eigentlich
für die SPÖ, gerade wenn man sich ansieht, was für diese Stadt durch das
Universitätsbudget des Bundes erfolgt, peinlich sein, auf Peanuts von Wien
hinzuweisen. Das ist kleinlich, kleinkariert und sollte einer Partei, die
einmal Bildungstradition gehabt hat, zum Nachdenken geben. Gehen Sie in sich,
denken Sie nach! Tun Sie etwas für die Studenten, tun Sie etwas für Österreich,
tun Sie etwas für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die entsprechend
ihrem Steueraufkommen hier etwas einbringen! Schauen Sie darauf, dass wirklich
gute Bedingungen für die Universitäten ermöglicht werden, und drehen Sie nicht
an der Gewaltspirale mit! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Ich habe jetzt noch eine
Wortmeldung von Herrn Mag Gudenus. - Bitte schön.
GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender!
Frau Berichterstatterin! Hoher Gemeinderat!
In aller Kürze, der Kollege Tschirf hat ja schon einiges gesagt. Auf
den ersten Blick schaut dieser Beschluss- und Resolutionsantrag recht gut aus,
wenn man die Überschriften durchliest. Wenn man dann aber die Erläuterungen
dieser Broschüre genauer betrachtet, wo zum Beispiel steht, freier
Hochschulzugang auch für Nicht-EU-BürgerInnen und für Langzeitstudierende, ist
genau das der Punkt, wo wir eben sagen, es darf wohl nicht sein, dass hier mit
einem solchen Antrag eine Täuschung betrieben wird, dass hier der Gemeinderat
getäuscht werden soll! (Aufregung bei SPÖ und GRÜNEN. - GRin Nurten Yilmaz:
Jetzt haben wir es!) Dem können wir natürlich nicht zustimmen.
Des Weiteren, wenn man sich die Krawalle der letzten Tage, die
stattgefunden haben, anschaut, wo in der Uni der größte Hörsaal besetzt wurde (GR Heinz Hufnagl: Das ist ein
demokratisches Recht!), waren Sie
wahrscheinlich auch gerne dabei. (GR
Marco Schreuder: Ja!) Das wissen wir eh. Dort fühlen Sie sich wohl, wo die
Krawalle sind! So etwas lehnen wir ab und mit solchen Leuten können wir uns
nicht solidarisieren! Deswegen werden wir diesen Antrag ablehnen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort ist
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