Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 95
und – wie ich mir sicher bin – auch Ihren nicht haben. Ich
meine nämlich, dass – um es auf Wienerisch zu sagen – „Owezahrer“ und
Leute, die eine Situation ausnützen wollen, von unserer Seite sicherlich nicht
schutzwürdig sind. Schutzwürdig sind jene, die tatsächlich krank geworden sind,
einen Dienstunfall oder Ähnliches hatten, und diese sind dann auch ordentlich
und respektvoll zu behandeln. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Danke. Die 4. Zusatzfrage wird von Herrn GR Margulies gestellt. –
Bitte.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter
Herr Bürgermeister!
Auf Grund Ihrer Antwort fühle ich mich jetzt fast bemüßigt zu sagen:
Die Ahnungslosigkeit betreffend Fürsorgepflicht wird nur noch durch die
Ahnungslosigkeit darüber, was im Magistrat vorgeht, übertroffen! Sogar wir
wissen, dass solche Briefe in der MA 34, in der MA 70 und einigen
anderen Abteilungen verschickt werden. Es werden Schimmelbriefe verschickt.
Jetzt sage ich Ihnen ganz konkret: Wir wissen genau so gut, dass es in
jedem System Menschen gibt, die Missbrauch betreiben. Die Leidtragenden sind in
der Regel aber nicht die 2 Prozent, die das System missbrauchen, sondern
die 98 Prozent anderen. Dem entgegenzuwirken, gibt es aber andere
Möglichkeiten.
Ich sage auch etwas zur Fürsorgepflicht: Es ist nicht notwendig,
jemanden nach einer Diagnose zu fragen. Selbstverständlich ist es sinnvoll zu
erheben, ob die Umstände, weswegen jemand krank wird, im beruflichen Umfeld zu
suchen sind. Das ist in einem guten Betriebsklima ohne Bekanntgabe der
medizinischen Diagnose möglich. Die Frage, welche Arbeiten jemand ausführen
kann, entscheidet der Amtsarzt. Es gibt einen Katalog in der Gemeinde Wien,
anhand dessen genau festgestellt werden kann, welche Tätigkeiten jemand ausüben
kann. Alles andere ist eine Frage des Betriebsklimas.
Also es ist eine Frage des Betriebsklimas. Und wenn es so ist, dass ein
Großteil, rund 40 bis 50 Prozent der MitarbeiterInnen der MA 48 diese
Vorgehensweise als Mobbing empfinden, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen,
wenn es so hirnrissige Sachen gibt wie Stehtage, wo jemandem, weil er oft im
Krankenstand war, einfach gesagt wird, du bleibst eine Woche in der Werkstatt
und machst nichts – das ist ja das Absurde –, und jemand anderer muss die
Arbeit machen, und das Ganze geschieht unter dem Zuschauen der roten
Personalvertretung, es tut mir leid, das gehört geändert.
Daher zum letzten Mal noch einmal die klipp und klare Frage, ein
bisschen anders formuliert: Was wollen Sie tun, damit sich diese Missstände,
die wir jetzt aufgezeigt haben, in Wien nicht länger wiederholen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Nach der Wortmeldung und nach dem
Kommentar: Mir in dieser Frage Ahnungslosigkeit vorzuwerfen, dazu bedarf es
einer maßlosen Arroganz, die Sie ja offensichtlich Ihr ganzes Leben begleitet.
Ich nehme das so zur Kenntnis.
Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir uns ohne Weiteres über die
MA 48 beispielsweise stundenlang unterhalten können, weil meine Kenntnis
und Ihre Kenntnis und auch das Hineinfühlen gerade in diese mir immer sehr
wichtige Abteilung mit ganz großer Sicherheit sehr viel informativer und sehr
viel besser ist als das, was ich jetzt dazu zu hören gekriegt habe.
Ich sage daher dasselbe noch einmal klipp und klar: Jawohl, ich werde
selbstverständlich dafür eintreten, dass jene Menschen, die durch Krankheit
oder durch einen Dienstunfall entsprechend krank geworden sind, anständig und
respektvoll behandelt werden – überhaupt keine Frage! –, aber wie man Maßnahmen
zur Einhaltung der Fürsorgepflicht machen soll, ohne dass man weiß, was der
hat, und wie man die Begleitumstände der Erkrankung feststellen kann oder
feststellen soll, ohne dass man weiß, welche Krankheit der überhaupt hat, das
halte ich für phänomenal. Das kannst du erzählen, wem du willst, und da
herinnen auch. Nein – ich sage es noch einmal –, der Aufforderung zum
Rechtsbruch folge ich nicht. Das überlasse ich ausschließlich dir. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 4. Anfrage (FSP – 04298-2009/0001 – KGR/GM) wurde
von Herrn GR Dr Matthias Tschirf gestellt und ist gleichfalls an den Herrn
Bürgermeister gerichtet. (Die kultur- und
stadtgeschichtlich wertvollen Sophiensäle stellen in ihrem derzeitigen Zustand
nach mehr als acht Jahren als Ruine eine Schande für die Stadt Wien dar.
Inwieweit haben Sie sich, Herr Bürgermeister, konkret für die rasche Sanierung
des Baujuwels persönlich bei den Eigentümern engagiert?)
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr Klubobmann!
Zunächst ist in aller gebotenen Ruhe festzustellen, dass die Entwicklung nach dem
Brand der Sophiensäle insgesamt gesehen wahrscheinlich nicht in die Rubrik der
Ruhmesblätter einzuordnen ist. Das ist ja auch mit ein Grund, warum wir uns
alle miteinander sehr bemüht haben, dass es zu einem Eigentümerwechsel gekommen
ist, der gewährleistet, dass nunmehr auch entsprechende Maßnahmen gesetzt
werden.
Ja, es ist richtig, dass hier sehr rasch Maßnahmen aus
Denkmalschutzgründen ergriffen wurden. Diese sind als solche auch
abgeschlossen. Es ist die grundsätzliche Bewilligung des Denkmalamtes auch bei
Projektvarianten vorhanden – für diese geschützten Teile ist das ja schon
geklärt –, es sind baurechtliche Bewilligungen entsprechend vorhanden, und ich
denke, dass auch über die letzte Frage, die hier noch zu entscheiden ist,
nämlich über jenen Bereich, der sich nicht im Denkmalschutzbereich selbst
befindet und seine entsprechende Nutzung, wozu zwei Varianten übriggeblieben
sind, noch vor Jahreswechsel die Entscheidung getroffen werden kann, sodass mit
Beginn der kommenden Bauperiode, also mit Beginn des Frühjahrs tatsächlich auch
Baubeginn sein kann.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die
1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Dr Tschirf gestellt.
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