Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 95
Chuzpe! (GR Ernst Woller: Es
stimmt schon, was ich gesagt habe!) Das ist Chuzpe, denn die Vereinigten
Bühnen haben 10 Millionen EUR Rücklagen und haben zwei Jahre vorher
sozusagen je 11 Millionen EUR Ertrag gemacht und haben dafür teilweise
auch Steuern gezahlt.
Kommen wir zu dem Akt, von dem wir heute sprechen. Es sollen
2,1 Millionen EUR für diese Aus- und Umbauarbeiten ausgegeben werden.
Nirgendwo im Akt findet sich, dass man diese Dinge sparsamer machen könnte.
Auch wenn Frau VBgmin Brauner davon spricht, dass 2,5 Millionen EUR
für das Kulturbudget sozusagen zur Verfügung gestellt werden, sind
2,1 Millionen EUR ein viel zu hoher Betrag, der ausschließlich für die
Vereinigten Bühnen eingesetzt werden soll. Wir dürfen nicht vergessen, dass bei
den Subventionen in die Objekte noch viel Geld- und Nachforderungen von Seiten
der Vereinigten Bühnen auf uns zukommen. Ich sehe nur, es nahen die Wahlen und
man hat die Spendierhosen an.
Als Begründung für die 2,1 Millionen EUR wird der geänderte
Spielbetrieb im Theater an der Wien angeführt. Was den geänderten Spielbetrieb
ausmacht und warum, wird in dem Antrag der Zivilingenieure Ferro & Partner
Ziviltechniker GesmbH nicht begründet. Wir haben schon gehört, dass die vielen
Festwochen und so weiter einen getrennten Eingang erfordert haben. Man hat auch
schon sehr früh gewusst, dass man ein drittes Opernhaus macht und man hätte
sich schon damals Gedanken darüber machen müssen, wie der Eingang in der
Lehargasse aussehen wird.
Die Basis der Förderung von 2,1 Millionen EUR beruht auf
einer Grobkostenschätzung. Die Honorare werden mit rund 300 000 EUR
angegeben. Auch kein kleiner Betrag. Aber welche Schwankungen und welchen
Schwankungsbereich es bei der Grobkostenschätzung geben wird, wird mit keiner
Silbe erwähnt. Ob alles durchgeführt werden muss, steht ebenfalls nirgends. Die
Vereinigten Bühnen wünschen sich das und die Stadt finanziert wie immer.
Die Stadt Wien hat selten eine gute Hand bei der Finanzierung. Da denke
ich an Vorplatz. Herr Woller hat das schon so nett gesagt, und mein Kollege
Franz Ferdinand Wolf hat das auch gesagt, Vorplatz erinnert stark an
Prater-Vorplatz. Dort sind halt einmal 60 Millionen EUR Steuergeld
versickert. Das spielt ja keine Rolle in dieser Stadt!
Um- und Zubauten beziehungsweise Bauzuschüsse werden immer als eigener
Finanzposten ausgewiesen. Bekanntlich hat Geld kein Mascherl. Wir fürchten,
dass manche Zusatzmittel auch zum Stopfen von Budgetlöchern verwendet werden.
Auf Grund der Grobkostenschätzung fürchten wir, dass sie viel zu gering
angesetzt worden ist. Ob die Praxis mit den oftmals angepassten und geänderten
Budgetansätzen bei den Vereinigten Bühnen Wien beendet wurde, wie im heurigen
Kontrollamtsbericht gefordert wird, ist uns bis heute nicht schlüssig
nachgewiesen worden. Wir sagen vorläufig Nein zum Umbau, denn wir fürchten,
dass der Abgang der Vereinigten Bühnen wesentlich größer sein wird. Man muss
leider wirklich um das Geld des Steuerzahlers fürchten.
Zum Thema Bundesminister Hahn: Ich darf daran erinnern, dass es soeben
einen Spatenstich für einen Neubau der Wirtschaftsuniversität Wien gegeben hat,
wo voraussichtlich 450 bis 600 Millionen EUR von Seiten des Ministeriums
ausgegeben werden. Wir werden am Montag im Bauausschuss einen Akt haben, wo
92 000 m² von der Stadt Wien an den Bund verkauft werden. Auf diesem
Areal wird dann die neue Wirtschaftsuniversität gebaut werden. Also man sieht,
das Wissenschaftsressort investiert hier in Wien, in unsere Stadt. - Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die nächste Wortmeldung
kommt von Herrn GR Baxant. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
GR Petr Baxant (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Frau
Berichterstatterin!
Ich stelle fest, die Kultur und ein ganz wichtiges Kulturinstitut in
Wien bekommt 2,1 Millionen EUR mehr von der Finanz, und die
Opposition ist anscheinend dagegen, weil es einen roten Kulturstadtrat gibt. (GR
Marco Schreuder: Dann haben Sie nicht zugehört!) Mir ist auf jeden Fall
überhaupt nicht klar, warum hier nicht zugestimmt wird, warum das überhaupt ein
Problem ist. (GR Marco Schreuder: Zuhören!)
Wir haben 2,1 Millionen EUR mehr und ihr seid dagegen! Ich kann
das als Kulturpolitiker irgendwie nicht nachvollziehen. Als Wiener freue ich
mich sehr und bedanke mich bei der Finanzstadträtin Brauner, dass sie diese
Geldspritze zur Verfügung gestellt hat. (Beifall
bei der SPÖ. - GR Dipl-Ing Martin Margulies: Sie persönlich?)
Die Vereinigten Bühnen Wien, und ich glaube, das steht außer Frage,
sind eine sehr wichtige und international anerkannte Institution, sind
sozusagen das kulturpolitische Flaggschiff der Kulturstadt Wien. Irgendwie habe
ich seit mehreren Monaten vor allem bei der ÖVP die Strategie erkannt, dass es
einfach darum geht, die Vereinigten Bühnen totzuschießen, anzuprangern und an
die Wand zu stellen, wie schrecklich das nicht alles ist. Ich möchte nur in
Erinnerung rufen, dass die Vereinigten Bühnen Wien jährlich über 600 000
Gäste haben, die mit den Produktionen sehr zufrieden sind. Wir haben
Produktionen, die zeitgenössisch sind. Wir haben Produktionen fürs eher
konservative Publikum. Kurzum, die Vereinigten Bühnen machen eine sehr gute
kulturpolitische Arbeit in Wien. Das muss auch einmal gesagt werden!
Grundsätzlich, meine Damen und Herren, vor allem von der ÖVP, sind Sie
gegen diesen Antrag, weil Sie anscheinend nicht wissen, wie die Situation vor
Ort ist. Mein Kollege Woller hat vorhin schon dargelegt, dass es dringend
notwendig ist, am Theater an der Wien im Hinterbereich Adaptierungen
vorzunehmen.
Genauso wenig wissen Sie anscheinend von der
Situation an den Hochschulen. Reden wir einmal darüber. Ich stelle fest, die
Stadt Wien investiert in die Zukunft, investiert in Gebäude, investiert in
Kultur und Kunst.
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