Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 116 von 118
für die Stadt. Insgesamt konnten wir, wie ich meine,
im Jahr 2008 auch sicherstellen, dass es dieses offene Klima in Wien auch
weiterhin gibt.
Mir ist wichtig, dass wir diese Aspekte ein wenig
auch an den Beginn der Debatte stellen, dass wir nicht nur darüber debattieren,
wie viele Förderungen an wen vergeben wurden, sondern dass wir das Ganze auch
insgesamt in eine Politik für diese Stadt einbetten, gemäß welcher man
versucht, nach vorne zu schauen und die Zukunft zu gestalten, anstatt
gewissermaßen nur beckmesserisch einzelne Förderungen herauszugreifen.
2008 war auch davon gekennzeichnet, dass wir in der
Kulturpolitik sowie auch in der Wissenschaftspolitik versucht haben, gewisse
Schwerpunkte zu setzen, die sich auch auf Grund der Entwicklung so ergeben
haben. Es wurde richtigerweise schon darauf hingewiesen, dass eines der großen
Vorhaben der Kulturpolitik des Jahres 2008 die Filmpolitik war, und zwar nicht
nur, aber auch deswegen, weil der österreichische und auch der von der Stadt
Wien geförderte Film große Erfolge feiern konnte, die insgesamt, wie ich meine,
im Grunde auch eine Bestätigung der österreichischen Filmpolitik insgesamt
sind. Wenn ich „im Grunde sage“, meine ich nicht, dass es nicht, insgesamt
gesprochen, zu wenig Geld gibt. Für Kultur und den Film im Besonderen kann man
natürlich immer mehr Geld brauchen. Ich meine aber, dass wir betreffend
Struktur und System der österreichischen Filmförderung und auch der Wiener
Filmförderung auf dem richtigen Weg sind.
Wir haben versucht, durch eine Erhöhung der Wiener
Filmförderung um immerhin ein Viertel dieser ganz tollen Entwicklung Rechnung
zu tragen, und haben sehr rasch ein allgemein anerkanntes Filmpaket geschnürt,
das nicht nur die klassische Filmförderung und die so genannte kleine
Filmförderung erhöht sowie auch die verschiedenen in Wien abgehaltenen Festivals
ausreichend finanziert, sondern in dessen Rahmen auch eine eigene Film
Commission eingeführt wurde. Damit und auch mit der klaren Standortpolitik im
Bereich des Kinos und des Films, siehe Unterstützung des Gartenbaukinos, des
Stadtkinos und vieler anderer Kinos in Wien, aber auch des Filmmuseums, wird
das Filmschaffen in Wien in seiner ganzen Vielfalt unterstützt und in weiterer
Folge auch ermöglicht.
Das Jahr 2008 stand darüber hinaus auch im Zeichen
des Gedenkens. Wir haben in diesem Gedenkjahr verschiedene Maßnahmen gesetzt.
Es gab über 60 sehr wesentliche Initiativen allein im Bereich der
Wissenschafts- und Forschungsförderung.
Ich möchte jetzt nur ein Projekt nennen, nämlich die
Neugestaltung der Gedenkstätte am Spiegelgrund. Es ist dies eines von mehreren
Beispielen, die beweisen, dass wir selbstverständlich in dieser Stadt aktiv
gedenken und die verschiedenen Gedenkstätten auch fördern und unterstützen. Im
Jahr davor war es das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes,
2008 wurden die Gedenkstätte am Spiegelgrund und viele andere mehr neu
gestaltet. Wir versuchen, diese einem größtmöglichen Publikum zugänglich zu
machen. Wir haben versucht – denn es gerät schnell in Vergessenheit, dass
das Jahr 2008 auch das Jahr der Fußball-EM war –, auch mit kulturellen und
künstlerischen Aspekten zusätzliche Impulse zu setzen. Allein die Etablierung
der Kunstzone Karlsplatz ist ja weit über die Fußball-EM hinaus von Bedeutung
und wird nach wie vor sehr gut genützt.
Ich meine, man sollte nicht vergessen, dass wir
selbstverständlich auch in die Häuser und in die Infrastruktur investieren. Es
wurden neue Museen eröffnet, zum Beispiel das wirklich sehr gut angenommene
Römermuseum, welches das Wien Museum aus dem laufenden Budget finanzieren konnte.
Weiters nenne ich die Sanierung und Renovierung des Haydn-Hauses.
Im Bereich
Theater gab es im letzten Jahr eine sehr erfreuliche Entwicklung. Es haben sich
eigentlich auf allen Ebenen positive Entwicklungen gezeigt, nicht nur durch den
ganz tollen Start des Schauspielhauses, sondern auch durch die
Weiterentwicklung des „brut“ als eines der zentralen Kooperationshäuser in der
Stadt, aber auch durch den Bau des Palais Kabelwerk et cetera.
Meine Damen und Herren! Auch die Vereinigten Bühnen Wien
konnten Erfolge erzielen. Ich finde es sehr bedauerlich, dass in keiner Ihrer
Reden beziehungsweise der Bilanzen, die Sie hier gezogen haben, auch nur mit
einem Wort das Theater an der Wien erwähnt wurde. Es handelt sich hiebei
schließlich um die größte Erneuerung der Wiener Theaterszene, und es ist dies
nach wie vor auch die geldmäßig am besten ausgestattete. Ich meine, dass wir
damit sehr gut liegen. In Kritiken und diesbezüglichen internationalen
Äußerungen wird, wenn von Wien die Rede ist, mittlerweile an erster Stelle das
Theater an der Wien genannt. – Ich halte es für symptomatisch, dass Sie in
jeglicher Diskussion über die Vereinigten Bühnen Wien dieses Theater völlig
außer Acht lassen, was immer Sie damit auch beabsichtigen!
Meine Damen und Herren! Ich stehe zu Sanierung des
Ronacher. Diese konnte, was nur bei ganz wenigen großen Theatergebäuden der
Fall ist, innerhalb des Finanzrahmens abgewickelt werden, was Sie übrigens auch
nicht einmal einer Erwähnung wert finden, und zwar im Unterschied zum
Kontrollamt, in dessen Bericht das sehr wohl hervorgehoben wird. Aber auch die
programmatische Bespielung mit den „Producers“ war ein großer Erfolg, und zwar
hinsichtlich der Kritiken, letztlich aber auch hinsichtlich der
Zuschauerauslastung. Ich glaube, dass es richtig war, ein solches Musical, das
für die Stadt Wien, für Österreich und für die österreichische Gesellschaft auf
eine völlig neuartige Art und Weise das Thema Nationalsozialismus thematisiert
hat, als erstes großes Musical im Ronacher zu zeigen.
Meine Damen und Herren! Ich weiß
nicht, wie lange vorher Sie gerne einen Bericht hätten, damit man Ihre Wünsche
nach Transparenz befriedigen könnte! Sie konnten den Kunstbericht insgesamt
vier Tage im Internet anschauen. Ich weiß nicht, wie lange Sie brauchen, um ein
solches Dokument zu lesen! Ich weiß, Samstag und Sonntag arbeiten Sie nicht!
Das ist bedauerlich! Sie
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