Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 112 von 118
Diplomarbeiten, so wie es diese jetzt schon gibt,
nicht als ausreichend empfinde. Ich wünsche mir, dass das Ganze
institutionalisiert und auf eine breitere Basis gestellt wird. Ich bitte Sie,
sich diesem Antrag nicht zu verschließen und ihm zuzustimmen. – Vielen
Dank. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr
Wolfgang Ulm: Danke. Als Nächster zu Wort gemeldet ist
Herr GR Schreuder. Bitte schön.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im
Rathaus): Schönen guten Abend! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte ganz kurz auf die Ausführungen der
Kollegin Zankl eingehen und eine Korrektur bringen. Sie hat von den
Einsparungen bei der MA 7 gesprochen. Ich möchte dazu erwähnen, dass diese
Einsparungen durchaus auf Kosten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtarchäologie
erzielt wurden. Die Stadtarchäologie wurde ja bekanntlich aus der MA 7
ausgegliedert und dem Wien Museum unterstellt. So wurde diese Einsparung
bewerkstelligt.
Ich habe mir überlegt, ob ich es tun soll oder nicht,
und ich tue es jetzt einfach, nämlich Herrn Kollegen Gudenus kurz ein bisschen
erklären, was Kunst ist. Ich glaube nämlich, er hat noch nie davon gehört, wozu
es Kunst gibt. Herr Kollege Gudenus! Kunst ist dazu da, Begebenheiten, seien es
Formen, seien es Erlebnisse des menschlichen Lebens, was auch immer, auf einer
anderen, ästhetischen Ebene in einer Auseinandersetzung in einen Dialog zu
setzen.
Ich glaube, auch Sie können davon ausgehen, dass
Sexualität ein sehr wichtiger Bestandteil des menschlichen Lebens ist und somit
natürlich auch in der gesamten Menschheitsgeschichte immer wieder eine
künstlerische Entsprechung hatte. Das fängt in den alten Kulturen an. Die
ersten figürlichen Darstellungen, die wir kennen, sind Fruchtbarkeitsgöttinnen.
Es gibt beispielsweise sehr viele Darstellungen aus dem sumerischen
Reich – meine Kollegin Vana kennt sich da auch sehr gut aus –, die
ganz klar die Sexualität des Menschen darstellen und teilweise rituellen
Charakter haben; vieles wissen wir nicht mehr
Ich wüsste nicht, was im 21. Jahrhundert dagegen
sprechen sollte, dass Sexualität ein Thema ist! Vielleicht haben Sie persönlich
ein Problem damit, aber die Menschen interessiert es. Es ist ein wichtiger
Bestandteil unseres Lebens und somit auch der Kunst und Kultur.
Wenn wir heute Bilanz über den Rechnungsabschluss
ziehen, dann tut das nicht nur die Stadt Wien, sondern auch die
Kulturinitiativen müssen Bilanz ziehen und feststellen, wie das letzte Jahr
ausgegangen ist, und diese Kulturinitiativen haben ein Problem, das wiederum
durchaus von der Stadt Wien mit verursacht wird. Darauf möchte ich jetzt
eingehen und den Fokus legen.
Wenn eine Kulturveranstalterin oder ein
Kulturveranstalter ein Festival, eine Theateraufführung, das Auftreten einer
Gruppe oder die Vorführung einer Filmreihe plant, dann sind Planungssicherheit
und rechtzeitige Information sehr wichtig. Zur Gewährleistung der
Planungssicherheit gehört ganz eindeutig auch, dass Subventionen auch
rechtzeitig kommuniziert werden und dass sehr frühzeitig klar ist, um welche
Gelder es sich handelt, damit man weiß, welche Regisseure man einladen kann,
welche Verträge man unterschreiben kann, welche Gebäude zu welchen Mieten man
sich leisten kann, wie viel noch für Büromaterial zur Verfügung steht, wie
viele Künstler und Künstlerinnen man engagieren und wie viele Plakate man
drucken und affichieren kann.
Es ist auffällig, und das fällt mir seit Jahren im
Kulturausschuss auf, dass es in viele Akten, die wir behandeln, um
Veranstaltungen geht, die genau in der Woche stattfinden, in der sie im Ausschuss
behandelt werden, oft kurz davor, manchmal sogar danach. Manchmal beschließen
wir Subventionen für Veranstaltungen, die schon stattgefunden haben.
Das halte ich für ein großes Problem! Ich meine, das
ist unglaublich arrogant gegenüber den Veranstalterinnen und Veranstaltern, die
das planen. Es kann schon einmal notwendig sein, dass kurzfristig geplant wird,
deswegen gibt es auch Rahmenbeträge. Das ist in Ordnung. Bei größeren Projekten
frage ich mich aber schon, wie auf diese Weise Planungssicherheit gewährleistet
werden soll. Manchmal rufen auch bei uns Vertreter von Kulturinitiativen an,
die nicht einmal wissen, ob das Subventionsansuchen überhaupt behandelt wird.
Daher meine Frage: Was ist so schwierig daran, wenn
jemand eine Subvention beantragt, einen kleinen Brief zu schreiben, in dem man
sich bedankt und bestätigt, dass das Subventionsansuchen eingelangt ist und bis
zum Soundsovielten entschieden und das entsprechend kommuniziert werden wird?
Das wäre ja machbar! Und man kann auch kommunizieren, warum es einmal nicht
klappt, das ist ja durchaus möglich.
Es gibt aber auch noch eine ganze andere Strategie,
die in letzter Zeit immer öfter angewendet wird, nämlich die Zahlung in
verschiedenen Raten: Das heißt, man gibt eine Rate und lässt offen, ob es noch
eine zweite oder vielleicht sogar noch eine dritte geben könnte. Das bedeutet
für die betreffende Kulturinitiative einen erheblichen Aufwand. Man muss zwei-
oder dreimal ansuchen und weiß am Anfang des Jahres noch immer nicht, ob man
das geplante Programm auch wirklich durchziehen kann! Das halte ich auch für
ein sehr großes Problem, das wir in dieser Stadt haben.
Wir werden tatsächlich oft damit konfrontiert, dass
klare, transparente Kommunikation mit den Subventionsnehmern und Subventionsnehmerinnen
nicht gewährleistet ist, daher bitte ich jetzt einfach einmal darum!
Wozu führt Planungsunsicherheit außerdem? Man weiß
nicht, ob die Subventionsgelder kommen werden oder nicht. Man unterschreibt
dann vielleicht in der Hoffnung, dass man die Summe erhält, die man beantragt
hat, Mietverträge oder Verträge mit Künstlern und Künstlerinnen, man nimmt
Personal auf, man druckt Flyer und so weiter, und dann kommt es oft zu
Überschuldungen, weil die Summen, die letztlich genehmigt werden, geringer
sind, als man gedacht hat.
Wenn wir über den
Rechnungsabschluss sprechen,
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