Gemeinderat,
50. Sitzung vom 09.09.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 37
umgedacht
werden. Man muss darüber nachdenken, wie man mit Kleinaktionären, die alle
einen kleinen Anteil als Eigentümer an der Flughafen AG haben, umgeht. Dazu
gehört eine ganz neue finanzpolitische Kultur auch in Ihren Reihen! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich komme zum Schluss. Ich glaube, wenn es eine mehr als
hundertprozentige Budgetüberschreitung gibt und hunderte Millionen den Bach
hinuntergehen, dann ist das ohne jeden Zweifel ein Desaster! Der Vorstand hätte
schon viel früher als Gesamtorgan reagieren und gegensteuern müssen. Das
betrifft nicht einzelne Personen, sondern den gesamten Vorstand. Und die Wiener
Politik war eingebunden und reagierte nicht. Das ist der Sukkus: Auf Grund dieses
Sumpfs ist eine Untersuchungskommission extrem wichtig, um hier einmal
Aufklärung zu bringen. Es ist unsere Pflicht, quasi als Aufsichtsorgan der
Stadt Wien AG einmal zu schauen, was mit den Wiener Steuergeldern dort wirklich
passiert und welche politischen Verantwortungen es gibt. – Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zu einer tatsächlichen
Berichtigung hat sich Herr Kollege Valentin gemeldet.
GR Erich Valentin (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Normalerweise bin ich nicht so pizzelig mit Berichtigungen, aber hier
geht es ja offensichtlich um Fragen von Rechtseinschätzungen, die uns auch noch
einige Zeit in einer UK beschäftigen werden.
Ich habe nicht von einer Geschäftseinteilung gesprochen, sondern
vielmehr von einer Geschäftsordnung.
Kollege Neuhuber wird wahrscheinlich den Unterschied kennen, das
unterstelle ich ihm jetzt einmal. Im Sinne des Aktienrechtes gibt es für den
Vorstand in der FWAG eine Geschäftsordnung. Diese hat er sich nicht selbst
gegeben, sondern diese ist nach dem Aktienrecht vom Aufsichtsrat beschlossen
worden. Das ist etwas anderes, als wenn man sich Geschäfte einteilt, und daraus
ergeben sich nach Aktienrecht konkrete Primär- und
Sekundärverantwortlichkeiten, über deren Dimension wir andernorts noch sprechen
werden.
Ich möchte hier und heute festhalten: Es ist nicht so, wie Kollege
Neuhuber gesagt hat, dass es hier um eine Geschäftsressortverteilung geht,
sondern es geht um eine aktienrechtliche Geschäftsordnung, und das ist von der
Haftung her etwas ganz anderes, und deshalb ist auch die Haftung nicht so zu
sehen, wie Sie gesagt haben.
Ich halte das einmal fest, weil ich davon überzeugt bin, dass dieses
Protokoll der heutigen Sitzung wahrscheinlich auch in den nächsten Sitzungen
und andernorts eine gewisse Dimension entwickeln wird.
Ich möchte hier und heute festhalten: Es handelt sich um eine
aktienrechtliche Geschäftsordnung und nicht um eine Geschäftsaufteilung. –
Danke schön.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zu Wort gelangt
Herr Kollege Mag Gudenus. – Bitte.
GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine verehrten Damen und
Herren!
Es ist wirklich traurig, wie sich die Dinge entwickeln, denn eigentlich
könnte die Diskussion zu diesem Thema durchaus auch sehr amüsante Aspekte
haben! Als zum Beispiel Herr Kollege Valentin über das Aktiengesetz doziert
hat, habe ich mir schon fast überlegt, ihn als Betreuer meiner Doktorarbeit zu
nehmen. Wenn ich über das Aktiengesetz schreiben will, werde ich vielleicht an
Sie herantreten!
Sie treten ja immer als Experte für eh alles auf: Das wäre vielleicht bei
„Dorfers Donnerstalk“ ein bisschen besser angebracht! Und Sie lassen auch keine
Gelegenheit aus, die berechtigte Kritik der Opposition immer wieder quasi als
Schmäh abzutun. Wenn sich hier drei Parteien zusammen gefunden haben und ihre
ureigenste Aufgabe wahrnehmen, nämlich Kontrolle auszuüben, so wird das von
Ihnen immer in einem Handstreich weggewischt und wird gesagt: All das ist nur
lustig, das ist nur Schmäh!
In Wirklichkeit ist die Lage todernst! Die Aufregung vor allem am
Anfang der Diskussion hat gezeigt, dass wir hier anscheinend in offene Wunden
gestochen haben, in klaffende, große, offene Wunden! Es ist Ihnen peinlich,
ertappt worden zu sein, und die Aufregung zeigt, wie unangenehm Ihnen das Ganze
ist!
Der eigentliche Grund für Ihre Aufregung ist sicherlich die Tatsache,
dass sich hier die drei Oppositionsparteien zusammengefunden haben und ganz
sachlich über alle ideologische Grenzen hinweg dieses wichtige Thema einmal
aufgegriffen und aufgezeigt haben, dass die SPÖ-Wien da ganz tief drin steckt
und Verantwortung trägt, dass die SPÖ-Wien aber immer wieder versucht, ihre
Verantwortung abzuschieben.
Ich wünsche mir, dass diese drei Oppositionsparteien in Zukunft, wenn
es notwendig ist, immer öfter zusammenfinden, vor allem in Richtung Wiener Wahl,
um der SPÖ-Wien zu zeigen, das sie nicht alleinige Herrscher hier in der Stadt
sind, sondern dass es auch eine breite Mehrheit von Oppositionsparteien gibt.(Beifall
bei der FPÖ.)
Es
hat sich wieder einmal herausgestellt, dass die SPÖ einen ausgewachsenen
Bauskandal zu verantworten hat, nämlich den Bauskandal betreffend den Skylink. (GR
Mag Wolfgang Jung: Es ist nicht der erste Bauskandal!) Das ist nicht der
erste Bauskandal, ich erinnere an das AKH und andere Skandale, die man noch
aufzählen könnte.
Was
aber tut der Bürgermeister? – Er schweigt beziehungsweise schweigt nicht
ganz, sondern sagt: Das geht uns alle nichts an!
Und
Frau VBgmin Renate Brauner sagt, dass kein Handlungsbedarf besteht. Wörtlich:
„Wir mischen uns sicherlich nicht in das operative Geschäft ein.“ Und sie will
sich zur Performance des Vorstands beziehungsweise des Aufsichtsrats nicht
äußern und sagt, dass dort ohnedies Experten sitzen und sie die Aufgabe von
überhaupt niemandem dort bewertet. Man putzt sich also regelrecht ab!
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