Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 100 von 118
Kollegen!
In der Tat ist es so, dass die hohe Lebensqualität in
unserer Stadt auch davon abhängig ist, wie wir das Wohnen organisieren. Wir
haben heute schon mehrfach über die Mercer-Studie gesprochen. Die hat gezeigt,
dass Wien im Vergleich am ersten Platz unter 215 Städten ist. Das für uns als
Geschäftsgruppe Interessante ist der Umstand, dass bei drei Kategorien, die
sich mit Wohnen beschäftigen, Wien zehn von zehn möglichen Punkten bekommen
hat. Von daher wissen wir, Wohnen hat einen sehr hohen Stellenwert.
Wir wissen auch, dass viele Forderungen an das Wohnen
gestellt werden, mehr als in allen anderen Millionenstädten und Metropolen,
weil wir eben einen hohen Standard haben und weil wir gewohnt sind, in Wien auf
sehr hohem Standard weitere Forderungen zu stellen. Deshalb war in manchen
Wortmeldungen der Opposition auch zu hören, dass es auf der einen Seite Kritik
an den hohen Ausgaben gibt und zugleich in derselben Wortmeldung, manchmal
sogar im selben Satz weitere Forderung eingebracht worden sind.
Aber wo wir uns, glaube ich, sehr deutlich
unterscheiden, auch von anderen Großstädten, ist der Umstand, dass wir ein sehr
differenziertes Förderungsprogramm haben. Wir geben im Wesentlichen die
Wohnbauförderung in drei großen Bereichen aus, nämlich im Neubau, in der
Sanierung und in der Individualförderung. An diesen drei Bereichen, die auch
sehr umfassend finanziert werden - im Neubau mit 284 Millionen EUR,
in der Sanierung mit 208,5 Millionen EUR und in der
Individualförderung mit 121,3 Millionen EUR -, sieht man, dass die
Stadt Wien einen sehr hohen Anspruch an die Wohnbauförderung hat. Denn wir
leisten nicht nur Mittel, die wir aus dem Finanzausgleich ziehen, für die
Wohnbauförderung, sondern wir legen als Stadt noch einmal in etwa
145 Millionen EUR drauf, damit wir diesen sehr hohen Standard
ermöglichen können. Das gilt für den Neubau, das gilt für die Sanierung, und
das gilt für viele innovative Maßnahmen.
Es wundert mich fast ein wenig, dass in der
Diskussion sehr wenig über die Ökoförderungen gesprochen worden ist, mit ganz
wenigen Ausnahmen. Denn hier sind wir, wie ich meine, wirklich vorbildlich, und
zwar im Bereich der Niedrighausenergieförderung - wir haben in Wien seit mehr
als zehn Jahren im geförderten Wohnbau Niedrighausstandard verpflichtend -, in
der Passivhausförderung, aber auch im Bereich der klimafreundlichen
Wärmepumpen, der Biomasseheizungen, der Mini-Blockkraftheizwerke oder der
solarthermischen Anlagen, wo wir mit insgesamt 3,7 Millionen EUR
einen besonderen Schwerpunkt setzen und die Aktion Ökoförderung nicht nur
verlängert, sondern auch weiter ausgebaut haben.
Das gilt auch für zusätzliche Förderungen im Bereich
der finanziellen Unterstützung. Wir haben die Zuschüsse für die Be- und
Entlüftungsanlagen deutlich angehoben. Bei den Niedrigenergiehäusern sind es
11 000 EUR, bei den Passivhäusern sogar 14 000 EUR.
Ich glaube, dass wir gerade auch in diesem Bereich,
in der ökologischen Bauweise, zeigen, wie innovationsfreudig der Wiener Wohnbau
ist. Es ist deshalb kein Zufall, dass wir mit den geförderten mehrgeschoßigen
Passivwohnhäusern bereits die höchste Dichte an Passivhauswohnungen im
mehrgeschoßigen Wohnbau in Österreich haben, dass wir das erste
Studentenwohnheim der Welt auf Passivhaustechnologie haben oder auch die größte
Passivhaussiedlung Europas vor der Realisierung haben. Das heißt, wir versuchen
jetzt, gerade auch im Neubau, wo wir 24 Prozent aller Neubauten auf
Passivhaustechnologie errichten, besondere Schwerpunkte zu setzen.
Ich möchte noch einmal den Bogen zu Kollegin Frank
und zur Frage der thermisch-energetischen Sanierung spannen, weil auch das ganz
bewusst ein Schwerpunkt von uns ist und wir aus heutiger Sicht natürlich nur
den heutigen wissenschaftlichen und technologischen Standard beurteilen können.
Da sagen uns alle Verantwortlichen, auch unsere eigene MA 39, die in
diesem Bereich europaweit hohe Anerkennung genießt, dass das eine besonders
günstige Form für den Klimaschutz ist, aber auch für die Mieterinnen und
Mieter, die sich sehr viel an Heizkosten ersparen.
Wir haben berechnet, dass wir im vergangenen Jahr
254 000 t CO2 allein durch die thermisch-energetische
Sanierung eingespart haben. Das heißt, wir sind im Wohnbau auch ein ganz
wichtiges Element im Bereich des Klimaschutzprogramms der Stadt Wien, und das
wollen wir ausbauen. Wir haben im vergangenen Jahr 131 Wohnhausanlagen mit rund
4 900 Wohnungen thermisch-energetisch saniert und die Vorarbeiten
beziehungsweise die Umsetzungsschritte durchgeführt. Die Gesamtsanierungskosten
dafür haben rund 87 Millionen EUR betragen, davon allein
31 Millionen EUR an Fördermitteln der Stadt Wien.
Sie haben natürlich recht, es kann sein, dass in
Zukunft weitere Probleme auftreten. Aus heutiger Sicht ist das, wie ich meine,
für das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien, aber auch für die Mieterinnen und
Mieter eine hervorragende Leistung, die wir hier als Stadt Wien erbringen.
Dass wir in der Stadterneuerung ganz neue und sehr
akzeptierte Wege gehen, zeigt der Umstand, dass der Stadterneuerungspreis, der
in der vergangenen Woche von der Bauinnung und der Wirtschaftskammer vergeben
worden ist, im Wesentlichen fast ausschließlich an geförderte Wohnbauten in
Wien gegangen ist. Es war mir eine große Freude, dass beispielsweise der
Kauerhof den ersten Platz gewonnen hat, ein früheres Spekulationsobjekt, das im
Privateigentum stand, aber nun mit Unterstützung eines hervorragenden
Bauträgers und mit Unterstützung der Stadt Wien zu einem ganz attraktiven
Wohnbau geworden ist.
So stellen wir uns
Sanierungsschritte auch vor, dass man im Sinne der Bezirksbevölkerung Maßnahmen
setzt, zugegebenermaßen mit hohem finanziellen Aufwand. Dazu bekenne ich mich
auch, dass wir als Stadt hier sehr viel leisten, um auch private Hauseigentümer
zu motivieren, solche Sanierungsschritte zu setzen. Aber
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