Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 95
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Herr Bürgermeister, seit mehr als acht Jahren ist diese Ruine doch
irgendwie ein Schandmal in dieser Stadt, weil die Sophiensäle auch als
architektonisch interessantes Monument für die Geschichte dieser Stadt eine
große Rolle gespielt haben, gerade auch für die Musikgeschichte dieser Stadt,
und es ist richtig, dass der erste Eigentümer überhaupt nichts getan hat,
sondern die Situation noch verschlechtert hat.
Sie haben jetzt davon gesprochen, dass wir damit rechnen können, dass
es bis Ende des Jahres soweit ist, dass hier tatsächlich Schritte gesetzt
werden. Wann werden Sie uns ganz konkret davon informieren, was hier wann
geschieht? Es gibt ja Projekte, eines ist sogar vor ungefähr zweieinhalb Jahren
schon ausgestellt gewesen, und da war eigentlich die Hoffnung da, dass das
relativ rasch vor sich geht, und jetzt warten wir schon wieder. Wann wird es
wirklich das ganz konkrete „Go!" geben?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Also noch einmal: Bei all diesen
Projekten gibt es natürlich auch eine ökonomische Komponente, das ist zwischen
uns sicherlich auch unbestritten. Die ökonomische Komponente liegt eigentlich
nicht so sehr im Bereich des denkmalgeschützten Teiles, sondern in dem frei zu
verbauenden Bereich. Ich gehe davon aus – und alle Informationen, die mich
diesbezüglich erreicht haben, lassen das zu –, dass eine Entscheidung noch vor
dem Jahreswechsel fallen wird, sodass im Frühjahr tatsächlich mit dem Bau
begonnen werden kann.
Es hat mich ja knapp vor seinem Tod auch noch der Geschäftsführer der
ARWAG entsprechend darüber informiert, dass sie eigentlich vor dem Abschluss
dieses Vertrages stehen. Daher gehe ich davon aus, dass nach der Entscheidung
über seinen Nachfolger diese Verhandlungen dann auch tatsächlich abgeschlossen
werden können. Das ist sozusagen auch der Grund meiner Zurückhaltung hier. Ich
sage nur, die neuen Eigentümer haben natürlich eine fundamental wichtige
Maßnahme gesetzt – darauf möchte ich schon hinweisen –, sie haben nämlich den
denkmalgeschützten Teil tatsächlich geschützt, was all die sechs Jahre vorher
unter dem vorherigen Besitzer nicht passiert ist. Ganz im Gegenteil! Man hat
auf der formalrechtlichen Ebene alles versucht, dies entsprechend zu unterbinden,
weil man dann davon ausgegangen ist, dass der Denkmalschutz irgendwann aufgibt.
Nun, der hat nicht aufgegeben und die Stadt Wien auch nicht, und wir
haben es daher auf diese Art und Weise gelöst. Die neuen Eigentümer haben die
Maßnahme zum Schutz des Denkmalbereiches gesetzt. Dass sie nunmehr darauf
schauen, dass es hier auch eine wirtschaftlich vernünftige Lösung gibt, ist
ihnen wirklich nicht zu verübeln. Aber, wie gesagt, ich nehme an, dass das in
den nächsten zwei Monaten erledigt ist.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die
2. Zusatzfrage wird von Herrn GR Prof Dr Eisenstein gestellt. Bitte.
GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Guten Morgen, Herr Bürgermeister!
Danke für die Auskunft. 2010 soll es jetzt richtig losgehen. Wir freuen
uns alle darauf. Die Sophiensäle waren ja lange, lange vor meiner Zeit im
Gemeinderat ein schlagendes Thema, sind auch immer wieder Thema, und Sie haben
es ja selber gerade auch angesprochen.
Meine Frage an Sie, sehr geehrter Herr Bürgermeister: Aus meiner
Fraktion ist immer gefordert worden, dass wir bei der Wiederherstellung, also
bei der Renovierung, Restaurierung auf eine Symbiose, auf eine Zusammenschau
von moderner und alter Architektur Rücksicht nehmen sollten, eine solche hier
durchführen sollten. Werden Sie ein solches Projekt unterstützen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Ja, selbstverständlich werde ich
ein Projekt unterstützen, das zum einen dem nicht nur bauhistorischen Erbe der
Sophiensäle entsprechend Rechnung trägt, während auf der anderen Seite jene
Teile, die sich nicht in diesem Bereich befinden, auch entsprechend in moderner
Architektur dargestellt werden. So etwas kann man in der Stadt des Öfteren
beobachten, so etwas gibt es übrigens auch in anderen Städten, nämlich diese
Symbiose – wie Sie es genannt haben; das ist ja ein guter Begriff – der
Architektur so darzustellen.
Ein solches Projekt ist auch hier vorgesehen, und das werde ich auch
entsprechend unterstützen. Es scheint mir sehr vernünftig zu sein, und es
scheint auch – das soll man auch sagen – sehr schön zu sein.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 3. Zusatzfrage
wird von GR Schreuder gestellt. Bitte schön.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im Rathaus):
Vielen Dank. Wir beschäftigen uns während des gesamten Tages hier auch mit dem
Konjunkturpaket, sprich, Umbauten von historischen Gebäuden beziehungsweise von
Kulturinstitutionen, die im Rahmen des Wiener Konjunkturpakets renoviert und
restauriert werden. 2,1 Millionen EUR von diesen 2,5 gehen jetzt an das
Theater an der Wien.
Meine Frage an Sie, weil ja auch das Budget des nächsten Jahres
demnächst ansteht: Wird es weitere Renovierungen und Restaurierungen von
Kulturgebäuden oder von historischen Gebäuden geben im Rahmen eines
Konjunkturpakets, und wenn ja, welche Kulturareale oder welche
Kulturinstitutionen werden das sein? Ich denke zum Beispiel, das Gartenbaukino
bräuchte dringend eine Renovierung, die jüdischen Friedhöfe sind immer noch ein
Thema. Gibt es da schon irgendwelche Vorschläge?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sie selbst
beweisen jetzt gerade, dass es offensichtlich eine ganze Fülle von Vorschlägen
gibt. Ich bin gerne bereit, den Herrn Kulturstadtrat zu bitten, dass er Ihnen
eine vollständige Liste
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