Gemeinderat,
50. Sitzung vom 09.09.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 37
Planungs-
und Ausführungsfirma der Lüftungsanlage pleite. Der Nachfolger will nicht zu
gleichen Konditionen anbieten. – Vieles davon ist bekannt.
Die Planungskosten auf Grund der oftmaligen Umplanungen werden zum
Desaster für den Bau. Rund 20 Prozent der Baukosten sind Planungskosten,
international ist höchstens mit 15 Prozent zu rechnen. Zu Beginn 1999 gab es
keinen Generalplaner, und 2001 gab es auch keinen Masterplan. Für diesen Masterplan
wäre Kurt Kaufmann zuständig gewesen.
Man fragt sich wirklich, inwieweit die von der Politik eingesetzten
Vorstände fähig genug waren, mit einem solchen Großprojekt umzugehen. Keiner
der Vorstände hatte nämlich Erfahrung mit Projekten dieser Dimension. Sie kamen
alle aus politiknahen Feldern.
Ich möchte jetzt auf den Artikel von beziehungsweise über Frau VBgmin
Renate Brauner im Bezirksjournal eingehen, der vom 11.9. stammt. Sie sagt dort
im Hinblick auf die Frage, ob es auch in Wien hinsichtlich der von der Wiener
SPÖ entsandten Vorstandsmitglieder zu personellen Konsequenzen kommen wird:
Nein, Wien tauscht niemanden aus. – Das klingt wie ein Hohn gegenüber den
Steuerzahlern!
Übrigens, dieser Artikel ist natürlich nicht von einem Journalisten
geschrieben, sondern ist ein Artikel made by SPÖ. Ich frage mich nur ... (GR
Mag Wolfgang Jung: Das hat sie bei Laska auch gesagt!) Ich sage
nur: Made by SPÖ. Offensichtlich weiß die SPÖ selbst nicht, was sie will!
Sehr problematisch sieht unsere Fraktion die Weigerung des
Flughafenmanagements, die Prüfung durch den Rechnungshof nicht zuzulassen. Wir
alle wissen, dass es bereits über 600 000 EUR kostet, zu verteidigen, dass
es keine Rechnungshofprüfung gibt. Die ÖVP-Niederösterreich hat sich dafür
eingesetzt, und Gott sei Dank gibt es jetzt eine Rechnungshofprüfung. Dafür
muss man wirklich allen Fraktionen danken! Allerdings frage ich mich, wer diese
700 Millionen zahlen wird.
Konsequenzen sind natürlich von unserem Bürgermeister einzufordern. Er
ist derjenige, der letztlich die Verantwortlichkeit trägt. Wir verlangen seinen
Einfluss auf die Aufklärung der Vorwürfe und letztlich entsprechende
Konsequenzen für den Aufsichtsrat und den Vorstand.
Ich darf noch eine Berichtigung des Vorredners anführen: Landesrat Gabmann
war nicht – wie behauptet wurde – Eigentümervertreter des Landes
Niederösterreich für den Flughafen. Er ist aber als ehemaliger
Wirtschaftslandesrat angesichts der Topraten in Niederösterreich hervorragend
dafür geeignet, als Vorstand seine Expertise im Unternehmen einzubringen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zu Wort gemeldet ist
Frau GRin Dipl-Ing Gretner. Ich erteile es ihr.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich nütze zu früher Stunde die Gelegenheit, hier auf etwas hinzuweisen.
Ich weiß nicht, wie viele von Ihnen den österreichischen Baukulturreport kennen
oder jemals davon gehört haben. Es geht in diesem Bericht, der 2006 von der
Bundesregierung beauftragt wurde, darum, in einem sehr weiten Prozess gemeinsam
mit der Bauwirtschaft, PlanerInnen und Verantwortungsträgern sicherzustellen,
dass in Österreich beste Bauten realisiert werden, und zwar auch im Sinne des
bestmöglichen Umgangs mit öffentlichen Geldern.
Ich möchte Ihnen zwei Zitate aus diesem Bericht vorlesen, weil ich
glaube, dass sie enorm wichtig sind, und ich finde, dass es sehr schade ist,
dass dieser Bericht, der sehr gut ist, aus Geldmangel nicht allen Bürgermeistern
zur Verfügung stellt wurde, obwohl die Bürgermeister in den Gemeinden doch die
oberste Baukompetenz haben. Daher lasse ich mir jetzt die Chance nicht
entgehen, jenen, die jetzt noch hier anwesend sind, zumindest zwei wichtigen
Stellen zum Thema Verantwortung vorzulesen.
In der Einleitung geht es um Baukultur und Verantwortung. – Da
heißt es: „Der öffentlichen Auftraggeber, insbesondere die Republik Österreich,
trägt besondere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Er hat
Vorbildfunktion und ist Sachwalter der BürgerInnen. Grundsätzlich müssen alle
Bauvorhaben, die direkt oder indirekt mit öffentlichen Mitteln finanziert oder
von öffentlichen Einrichtungen gemietet oder geleast werden, verbindlichen, die
Baukultur sichernden Qualitätskriterien unterworfen werden. Wesentlich für
diese Qualität von Bauwerken ist die Verankerung und Einhaltung entsprechender
qualitätsorientierter Prozesse.“
Und genau diese Prozesse vermisse ich und vermissen wir bei einer Reihe
von Bauvorhaben, die uns in den letzten Monaten und Jahren beschäftigt haben
und die jetzt auf Grund ihrer enormen Dimensionen und Wichtigkeit ins
Rampenlicht gerückt sind.
Wir stehen momentan in Wien ohne gut ausgebauten Flughafen und ohne gut
ausgebaute Bahnhöfe da. Diese sind jetzt zwar in Arbeit, aber wenn man derzeit
mit der Bahn in Wien ankommt oder abfährt, dann muss man doch sagen, dass die
Stadt sehr wohl einiges verschlafen hat, was zur Folge hat, dass es erst jetzt
zu einem Neubau kommt und dass nun alles gleichzeitig geschieht, sodass man
sich als Nutzer eines öffentlichen Verkehrsmittels ziemlich gehandicapt fühlt.
Zum Abschluss meiner kurzen Rede bringe ich noch ein Zitat aus dem
Baukulturreport, und zwar nicht die Worte einer bösen Zunge, sondern die
Ausführungen eines Verantwortlichen, der beauftragt wurde, einen Beitrag zu
schreiben. Er bringt das Ganze ziemlich gut auf den Punkt: „Wir, die
öffentlichen AuftraggeberInnen, sind Träger einer besonderen Verantwortung
gegenüber der Gesellschaft. Wir haben Vorbildfunktion und sind SachwalterInnen
der BürgerInnen. Ein öffentliches Gebäude ist Spiegelbild unserer Gesellschaft.
Es drückt das gesellschaftspolitische Klima einer Kommune aus.“
Wenn man sieht, was derzeit in Wien passiert, dann muss man leider
sagen: Wir haben dringenden Handlungsbedarf. – Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
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