Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 114 von 118
eigentlich gar nichts nachhaltig geschaffen wurde,
außer dass man dort immer wieder Feste feiern kann, die Feste auch gefeiert
wurden und der Platz auf Kosten der Steuerzahler großzügig hergerichtet wurde.
Aber die Probleme am Karlsplatz mit Drogen und Alkohol, verbunden mit
Kriminalität und Gewalt, sind trotzdem geblieben, auch wenn man sich
eingebildet hat, dass man diese Probleme mittels Kunst eindämmen könnte.
Auch die Forderung an den Herrn Stadtrat betreffend
ein neues Konzept für die Kabarettszene ist bis heute unerfüllt. Unterdessen
gehen eine Reihe von Kleinkabarettbühnen ein, und der Herr Stadtrat schaut zu
und tut nichts. Von Sparen, der Reduzierung von Förderungen oder Überlegungen,
die Förderungen anders einzusetzen beziehungsweise umzuschichten, habe ich weit
und breit nichts gesehen!
Ein besonderes Ärgernis ist der Kulturbereich der
Wien Holding. Abgesehen von der Tatsache, dass hier die SPÖ in Gutsherrenart,
vollkommen unkontrolliert von der Rathausopposition, werkt und bestimmt, ist es
zu unfassbaren Zuständen in diesem Kulturbereich gekommen. Die Vereinigten
Bühnen, die heuer 37,6 Millionen EUR an Subvention bekommen und voriges Jahr
42,5 Millionen EUR an Subvention bekamen – es ist das der größte
Einzelposten im Kulturbudget – haben sich bekanntlicherweise als
Privilegienstadel herausgestellt. Ich denke jetzt nur daran, dass die
Intendanten um 80 Prozent mehr bezahlt bekommen als die Geschäftsführer in der
gesamten Wien Holding, dabei sind die Intendanten nur die zweite
Führungsgarnitur und nicht die erste Führungsgarnitur, das wäre nämlich der
Geschäftsführer. Prämien wurden nach Gutdünken vergeben, Vereinbarungen liegen
nicht vor, die Prämien wurden auf Basis der laufenden Bezüge vergeben, obwohl
diese Leistungen für die vergangenen Jahre sind.
Wir haben heute schon einen Antrag eingebracht. Ich
möchte nur darauf hinweisen, dass es hier offensichtlich ein falsches
Führungsverhalten innerhalb der Wien Holding gibt.
Diese Liste ließe sich willkürlich fortsetzen. Wir
werden deshalb dem Budget nicht zustimmen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Für heute liegt mir nur noch eine Wortmeldung vor. Vorletzte Wortmeldung: Frau
GRin Dr Vitouch. – Bitte.
GRin Dr Elisabeth Vitouch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Verehrter Herr
Vorsitzender! Werter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Ich möchte Sie jetzt zu
dieser fortgeschrittenen Stunde nicht mit Zahlen und Federfuchsereien
langweilen. Ich möchte jedoch gerne meinen Dank an die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft übermitteln. Mein
besonderes Dankeschön gilt Frau Mag Fassl-Vogler für die Unterstützung des
European Cinema Summit 2008 vorige Woche in Brüssel und Herrn Univ-Prof Dr Ehalt
für den vortrefflichen, sehr frauenlastigen, 312 Seiten umfassenden
Wissenschaftsbericht.
Die Wiener Forschungsrate
ist mit 3,32 Prozent besser als jene aller anderen Bundesländer. Und ich muss
Herrn Prof Eisenstein kurz korrigieren: Es gibt von der Stadt Wien geförderte
Dissertationen, und zwar rund 30, die in 5 verschiedenen Programmen mit
gefördert werden. (Beifall bei der SPÖ.)
Ja, das ist ein Grund zum
Klatschen! Die Wissens- und Wissenschaftsförderung stellt sehr kluge
Instrumente bereit, um zum Beispiel Defizite der Forschungsförderung des Bundes
auszugleichen. Ich möchte exemplarisch den neuen Förderungsschwerpunkt der
Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie der medizinischen
Wissenschaften mit dem Fonds für innovative interdisziplinäre Krebsforschung
hervorheben.
Kunst und Wissenschaft
schaffen Erkenntnis, neue Perspektiven, klare Lösungen, und sie tragen –
ich zitiere Max Weber – zur „Entzauberung der Welt“ bei. Sie sind damit
Garant für eine offene und freie Gesellschaft. Und nicht umsonst wurde Wien mit
dem Prädikat – ich glaube, wir kennen es schon alle, aber man kann es
nicht oft genug sagen – „Stadt mit höchster Lebensqualität weltweit“
ausgezeichnet. (Beifall bei der SPÖ.)
Als Standort für 20
universitäre Einrichtungen unterstützt die Stadt nicht nur für sie wichtige
Forschungsfelder durch Preise, Stipendien, Tagungen, Auslandsprogramme und
infrastrukturelle Maßnahmen, sondern sie stärkt auch den außeruniversitären
Sektor, unter anderem die Österreichische Akademie der Wissenschaften, die
Ludwig Boltzmann Gesellschaft, das Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstandes, das Institut für die Wissenschaften vom Menschen, das
Architekturzentrum Wien oder das Internationale Forschungszentrum
Kulturwissenschaften.
Integraler Bestandteil in
diesem Ressort sind seit 22 Jahren die „Wiener Vorlesungen“. Sie fanden 2008
mit 61 Veranstaltungen und über 170 Referentinnen und Referenten ihren
Höhepunkt durch Vorträge des Ehrenbürgers der Stadt Wien Eric J Hobsbawm,
Medizinnobelpreisträger Eric Kandel, ebenfalls Ehrenbürger der Stadt Wien, und
des UNO-Sonderberichterstatters für das Recht auf Nahrung Jean Ziegler. Seine
Vorlesung hörten 2 400 Besucher und Besucherinnen. Ich meine, das ist eine
Erfolgsgeschichte an der Schnittstelle von Wissenschaft und Öffentlichkeit, die
der Förderung der Qualität und des Niveaus der politischen Kultur in unserer
Stadt dient.
Werner Schwab hat es
einmal so formuliert: „Alle Dinge, die differenziert nicht abgehandelt werden,
kommen später vulgär zurück.“ – Deshalb gehört die Wissenschaft auch zu
den am besten abgestimmten Querschnittsmaterien in dieser Stadt. Sie bildet
einen Kernbereich der Wiener Stadtpolitik.
Die
drei K – Kompetenz, Kreativität und Kooperation – und die drei
T – Talent, Toleranz und Technologie – schaffen die Voraussetzung für
Exzellenz und internationale Erfolge im globalen Wettbewerb, und zwar nicht
mehr in einem weltfremden Elfenbeinturm, sondern im kontinuierlichen Kontakt
mit den verschiedenen Magistratsabteilungen in allen Geschäftsbereichen der
Stadt.
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