Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 94 von 118
Strompreis erhöht, im März 2006 um 5 Prozent, im
Jänner 2007 um weitere 6 Prozent und im November 2008 nochmals um
8 Prozent. Es wurde ebenfalls drei Mal der Gaspreis erhöht, in den gleichen
Monaten wie der Strompreis, aber um 17 Prozent, weitere 5 Prozent und
nochmals um sagenhafte 21 Prozent. Ich weiß schon, im Jänner 2009 ist dann
die leichte Rücknahme des Gaspreises gekommen, trotzdem bleibt eine gewaltige
Erhöhung von insgesamt 33 Prozent bestehen. Ebenfalls drei Mal wurden die
Müllgebühren erhöht oder, um ein weniger drastisches Wort zu gebrauchen,
valorisiert, ebenso die Kanalgebühren. Auch die Kehrtarife der Rauchfangkehrer
blieben von einer zweimaligen Erhöhung nicht verschont. Im November 2007 waren
die Wassergebühren valorisiert worden, ein Jahr später, im November 2008, wurde
der Fernwärmetarif um fast 7 Prozent angehoben und zu Beginn des heurigen
Jahres wurden die Mietzinse in den Gemeindebauten erhöht. Aus all diesen Erhöhungen
ergibt sich eine zusätzliche Belastung für einen Wiener Haushalt von
100 EUR im Monat, ein Betrag, der die Bezieher kleinerer Einkommen
besonders hart trifft, weil es sich hier um Ausgaben handelt, meine Damen und
Herren, denen sie nicht ausweichen können. Dass dabei besonders die Haushalte
stark gefährdet sind und in Richtung Armut gesteuert werden, die von nur einem
Elternteil geführt werden, liegt meiner Meinung nach auf der Hand.
Im Gegenzug zu dieser Entwicklung fordern wir
Freiheitliche ein leistbares Wohnen, wozu insbesondere der Weg weg vom
Richtwertzins und Rückkehr zum Kategoriemietzins, aber auch eine deutliche
Senkung der Betriebskosten zählen. Damit bin ich wieder beim Rechnungsabschluss
2008 und bei der rekordverdächtigen Belastung der Wienerinnen und Wiener durch
Gebühren. Zählt man die Überschüsse zusammen, die der Rechnungsabschluss aus
der Wasser-, Kanal- und Müllsteuer - Sie werden dafür Verständnis haben, dass
ich das Steuer nenne - ausweist, kommt man auf eine Summe von 98 Millionen EUR,
die zuviel kassiert wurde, um sie dem allgemeinen Budget zuzuführen. Die
Gebühren dienen hier nicht der Deckung der Kosten, was sie eigentlich sollten,
sondern sie stellen eine Abgabe zu Gunsten des Budgets dar. Das, meine Damen
und Herren, ist keine vertretbare Vorgangsweise, aber sie wird
nichtsdestoweniger weiter verfolgt, wie wir aus dem Voranschlag für 2009
wissen. Wir Freiheitliche sehen das ganz anders, wir fordern in diesem
Zusammenhang die Abrechnung verbrauchergerechter Betriebskosten, die kostendeckend
sind, aber nicht darüber hinaus die Wienerinnen und Wiener noch zusätzlich
belasten. (Beifall bei der FPÖ.)
Überdies müssten die Gebühren und Tarife auch sozial
gestaffelt werden, was man erreichen könnte, wenn man die Betriebskosten in die
Wohnbeihilfe einrechnet. Das würde sozial Schwache deutlich entlasten.
Vielleicht könnte eine gerechte und ausschließlich kostendeckende Vorschreibung
der Betriebskosten mithelfen, die Zahl der Delogierungen wenigstens ein
bisschen zu senken. Auf meine Anfrage zum enormen Zuwachs der Delogierungen aus
Gemeindewohnungen hat mir der Herr Stadtrat freundlicherweise geantwortet, dass
halt auch die wirtschaftliche Situation schuld daran hätte. Hier frage ich: Ist
denn der Mehrheitsfraktion nie der Gedanke gekommen, dass nicht auch die von
Ihrer Partei dominierte Gemeindeverwaltung mit ihrer unsozialen Gebührenpolitik
vielleicht schuld an den Delogierungen sein könnte?
Um aber wieder zum Thema Kostensteigerungen
zurückzukommen, spreche ich die überfallsartig durchgeführte Erhöhung der
Mietzinse im heurigen Frühjahr an. Diese Erhöhung wurde rückwirkend für den
Zeitraum September 2008 bis März 2009 durchgeführt. Sie wurde ohne Vorwarnung
eingehoben, sodass offenbar eine Vielzahl von Betroffenen, und mir selbst sind
einige solche Fälle bekannt, große Mühe hatte, den Forderungen von Wiener
Wohnen nachzukommen.
Ich habe eingangs die gestiegenen Investitionen im
Bereich Wohnen grundsätzlich begrüßt. Einen wirklichen Grund zur Freude können
wir aber erst haben, wenn die Gemeinde Wien den vor einigen Jahren zur Gänze
gestoppten kommunalen Wohnbau wieder aufnimmt. Es zeigt sich seit vielen
Jahren, dass die Vergabe von Gemeindewohnungen den tatsächlichen Bedürfnissen
der Wienerinnen und Wiener nicht gerecht wird und weit hinterherhinkt. Laut
Quartalsbericht Jänner bis März 2009 ist die Zahl der Vormerkungen um
4 000 gestiegen und liegt aktuell bei etwas über 10 200, wobei die
Jungwiener-Vormerkungen mit einer Anzahl von 7 600 noch gar nicht
berücksichtigt sind.
Übrigens sind die Jungwiener-Vormerkungen ein eigenes
Thema. Sie bleiben, wie ich meine, eine Farce und dienen, so scheint es,
hauptsächlich der Beruhigung junger Wohnungssuchender und ihrer Eltern. Dass
die Vergabe von Gemeindewohnungen so schleppend vor sich geht, hat natürlich
auch darin seinen Grund, dass es zu wenige Gemeindebauten und Gemeindewohnungen
gibt, weil eben seit vielen Jahren keine neuen gebaut werden. Wir Freiheitliche
fordern in diesem Zusammenhang die unverzügliche Wiederaufnahme der Errichtung
von Gemeindewohnungen, wenn Sie so wollen, ein Sonderwohnbauprogramm für
mindestens 5 000 neue Wohnungen jährlich, um dem Bedarf wenigstens
einigermaßen gerecht zu werden.
Außerdem wird eine Vielzahl der
noch verfügbaren Gemeindewohnungen an nichtintegrierte Neo-Österreicher und
selbst an Ausländer vergeben, zum Nachteil der angestammten Bevölkerung. Dazu,
dass eine Anzahl von Gemeindewohnungen in Wien leer steht, weil diese zu klein
oder zu teuer sind, ist zu sagen, zugegebenermaßen ist deren Zahl relativ gering.
Der genannte Quartalsbericht spricht von 281 Einheiten. Aber ich habe noch
keine ernstzunehmenden Überlegungen seitens der Gemeinde gehört, wie man diese
Wohnungen sinnvoll verwenden und nutzen könnte. Ich wiederhole hier das, was
ich auch im Ausschuss gesagt habe: Wie wäre es denn mit der Verwendung solcher
Wohnungen als Startwohnungen? Ich meine jetzt nicht Notfallswohnungen, die es
ohnehin schon genug gibt.
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