Gemeinderat,
50. Sitzung vom 09.09.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 37
Gepflogenheiten
des Herrn Pröll haben sich nicht geändert, weder des kleinen noch den großen,
in der gesamten ÖVP hat sich nichts geändert.
Bei
der Aufzählung der Tradition der roten Netzwerke wurde allerdings etwas
vergessen: Dass nämlich alles eins zu eins ist. Alles ist beim Flughafen eins
zu eins. Man kann die rote Linie sehen, man kann die schwarze Linie sehen. Und
es zeigt sich, dass Kollege Tschirf wahrscheinlich tatsächlich nicht allzu viel
in der ÖVP zu reden hat. Es wird nämlich schon spannend sein zu sehen, wie sich
neben der SPÖ auch die ÖVP bei den unterschiedlichen Zeugenladungen verhält.
Und ich bin überzeugt davon, dass uns Möglichkeiten einfallen werden, wenn die
Kooperation zwischen Wien und Niederösterreich untersucht wird, auch die
niederösterreichischen Vertreter einzuladen und genau zu befragen, welche Rolle
sie beim Skylink-Skandal gespielt haben.
Jetzt zurück zur SPÖ und warum es überhaupt so weit kommen muss. Ich
wäre tatsächlich Anhänger der Haltung gewesen, zunächst den Rechnungshof
kontrollieren zu lassen, denn ich glaube, dass wir viel mehr herausfinden, wenn
man im Anschluss daran eine Untersuchungskommission macht. So wird es aber
nicht sein, die Untersuchungskommission kommt jetzt.
Wenn ich mir das Schauspiel ansehe, das die Wiener Sozialdemokratie von
der Kindesweglegung der Verantwortung für den Skylink an bis heute darbietet,
ohne zu ihrer Verantwortung zu stehen, obwohl jeder Blinde mittlerweile erkennt,
dass dieser Syndikatsvertrag dem Land Niederösterreich und der Stadt Wien eine
beherrschende Stellung einräumt, und ohne einzugestehen, dass da wirklich etwas
getan werden müssen hätte, was aber bis heute nicht geschehen ist, dann trifft
auch für mich wirklich das zu, was Maria Vassilakou am Anfang mit
„Fremdgenieren“ bezeichnet hat. Ich geniere mich dafür im Interesse der Wiener
und Wienerinnen, dass die Stadt Wien als 20 Prozent-Eigentümerin und de
facto gemeinsam mit dem Land Niederösterreich als beherrschender Eigentümer
kein Interesse daran zeigt aufzudecken, was eigentlich passiert ist.
Jetzt komme ich zum Rechnungshof. Dass die Vorstände kein Interesse
daran haben, dass der Rechnungshof prüft, ist mir klar. Klarerweise will man
alles wegschieben, wenn man für die Fehler verantwortlich ist, und ist daran
interessiert, dass man eigentlich dafür nicht verantwortlich gemacht werden
kann. Dass die Aufsichtsräte kein Interesse daran haben, dass der Rechnungshof
prüft, ist mir auch noch klar, denn auch für Aufsichtsräte besteht in gewisser
Hinsicht eine Haftungspflicht, und irgendwann müssen sie sich auch einmal
denken: Warum haben wir nicht erkannt, dass die Vorstände so unfähig sind?
Aber dass die Aktionäre und Eigentümer kein Interesse daran haben sollten,
wenn eine unbefangene und von breiten Teilen der österreichischen Bevölkerung
außer Streit gestellte Instanz wie der Rechnungshof das prüft, um aufzudecken,
wer verantwortlich ist, damit man möglicherweise auch als Eigentümer die
Aufsichtsräte und Vorstandsmitglieder zur Verantwortung ziehen kann, das muss
meines Erachtens einen Grund haben. Da soll man dann nicht kommen und sagen,
dass das der Tod von PPP-Modellen oder Ähnliches wäre.
Mein Vorredner, Herr Kollege Neuhuber, hat es auch schon gesagt. Ich
glaube, dass sich jeder Kleinaktionär des Flughafens freut, wenn der
Rechnungshof prüft. Ich habe etwas vermisst. Halbherzige Aussagen genügen
nämlich nicht. Es genügt nicht, wenn man sagt: Wir werden schauen, dass im
Rahmen des Gesetzes eine Sonderprüfung durchgeführt wird, et cetera. –
Warum hat es Bgm Dr Häupl nicht geschafft, ganz beinhart schon vor einem halben
Jahr festzustellen: Ich als Eigentümervertreter der 20 Prozent wünsche
mir, dass der Rechnungshof prüft?
Selbstverständlich ist das eine Botschaft, die sowohl in Gesprächen mit
dem Land Niederösterreich, wenn es um den Syndikatsvertrag geht, mitgeteilt
wird, als auch den Aufsichtsräten, als auch den Vorstandsmitgliedern. Sollen
sie damit tun, was sie wollen! Wir wissen, wie die reale Einflussnahme im
Aktiengesetz geregelt ist. Die informelle Einflussnahme zeigt sich sowohl in
manchen Rechnungshofberichten als auch in einem Rechtsgutachten, das in Tirol
über die formale und informelle Struktur der Eigentümerschaft von Gemeinden
beziehungsweise des Landes Tirol erstellt wurde. Selbst der Rechnungshof hat
schon festgestellt, dass zwischen den Einflussnahmen im Aktienrecht und der
realen Situation zu unterscheiden ist.
Der Eigentümer hat die Möglichkeit, Aufsichtsräte abzuberufen. Der
Aufsichtsrat hat die Möglichkeit, Vorstände abzuberufen, und real funktioniert
das auch so, das weiß jeder und jede Einzelne hier im Saal. Der oder die
EigentümerIn schafft an, insbesondere bei Aktiengesellschaften in einer
Dimension des Flughafens beziehungsweise des öffentlichen Bereichs. Das wissen
wir alle, wir müssen uns nicht von irgendjemandem erzählen lassen, dass es
nicht so wäre.
Es wurde auch erwähnt, dass die Verluste nicht von einem Tag auf den
anderen gekommen sind. Es wurde aufgedeckt, dass es eine Sammlung von
Missmanagement, Vergabefehlern, Wegschauen und mangelndem Controlling gab. Und
letztlich drängt sich ein Verdacht auf: Wenn einer der Hauptaktionäre standhaft
die Kontrolle verweigert, um nicht darauf zu kommen, wie er sein Geld
zurückbekommen kann, dann besteht Anlass zur Vermutung, dass einer oder beide
Hauptaktionäre im Gegensatz zu den Kleinaktionären oder zumindest Freunde,
Freundinnen und Günstlinge davon profitiert haben.
Das
sind Aspekte, die wir jetzt untersuchen müssen. Es wäre ganz anders gewesen,
wenn die Wiener Sozialdemokratie gesagt hätte: Die Kostenexplosion ist
dramatisch, es bedarf einer sofortigen Kontrolle und eines sofortigen
Austauschs mit Prüfung von haftungsrechtlichen Ansprüchen der Vorstände und der
Aufsichtsräte. Es ist aber nichts geschehen! Und das ist die eigentliche
Problematik! Das ist die Problematik, die die Menschen draußen narrisch macht.
Jeder kleine Häuslbauer weiß es, und selbst wenn man nur seine eigene Wohnung
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular