Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 95
84 Prozent dieser Summe an das Theater an der Wien gehen. Die
restlichen 400 000 sind, und das finden wir gut, an den Umbau im
Nestroyhof gegangen. Gut so. Das wäre ein Beispiel gewesen, wie man einerseits
mit Umbauten konjunkturbelebende Maßnahmen in dieser Stadt macht, indem
Kulturbauten renoviert und restauriert werden. Aber 84 Prozent dieser
Summe für das Theater an der Wien ist doch bitte eine Verhöhnung an all den
Kulturinitiativen, an all den Bauten, an all dem Zerfallenen, was wir in dieser
Stadt haben, an den Renovierungsbedürftigen, die das nicht bekommen. Gerade
jetzt läuft erfolgreich die Viennale im Gartenbaukino. Das Gartenbaukino
braucht dringend eine Sanierung, bekommt aber nichts aus dem Konjunkturpaket
der Frau Brauner. Über die jüdischen Friedhöfe habe ich hier schon sehr oft
diskutiert und man könnte mit ein wenig Geld jetzt schon viel erreichen. Es
wäre eine Kulturbelebung par excellence. Da könnten Gärtner und Gärtnerinnen
angestellt werden, Steinmetze, Restauratoren, Kunsthistoriker,
Kunsthistorikerinnen und es wäre nachhaltig. Aber es werden 84 Prozent dem
Theater an der Wien gegeben.
Im 4. Bezirk gibt es ein wunderschönes altes Jugendstiltheater,
das kein Mensch mehr kennt. Ich glaube, Mitte der 90er Jahre hat der Markus
Kupferblum das letzte Mal dort etwas gemacht, das Mala Strana, dringend
renovierungsbedürftig, sehr vergleichbar mit dem Nestroyhof. Nein, von den
2,5 Millionen EUR gehen 2,1 Millionen ins Theater an der Wien.
Das ist nicht einzusehen. Es ist unfair gegenüber allen Kulturinitiativen,
gegen all die Menschen, die dringend Geld brauchen. Und dass die Kultur ein
wesentlicher Konjunkturmotor dieser Stadt ist, haben Sie ja glücklicherweise
selbst in einer Studie vor Kurzem festgestellt. Kultur ist ein
Wirtschaftsfaktor in dieser Stadt. Kultur ist ein Tourismusfaktor in dieser
Stadt. Und Kultur, und das ist auch das Wichtigste, ist in hohem Maße auch
notwendig für eine Metropole wie Wien. Die GRÜNEN stellen daher den folgenden
Beschluss- und Resolutionsantrag:
„Die Frau amtsführende Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftspolitik und
Wiener Stadtwerke möge in Absprache mit dem Herrn amtsführenden Stadtrat für
Kultur und Wissenschaft beschließen, mit den Mitteln des Kulturkonjunkturpakets
auch Kunst- und Kulturinstitutionen aus verschiedenen Sparten beziehungsweise
jene, die das kulturelle Erbe sichern, zu fördern, um die Konjunktur zu beleben
und das nachhaltige Wirtschaften dieser Institutionen zu ermöglichen.“
Meine Damen und Herren, die Vereinigten Bühnen Wien, die offensichtlich
mehr die Kulturpolitik bestimmen als die Politik selbst, sind nicht die
einzigen Kulturschaffenden dieser Stadt. Die vom Kollegen Ebinger vorhin
genannte Aussendung des Herrn Kollegen Woller war ja wortwörtlich von einer
Aussendung des Herrn Drozda von einem Tag zuvor abgeschrieben, das heißt, dass
auch die offizielle Kulturpolitik der Stadt Wien wortwörtlich den Vereinigten
Bühnen Wien folgt und nicht umgekehrt. Wir brauchen hier eine offene
Diskussion. Wir brauchen Transparenz. Wir brauchen Klarheit. Wir brauchen
Perspektive und wir brauchen Ehrlichkeit in dieser Stadt, besonders bei den
Vereinigten Bühnen Wien. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist
Herr GR Dr Wolf. Ich erteile es ihm.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Die Vereinigten Bühnen Wien stehen heute zwei Mal zur Debatte. Ich
halte es für richtig und notwendig, das System der Vereinigten Bühnen Wien zu
diskutieren, hier, jetzt an Hand eines Subventionsbegehrens zum Umbau und in
einer von meiner Fraktion verlangten Dringlichen Anfrage an den Herrn
Bürgermeister zum Gesamtsystem der Vereinigten Bühnen Wien. Man kann das System
der Vereinigten Bühnen Wien mit wenigen Worten umschreiben: Tricksen,
verschleiern und kassieren und zwar heftigst kassieren. (Beifall bei der
ÖVP.)
Wir reden bei den Vereinigten Bühnen Wien vom größten Subventionsnehmer
der Stadt im Kulturbereich. Wir meinen, dass eine besondere Verantwortung
gegeben ist, wenn man zwischen 30 und 40 Millionen öffentliche Gelder pro
Jahr in Kultur investiert. Wir diskutieren nicht über die Qualität des
Gebotenen, sondern wir diskutieren jetzt einmal über die Vorgangsweise bei
Subventionen, wie hier vorgegangen wird. Alle Fragen, Musical, Flops, et cetera
werden wir später sicher noch Gelegenheit haben zu diskutieren. Hier geht es
jetzt einmal darum, das System dieses Subventionswerbers transparent zu machen.
Hier geht es darum, einmal aufzuzeigen, wie das in der Stadt so läuft, wo der
Herr Vorsitzende des Kulturausschusses sich dann vom Generaldirektor der
Vereinigten Bühnen Wien formulieren lässt, was er sagt.
Also: Am 11.11.2008 haben die Vereinigten Bühnen Wien einen
Subventionsantrag gestellt, in dem stand, zum Betrieb im laufenden Jahr, also
im kommenden Jahr 2009, würden soundso viel Gelder benötigt werden. Und dann
ist auch für das Theater an der Wien eine Investition laut Investitionsplanung
2009 in Höhe von 359 000 EUR beantragt worden. Und das wurde auch
genehmigt. Man würde Orchesterhubumbau machen, Beleuchtung, Video, Kostüm, Ton,
et cetera, insgesamt 359 000 EUR laut Investitionsplan. Kollege
Schreuder hat schon auf die Skurrilität, um es freundlich zu sagen,
hingewiesen, dass die Begründung der folgenden Subvention, man könne Placido
Domingo und ähnlichen Weltstars nicht zumuten, mit Bühnenarbeitern auf gleicher
Ebene zu sein, eine beachtenswert sozialdemokratische Zugangsweise ist. Aber
das ist Ihr Problem, nicht unseres.
Wenige Wochen nachdem die Vereinigten Bühnen Wien
knapp 360 000 EUR Subvention zugesagt bekommen haben und bekommen
haben, hat die Frau Vizebürgermeisterin und Finanzstadträtin bereits eine Subventionssumme
von 2,1 Millionen für einen weitergehenden Umbau zugesagt. Das war im
Februar. Also eine sehr weitgehende Investitionsplanung mag ich nicht erkennen,
wenn man innerhalb von ein paar Wochen
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