Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 95
herauskommen und dieser Finanzierung nicht zustimmen. Ich kann Ihnen
sagen, aus Sicht der Kontrolle stellt sich das Ganze noch viel schlimmer dar.
Ich kann nur unterstreichen, dieser Finanzierung können wir nicht zustimmen.
Alles, was Sie vorhin erzählt haben, hat mich auch nicht davon überzeugt.
Sie haben ein wunderbares Bild gezeigt, wie die Hinterbühne im Theater
an der Wien ausschaut. Ja, gehört dringend saniert, stimmt. Aber ein denkmalgeschütztes
Gebäude. Sie wissen seit Jahren, dass das fällig ist. Wie war denn das während
der Festwochenproduktionen? Hat es da keine großen Kulissen gegeben? Da hätte
man spätestens draufkommen müssen, dass das fällig ist!
Was tatsächlich passiert, ist, in den Vereinigten Bühnen Wien haben Sie
mit der Musical-Sparte ein schwarzes Loch, wo das Geld hineinfließt. Im Übrigen
trägt genau das Theater an der Wien zur Mitfinanzierung dieses schwarzen Loches
Musical-Sparte bei. Jetzt brauchen Sie das Konjunkturpaket, um den Umbau im
Theater an der Wien zu finanzieren. Das ist eigentlich ein Wahnsinn! Da läuft
etwas ganz schief! Das können Sie nicht schönreden und das können Sie auch
niemandem erklären, warum das so ist!
Sie können mir auch nicht erklären, warum es so ist, dass von diesem
Konjunkturpaket über 80 Prozent wieder den Vereinigten Bühnen zugute
kommen, die ohnehin von der Größe her die größten Subventionsempfängerinnen in
der Kulturpolitik sind. Das haben Sie mir nicht erklären können.
Dieses Geschäftsstück kann man nur ablehnen. Da kann man nicht
zustimmen. Wir finden diese Investition an sich nötig, richtig und gut. Hätte
es ein Konjunkturpaket gegeben, das diesen Namen verdient, wäre es nicht wieder
nur den Vereinigten Bühnen zugute gekommen und hätte es ein Konjunkturpaket
gegeben, das Rücksicht auf die kulturelle Vielfalt, die es in dieser Stadt
geben sollte, nimmt und wären nicht wieder die kleinen Bühnen benachteiligt
gewesen, dann hätten wir zustimmen können. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
So,
wie Sie das anlegen, ist das völlig unmöglich. Das werden auch alle außer Ihnen
wahrscheinlich so sehen. Wenn Sie gemeint haben, die KultursprecherInnen der
Opposition sind arrogant, Herr Woller, dann kann ich Ihnen nur sagen, Sie
sollten ab und zu einmal überlegen, was Sie da eigentlich sagen und mit welchen
Adjektiven Sie andere belegen! (GRin
Henriette Frank: Mehr Respekt!)
Soviel zu diesem eigentlichen
Geschäftsstück.
Nun möchte ich noch die Gelegenheit nützen,
um einen Antrag betreffend Qualitätsverbesserungen an den österreichischen
Hochschulen einzubringen. Das ist ein Antrag, den meine Kollegin Claudia Smolik
und ich
gemeinsam mit den Kollegen Baxant und Wutzlhofer stellen. Das ist ein Antrag,
mit dem wir deutlich machen wollen, dass wir uns mit den Problemen und mit den
Forderungen der Studierenden solidarisieren.
Bildung ist eines der wichtigsten Themen für die Zukunft in Österreich.
Es hat sich gezeigt, dass die österreichischen Hochschulen den
Herausforderungen nicht mehr so gewachsen sind, wie sie es sein sollten. Es ist
erfreulich, dass sich an den Unis ein basisdemokratischer Widerstand
herausgebildet hat. Es ist erfreulich, dass man nicht sagen muss, das muss
geändert werden und tut doch mit, sondern dass die Studierenden selbst gezeigt
haben, bis hierher und nicht weiter, so kann es nicht weitergehen. Die
Studierenden brauchen dazu aber auch unsere Solidarität.
Wir bringen daher einen Antrag ein, der darauf abzielt, dass die
Bundesregierung, und insbesondere der zuständige Wissenschaftsminister, wie
immer der oder die dann auch heißen wird, aufgefordert wird, die Vorschläge der
Studierenden laut Antragsbegründung umzusetzen und eine Qualitätsverbesserung
an den österreichischen Hochschulen zu gewährleisten. Wir brauchen Bildung
statt Ausbildung. Wir brauchen freien Hochschulzugang, Demokratisierung der
Universitäten, die Ausfinanzierung der Universitäten, die Beendigung der
prekären Dienstverhältnisse an den Universitäten und eine Sicherstellung, dass
es endlich eine 50-prozentige Frauenquote in allen Bereichen des universitären
Personals gibt.
All das ist wichtig. Wenn Sie gesehen haben, wie viele Studierende und
wie viele Menschen, die sich mit ihnen solidarisiert haben, bei der Demo am
Mittwochabend waren, dann würden Sie wissen, dass das ein brennendes Thema ist.
Dann würden Sie alle wissen, dass es wichtig ist, an den österreichischen
Hochschulen endlich etwas zu ändern und dafür zu sorgen, dass dort vernünftige
Bedingungen herrschen! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist
Herr Ing Mag Dworak. Ich erteile es ihm.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr
Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Stadträte beziehungsweise ... (GR Ernst Woller: Hier!) Ah, ein
Stadtrat ist da! Herr Stadtrat! (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ich
höre Ihnen immer zu, auch wenn ich nicht in der ersten Reihe sitze!) - Ja,
ich sehe, Sie sind aus der ersten Reihe ein bisschen weiter nach hinten gerückt.
Die Vereinigten Bühnen bekommen bekanntlich heuer
37,3 Millionen EUR. Diese 37,3 Millionen EUR sind der
größte Einzelbetrag im Wiener Kulturbudget. Im Vorjahr haben sie bekanntlich
40 Millionen EUR erhalten. Allerdings kritisiert das Kontrollamt -
und das wissen Sie alle, meine Damen und Herren -, dass hier offensichtlich die
Basis für die Förderung ein falsches Budget war, ein nämlich dauernd
wechselndes Budget, wodurch zu viel Subventionen ausgezahlt worden sind. Schaut
man sich den Gewinn aus der G-und-V-Rechnung aus dem Jahr 2006 an, sind es
11 Millionen EUR. Schaut man sich den Gewinn aus dem Jahr 2007 an,
sind es 11,6 Millionen EUR. Dass sich der Herr Woller dann hinstellt
und 37,3 Millionen EUR als die ganz große Großtat der Vereinigten
Bühnen mit reduziertem Ansuchen für die Subvention anführt, halte ich wirklich
für
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