Gemeinderat,
50. Sitzung vom 09.09.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 37
etwas
schief gegangen ist, auch Manns oder Fraus genug sein, die politische
Verantwortung zu übernehmen und Konsequenzen zu tragen oder zumindest
Konsequenzen zu ziehen. Und genau das ist in diesem Fall unterblieben. Die
Niederösterreicher haben das hingegen gemacht, sie haben tatsächlich sofort
auch personelle Konsequenzen gezogen.
Das Debakel haben in erster Linie die Manager und Konsulenten zu
vertreten, vorrangig die Manager, und wie weit noch andere involviert sind,
werden wir ja sehen, und die Gerichte werden das zu prüfen haben. Aber so etwas
wie ein Auswahlverschulden gibt es natürlich auch auf politischer Ebene. Und
die Untersuchungskommission wird zu klären haben, ob es politische
Einflussnahmen, Druck oder Weisungen gegeben hat.
Wir tragen sehr wohl Verantwortung gegenüber den Bürgern, und zwar
nicht nur auf politischer Ebene, sondern auch, was das Steuergeld betrifft,
meine Damen und Herren. Herr Kollege Valentin! Es stimmt nicht, dass beim
Skylink kein Steuergeld involviert ist. Das stimmt einfach nicht! Die Stadt
Wien hat eine 20-prozentige Beteiligung, diese symbolisiert einen gewissen
Wert, der sich in Aktienkursen ausdrückt, aber gleichzeitig geht es bei Aktien
auch um eine Dividende, und wenn ein Unternehmen auf einmal 400, 500 oder 600
Millionen mehr als geplant für einen Bau ausgeben muss, dann wird es weniger
Dividenden und Ausschüttung geben, das heißt also, weniger Geld aus diesen
Dividenden für die Wiener Steuerzahler. Der Skylink drückt natürlich auf das
Ergebnis der Flughafen Wien AG. Alles andere wäre nicht zutreffend. (Beifall bei der ÖVP.)
All das haben wir heute schon ein paar Mal gesagt, und es muss ja ein
wahrer Kern daran sein, wenn die Oppositionsparteien da so einig sind.
Die Frau Vizebürgermeisterin und der Herr Bürgermeister sagen: „Das geht uns nichts an!“
Ich bringe jetzt
noch ein paar Zitate dazu: Frau Brauner hat im Bezirksjournal vom 11.9., also
erst vor wenigen Tagen, auf die Frage, ob es wie in Niederösterreich personelle
Konsequenzen auch in Wien geben wird, gesagt: „Nein, Wien tauscht niemanden
aus.“ Es ist so, wie ich vorher gesagt habe: §1 Ihrer Stadtverfassung lautet:
Die SPÖ macht keine Fehler, und von Ihnen eingesetzte Manager machen ebenso
keine Fehler. (Beifall bei der ÖVP.)
Bgm Häupl hat im
„Standard“ ... (VBgmin Mag Renate Brauner: Aufsichtsräte, keine
Manager! Das ist falsch zitiert!) Das steht nicht so dort! Nein! Dort heißt
es: Wien tauscht niemanden aus. (VBgmin Mag Renate Brauner:
Aufsichtsräte! Wollen Sie mir sagen, was ich gesagt habe?) Wir können das
dann gemeinsam lesen. Ich komme zu Ihnen, und wir schauen uns das an! (Weiterer
Zwischenruf von VBgmin Mag Renate Brauner.) Ich weiß nicht, was Sie
gesagt haben. Ich kann es ja nur in der Zeitung lesen. Ich kann ja nur das
übernehmen, was in der Zeitung steht! (Weiterer Zwischenruf von VBgmin
Mag Renate Brauner.) Okay! Gut. Ich habe zitiert.
Der Herr
Bürgermeister formuliert es im „Standard“ noch prägnanter. Vielleicht kommt er
dann auch noch her und sagt, dass es anders war. Laut „Standard“ hat er aber
jedenfalls gesagt: „Das geht mich nichts an.“ – Ich meine, man kann das
ganze Debakel kaum treffender in wenigen Worten zusammenfassen als mit dem
Ausspruch: Das geht mich nichts an!
Das Schlimme ist,
meine Damen und Herren, dass sich diese Geschichte wiederholt. Beim Flughafen
Wien haben wir das Ganze ja nicht das erste Mal! Wenn Sie ein bisschen
zurückgehen, wissen Sie, dass es diesbezüglich schon einmal einen
Rechnungshofbericht gegeben hat. Im Herbst 1999 mussten die Vorstände Kastelic
und Kotrba deswegen sogar vorzeitig dimensionieren. Damals ging es um viel
kleinere Dimensionen, Sie werden allerdings, wenn Sie diesen
Rechnungshofbericht lesen, merken, dass interessanterweise die Fehler, die
damals gemacht wurden, fast dieselben sind, die jetzt in den letzen Jahren
wieder gemacht wurden: Es gab Planungsfehler und Kontrolldefizite, eine
ineffiziente Projektorganisation und exzessive Konsulentenhonorare.
So war es damals
schon, und jetzt finden sich wieder die gleichen Fehler. Sie kennen die
Prozentzahlen. Es gab zum Teil nebulose Abrechnungen und eine lückenhafte
Information des Aufsichtsrates und der Öffentlichkeit. Wenn man ein bisschen
aus der Geschichte und aus den Rechnungshofberichten gelernt hätte, dann hätte
man viel stärker und schneller eingreifen müssen.
Die Chronologie
wurde heute schon einmal aufgezählt. Ich erspare Ihnen eine Wiederholung im
Detail. Interessant sind nur die Kostensteigerungen ab 2006. Die Planung und das
Projekt gehen schon viele Jahre zurück. Das ist gar keine Frage. Das wird schon
vor 2001 intern diskutiert worden sein. Aber ab 2001 gab es eben diesen
Lenkungsausschuss, in dem die knapp über 400 Millionen als Projektkosten
dargestellt wurden. Bis Oktober 2006 waren es ungefähr 420 Millionen, und dann
ging es ziemlich sprunghaft. Eine neue Prognose lautete: 432 Millionen. Im Mai
2007 waren es 450 Millionen, im November 2007 512 Millionen, im Jänner 2008 568
Millionen, im Juli 2008 655 Millionen, im September 2008
657 Millionen, und einstweilen sind wir locker bei 800 Millionen oder mehr.
Jetzt wage ich eine Prognose, dazu muss man eh nicht so wahnsinnig viel
Sachverständnis von Immobilien und Bau haben: Ich bezweifle, dass wir bei
diesem Projekt letzten Endes unter der Milliardengrenze bleiben werden, und
verweise in diesem Zusammenhang auch auf diesen berühmten Rechnungskreis
P 3770, wo mindestens 80 Millionen an Baukosten unter einem anderen
Titel in einem anderen Budget des Flughafens versteckt wurden. Dieses Projekt
wird letzten Endes wahrscheinlich die Milliardengrenze schrammen oder sogar
überschreiten.
Ich
habe Ihnen das jetzt deshalb aufgezeigt, weil das zeigt, wie über die letzten
drei Jahre diese Sprünge bei den Baukosten zustande gekommen sind. Da frage ich
mich: Wo war die Reaktion der Stadt Wien oder ihrer Vertreter in der
Hauptversammlung oder im Aufsichtsrat oder hier von der Frau
Vizebürgermeisterin und dem Herrn Bürgermeister? Wo waren ihre Reaktionen? Das
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular