Gemeinderat,
50. Sitzung vom 09.09.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 37
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr
GR Mag Reindl.
Bevor ich ihm das Wort erteile, möchte ich auf das Verlangen des
Klubobmanns der ÖVP nach einem Ordnungsruf an GR Valentin eingehen. Ich zitiere
den Satz, wie er im vorläufigen Protokoll vermerkt ist.
Der Redner hat sich mit Herrn Domany auseinandergesetzt und hat
Folgendes gesagt, wobei ich hinzufüge, dass noch viele Punkterln im Protokoll
sind. – Ich zitiere aus dem vorläufigen Protokoll: „Für den Bau des
Skylink ist er verantwortlich, für Planung und Bau. Das, was Niederösterreich
gemacht hat und was Sie heute loben“ – das „was Sie heute loben“ wäre an
die ÖVP gerichtet gewesen – „war in Wirklichkeit eine Flucht. In
Wirklichkeit ist Ihnen das Wasser bis zum Hals gestanden, als Sie gesehen
haben, was dieser Mann tatsächlich angestellt hat und nicht repariert“ –
ich interpretiere dieses eine Wort jetzt ein bisschen anders, als es da
steht – „hat.“
Ich habe jetzt auch mit Klubobmann Tschirf darüber gesprochen. Ich
vertrete nicht die Ansicht, dass hier etwas steht, was einem Ordnungsruf
gerecht wird. Ich meine nur, dass hier unter Umständen interpretiert werden
könnte, dass vorverurteilt wird.
Ich würde insgesamt bitten, weil wir auch manche solcher Aussagen
anderer Gemeinderäte mitgeschrieben haben, bei denen ähnlich vorverurteilt
wurde, dass wir ganz einfach auf die Sprache, die hier zum Ausdruck kommt, viel
mehr Rücksicht nehmen!
Ich hoffe, damit auch dem Wunsch der ÖVP gerecht zu werden, indem ich
keinen Ordnungsruf ausspreche, aber darum bitte, mit der Sprache und der
Anwendung der Sprache in Zukunft etwas sorgfältiger umzugehen.
Nun erteile ich Herrn GR Mag Reindl das Wort.
GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine
Damen und Herren!
Angesichts der Worte der Opposition, die ich heute gehört habe, könnte
man meinen, dass es mir die Stimme verschlagen hat. Es war aber der gestrige
3:0-Sieg im Wiener Stadion, der mich etwas gefordert hat! (Beifall bei der
SPÖ.)
Das sage ich auch als Austrianer, das möchte ich auch noch angemerkt
haben! Dass das den Applauspegel wieder etwas senkt, ist mir auch klar!
Meine Damen und Herren! Wir haben hier heute sehr verschiedene Aussagen
und Zitate gehört. Ich möchte jetzt nicht auf alle eingehen, ich möchte aber
doch in Richtung ÖVP, namentlich zu den Kollegen Neuhuber und Dworak sagen:
Wenn Sie schon aus der Zeitung zitieren, dann zitieren Sie bitte richtig! Sie
haben Sätze aus dem Zusammenhang gerissen und es so dargestellt, als ob das,
was Sie gesagt haben, die Wahrheit wäre.
Ich stelle jetzt richtig. Wahr ist vielmehr: Frau VBgmin Brauner wurde
vom Bezirksjournal gefragt: „Wird es wie in Niederösterreich personelle
Konsequenzen geben?“ Darauf Brauner: „Nein. Wien tauscht niemanden aus. Die
Einzigen, die wir entsenden,“ – und jetzt kommt das Interessante, das Sie
natürlich weggelassen haben „sind unsere zwei Aufsichtsräte, und diese sollen
jetzt, wie alle anderen auch, alles daran setzen, dass der Skylink möglichst
rasch, möglichst günstig, möglichst effektiv und effizient fertiggebaut wird.“
Das ist das ganze Zitat. Und daran sehen Sie, meine Damen und Herren,
wie Sie bei diesem Thema heute arbeiten: Untergriffig, falsch zitierend,
tendenziös und zum Schaden unserer Regierungsmitglieder und des Flughafens
Wien. Und das verurteile ich auf das Schärfste! (Beifall bei der SPÖ.)
Außerdem möchte ich überhaupt anmerken, dass die ÖVP offensichtlich ein
schlechtes Langzeitgedächtnis hat. Wenn nämlich hier über diesen
Syndikatsvertrag so gewettert wird, dann darf ich schon fragen: Wissen Sie
eigentlich, wann dieser beschlossen wurde und wer diesen abgeschlossen
beziehungsweise beschlossen hat? – Ich kann es Ihnen sagen: 1999 haben der
Finanzausschuss und der Gemeinderat der Stadt Wien diesen Syndikatsvertrag
beschlossen. Und wissen Sie, wer damals die Zustimmung zu diesem Syndikatsvertrag
gegeben hat? Die SPÖ und die ÖVP! Wenn man sich jetzt herstellt und so tut, als
ob man nicht dabei gewesen wäre und von nichts wisse, dann zeigt das wieder
tendenzielle Wahrnehmung, falsche Zitiererei und den Versuch, alles der SPÖ in
die Schuhe zu schieben. Und das lehnen wir auf das Schärfste ab! (Beifall
bei der SPÖ.)
Überhaupt hat die ÖVP heute die Waschmaschine anlaufen lassen, denn
wenn ich mir anhöre, was der tolle Landeshauptmann von Niederösterreich nicht
alles mit seiner tollen Mannschaft zusammengebracht hat und dass eigentlich nur
in den Gremien und in den Organen des Aufsichtsrates und den Organen des
Vorstandes die SPÖ das Sagen hat – ja, liebe Leute, schaut euch das einmal an:
Es ist nicht so! Hier, bitte, hat die niederösterreichische ÖVP bei Gott keine
Reinwäsche gemacht! Mein Vorredner hat ganz klar aufgezeigt, wo im Vorstand und
im Aufsichtsrat die Verantwortlichkeiten liegen, und wenn Sie jetzt sagen: Die
roten Vorstände hatten das Controlling und die Revision und daher ist der ausführende
Schwarze unschuldig!, dann ist das – Entschuldigung! –, gelinde
gesagt, ein Blödsinn!
Ich möchte auch Kollegen Maresch bitten, lieber bei seinen Umweltthemen
zu bleiben. Ich sage das nur zu seinem Selbstschutz. Du hast gesagt: Wie soll
der Flughafen aus 25 Millionen EUR Gewinn den Skylink bezahlen? Das
hast du gesagt, daran wirst du dich ja erinnern. – Ich halte fest: Der
Flughafen hat voriges Jahr – und Kollege Margulies weiß das viel
besser – einen weit höheren Gewinn gemacht. Er hat einen Cashflow –
und das ist die entscheidende Ziffer – von 200 Millionen EUR
erwirtschaftet, er hat in den letzten zehn Jahren 88 Millionen EUR
Dividenden an die Stadt Wien gezahlt, 440 Millionen Dividenden
ausgeschüttet und pro Jahr außerdem zwischen 20 und 30 Millionen EUR
Steuer bezahlt.
2009
wird es ein bisschen weniger sein, denn es gibt nun so etwas wie die
Wirtschaftskrise. Dem Flughafen ist es aber gelungen – das kann man
zumindest angesichts der bis jetzt vorliegenden Zahlen sagen – durch
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