Gemeinderat,
50. Sitzung vom 09.09.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 37
kleiner- oder größerreden –
bezahlen? Das werden wahrscheinlich der Steuerzahler und die Steuerzahlerin in
Wien, in Niederösterreich beziehungsweise möglicherweise in ganz Österreich bezahlen!
Genauso
war es auch bei der zweiten Piste. Diese hat letztendlich auch nicht der
Flughafen bezahlt, sondern die SteuerzahlerInnen, und zwar von ganz Österreich,
und so wird es auch bei der dritten Piste sein, zu der es jetzt den
Mediationsvertrag beziehungsweise die Umweltverträglichkeitsprüfung gibt.
Ich
möchte noch einmal zur AUA zurückkommen. Ich habe bis jetzt immer gedacht: Wenn
man etwas verkauft, dann bekommt man dafür Geld. Seit der AUA weiß ich: Wenn
man etwas verkauft, dann muss man 500 Millionen EUR zahlen. Das ist
eine interessante Interpretation von „Verkaufen"! Ich könnte eigentlich
auch sagen: Verschenken, zum Beispiel um einen Anerkennungspreis von
1 EUR. Aber da wurde in Wirklichkeit jemandem etwas aufgedrängt, und es
wurden ihm, damit er es auch wirklich nimmt, 500 Millionen EUR
hinten – wenn man so will – draufgelegt.
Ich
finde es auch besonders interessant, wenn dann Kollegen Valentin herauskommt
und von 50 000 Arbeitsplätzen und 200 000 Arbeitsplätzen im Tourismus
redet. Und wir – auch die GRÜNEN, mir hat er das auch einmal gesagt –
würden diese 50 000 Arbeitsplätze jetzt gefährden.
Da
frage ich mich ganz ernsthaft: Wer sitzt am Flughafen in der Vorstandsetage?
Ich kann Ihnen gerne vorlesen, wie alle von Schwarz und Rot heißen und wer
wohin gehört. Wer sitzt denn in der AUA? Sitzen da irgendwelche Unbekannten?
Nein! Da sitzen in Wirklichkeit genauso Vertreter von Schwarz und Rot oder Rot
und Schwarz, je nachdem, und diese sind verantwortlich. Und man hat gewusst,
was da geschieht.
Es
gab wirklich permanente parteipolitische Eingriffe. Die AUA wurde dazu
verdonnert, dafür zu sorgen, dass der Flughafen mehr Geld verdient. Das muss
man sich einmal vorstellen! Dafür, dass der Flughafen funktioniert hat, musste
die AUA bluten. Jetzt ist die AUA fertig und gehört der Lufthansa, und jetzt
sagt man: Es geht ohnedies alles so weiter, wir werden weiterhin einen
Spitzenflughafen haben. – Das stimmt nicht! Die Lufthansa ist jetzt schon
gezwungen, Destinationen der AUA aufzugeben und jemandem anderen zu geben. Der
Osteuropamarkt ist weggebrochen, wir haben weitaus weniger Fluggäste als
vorher, aber man redet immer noch von der dritten Piste. Diese wird auch eine
Milliarde kosten! Wer soll das zahlen? Die Stadt Wien? – Nein! Der Bund? – Wahrscheinlich!
Niemand weiß es. – Eine Organisation beziehungsweise Firma gibt es, die
das sicherlich nicht zahlen kann, und zwar ist das der Flughafen Wien!
Wir
haben also in Wirklichkeit ein AUA-Desaster, ein Skylink-Desaster, und
demnächst werden wir ein Drittes-Pisten-Desaster haben.
Ich
möchte mir noch ein bisschen Zeit behalten für den Schluss. – Es gibt da
aber noch eine Kleinigkeit, die Kollege Valentin als Ergänzung zu dem Antrag
hineingeschrieben hat, nämlich dass der Flughafen irgendetwas besonders
Ökologisches sei. – Also: Der Flughafen ist nichts Ökologisches! Dort gibt
es eine hohe Feinstaubbelastung, eine mordsmäßige Lärmbelastung, und vom CO2-Verbrauch
der Flugzeuge, die da landen und starten, und der Bodenfahrzeuge will ich jetzt
gar nicht reden. Von ökologisch ist also gar keine Rede. Das ist eine
unglaubliche Chuzpe!
Genau
dieselbe Chuzpe zeigt sich bei der Geschichte mit dem Nachtflugverbot über
Wien. Das gilt nur im Westen und im Süden, im Nordosten überhaupt nicht. Aber
wahrscheinlich gehören der Nordosten oder Transdanubien zumindest in diesem
Fall nicht in den Bereich der SPÖ.
Noch
einmal zurück: Herr Kollege Valentin hat gesagt, die große Errungenschaft ist
der CAT. – Ich rekapituliere: Ein Ticket für den CAT kostet 9 EUR,
wenn man hingegen mit der Schnellbahn vom und zum Flughafen fährt, kostet es
3,60 EUR. Das ist eine unglaubliche ökonomische Errungenschaft! Zudem
braucht der CAT ein bisschen länger als die Schnellbahn. Und was ist geschehen,
als der CAT eingerichtet wurde? – Die Zugangstafeln zur Schnellbahn wurden
abmontiert, niemand hat sich ausgekannt. Man musste suchen, und irgendwo fand
sich dann ein Hinweis auf die Bahn und sonst gar nichts.
Noch
einmal: Es gibt eine Alternative, die mindestens genauso ökologisch wie der CAT
ist, und diese kostet nur 3,60 EUR und nicht 9 EUR. Zu sagen, dass
der CAT eine große ökologische Errungenschaft sei, ist meiner Meinung nach
wirklich ein Witz!
Abgesehen
davon ist das das erste Mal, dass es sich beim CAT, was den öffentlichen
Verkehr auf Schienen – die demnächst Haselsteiner macht – in Österreich
betrifft, nicht mehr nur um die ÖBB handelt, sondern dieser wird von den ÖBB,
dem Flughafen und sonst noch jemandem betrieben. Man darf sich also nicht
irgendwie drücken und sagen: Da kommen dann die Kapitalisten! Nein! Der CAT ist
nichts anderes als das, was Sie vorhaben, anderswo zuzulassen. Und kommen Sie
mir nicht damit, dass das in Wirklichkeit nicht so ist! Faktum ist: Das ist
eine teure, unökologische Alternative.
Außerdem
befinden wir uns jetzt in einer Situation, in der in Wirklichkeit der
Flugverkehr massiv zurückgegangen ist. Was aber geschieht? – Der
Mediationsvertrag hindert Sie, die Flugrouten so zu legen, dass weniger Bürger
belastet sind als vorher. Dann steigen Sie doch aus dem Mediationsvertrag
endlich aus! Dann könnte man den Nordosten Wiens und mit den Nachtflügen auf
jeden Fall auch den Westen Wiens entlasten und Flugrouten über weniger
bewohntes Gebiet führen.
Noch
einmal zurück: Alle Verantwortlichen dafür heißen: ÖVP-Niederösterreich und
SPÖ-Wien. Und ich habe eine Bitte: Liebe ÖVP! Distanzieren Sie sich nicht von
der ÖVP-Niederösterreich, das wird Ihnen nicht wirklich gelingen. Sie tragen
nämlich dieselbe Verantwortung für das Desaster am Skylink wie die SPÖ! – Danke
schön.
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ing
Mag Dworak. – Ich erteile
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular