Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 118
vorgegebenen Einsparungsergebnisse wurden um bis zur
Hälfte unterschritten, obwohl sie garantiert waren. Nicht nur, dass die
Bezirksbudgets ständig Steigerungen bei den Energiekosten ausweisen, stellte
das Kontrollamt fest, dass vielleicht dort und da die Heizkosten
zurückgegangen, dafür aber die Stromkosten entsprechend gestiegen sind. Die
Bezirke mussten die Grundkosten bezahlen, weil die Stadt es so vorgegeben hat,
und jetzt hängen sie auch noch mit ständig steigenden Betriebskosten mit
drinnen. Der Einspareffekt ist null und das Geld ist futsch. Ich kann mich
jetzt nur noch einmal anschließen dem Herrn GR Valentin: „Alles ist
verbesserungswürdig.“ (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist der Herr StR Ellensohn, ich erteile es ihm.
StR David Ellensohn: Herr Vorsitzender!
Meine Damen und Herren!
Ich werde mich im Wesentlichen auf den Wiener
Gemeindebau konzentrieren, was nicht heißt, dass wir ökologisches Bauen oder
den Passivhausstandard und andere Höhepunkte dieser Rechnungsabschluss- und
Budgetreden nicht vertreten würden, aber man muss mit der Zeit haushalten. Ich
beginne beim Gemeindebau und zitiere den Vorsitzenden des Wohnausschusses,
Herrn Stürzenbecher: „Der Karl-Marx-Hof ist das Vorzeige-Wohnbauprojekt der
Stadt Wien der letzten 80 Jahre“, gesprochen letztes Jahr hier bei der
Debatte. Dagegen sage ich auch nichts.
Ich komme aber zu Gemeindebauten, die wir die
vergessenen Gemeindebauten nennen, nämlich die, die nicht wie der Karl-Marx-Hof
immer saniert werden und auch auf Vordermann gehalten werden, sondern kleine
Bauten, über die wir hier schon öfter gesprochen haben und wir werden dazu
heute auch einen Antrag einbringen. Ich meine so Bauten, die über
Fernsehsendungen wie den „Report“, die Frömmelgasse, zu trauriger Berühmtheit
gekommen sind, bei der zugesagt wurde, irgendwann wird was passieren, Genaueres
wissen wir nicht. Das war, wie Sie sich erinnern möchten, ein Bau, der über
Jahrzehnte hinweg, also seit er gebaut wurde, keiner Generalsanierung
unterzogen wurde. Das Fernsehen hat sich zwar sehr über die schönen Bilder
gefreut, die Leute, die dort wohnen, nicht, weil es herunterbröckelt, es gibt
Schimmel, es pfeift bei den Fenstern aus und ein. Sie kennen die Geschichte.
Ein vergessener Gemeindebau, einer von vielen.
Im 2. Bezirk in der Vivariumgasse wird man auch
einen finden. Auch mehrere Jahrzehnte keine einzige größere Sanierung. Und beim
Hugo-Breitner-Hof kann man nicht sagen, er ist nicht saniert. Der
Hugo-Breitner-Hof ist jetzt saniert. Da gibt’s jetzt auch eine fertige
Hauptmietzinsabrechnung für 2008, leider mit einem kleinen Minus. Da steht
jetzt minus 1,3 Millionen EUR und die Frage ist: Wer zahlt denn das
wann wo ein und von wem holt man sich das zurück? Die Sanierung ist
offensichtlich mit den vorhandenen Reserven nicht möglich gewesen. Jetzt stehen
minus 1,3 Millionen EUR zu Buche. Ich bin sehr gespannt, ob auch die
noch Gegenstand von Verhandlungen werden. Am 29. Juli gibt’s ja einen
Termin beim Bezirksgericht Fünfhaus, wo die Abrechnungen für die Jahre 2004,
2005 und 2006 des Hugo-Breitner-Hof in einer vierstündigen Sitzung, in einer
vierstündigen Verhandlung angesetzt sind. Ich bin gespannt, ob auch die
Abrechnungen 2008 irgendwann bei einem Bezirksgericht landen werden. Ich
befürchte es fast.
Die vergessenen Gemeindebauten führen dazu, dass wir
einen Antrag für einen Sanierungsplan der Gemeindebauten einbringen werden. Das
haben wir hin und wieder gefordert, aber einen Antrag länger nicht gestellt.
Angesichts dessen, wie oft Leute bei uns anrufen und ich nehme an, bei der
Sozialdemokratie sind es dann nicht weniger, sondern vermutlich noch mehr, die
sich über die Nicht-Sanierung ihres Baues beschweren und vor allem darüber, dass
da die Antwort kommt: „Irgendwann werden Sie schon dran sein“, werden wir einen
Antrag stellen, der ganz einfach sagt, wir hätten gerne einen umfassenden
Sanierungsplan für alle Gemeindebauten, die vor 1980 gebaut wurden, mit einem
Zeitpunkt, wann die Sanierung dort beginnen und welche Aufgaben dort übernommen
werden. Dann wissen die Leute, wie sie dran sind, und dann kriegen sie nicht,
wie zum Beispiel in der Frömmelgasse, die Auskunft, irgendwann und irgendwann
ist nicht heuer und nicht nächstes Jahr, sondern eben irgendwann. Das möchten
Leute, die eine Schimmelbildung oder einen Feuchtigkeitseintritt in ihrer
Wohnung haben, früher wissen. Ich glaube, das ist ein vernünftiger Antrag, dem
eine Mehrheit hier leicht beistimmen können sollte.
Wir bringen noch einen weiteren Antrag ein, der sich
mit der Bundesgesetzmaterie beschäftigt, nämlich mit dem Mietrechtsgesetz für
Erhaltungsverpflichtungen, weil wir mit einem neuen Urteil vom 24. März
nicht sehr glücklich sind. Ich erspare Ihnen jetzt die Zahlen. In aller Kürze:
Es besteht jetzt eine Situation, die bedeutet, dass bei aufrechtem Mietvertrag
die Vermieter nicht mehr einfach verlangen können, dass die Heizungen in
funktionstüchtigem Zustand sind. Das sind diese Thermenurteile und alles
mögliche, Sie kennen das. Und da hoffe ich auf eine Mehrheit und ich hoffe dann
auch darauf, dass die Sozialdemokratie in diesem Haus die Sozialdemokratie im
anderen Haus überzeugen kann, dass sie da mitstimmen. Unser Antrag lautet:
„Der Wiener Gemeinderat fordert die Bundesregierung
auf, eine Wohnrechtsnovelle vorzulegen, mit der vermieterInnenseitige
Erhaltungsverpflichtungen auch im Hinblick auf Schäden, die nicht unmittelbar
gesundheitsgefährdend für die BewohnerInnen sind oder sozusagen des Hauses an
sich, nun eindeutig nicht zum Nachteil der MieterInnen klargestellt werden.“
Ich hoffe, dass der Antrag eine Mehrheit findet, er
wird ja erst morgen Abend abgestimmt.
Eines meiner Lieblingsthemen ist
das Callcenter, weil das Callcenter von Wiener Wohnen tatsächlich immer wieder
für eine Geschichte gut ist. Nur leider sind es keine guten Geschichten für die
Leute, die sich bei uns beschweren. Nachdem es aber hin und wieder etwas
genutzt hat, hier einen Fall zu präsentieren, weil
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular