Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 118
man nachher kommt und sagt, was war da genau, werde
ich das heute auch versuchen, weil die Betroffene hat vielleicht etwas davon:
„Die vier Fahrräder der Familie D.“ Die Zusammenfassung hat die Dame selber
gemacht, den Namen lasse ich aus:
„Ich wohne in der Fred-Liewehr-Gasse 9/5 in
einem netten kleinen Gemeindebau in Hietzing. Ende April kam eine Information
von Wiener Wohnen, dass am 28. Mai der Fahrradraum und der
Kinderwagenraum, der ausschließlich als Fahrradraum verwendet wurde“ - offensichtlich
sind keine ganz kleinen Kinder mehr im Haus – „entrümpelt werden.“ Da hat sie
sich ein bisserl geärgert, das steht dann genauer drin, weil alles andere
musste auch schon entrümpelt werden, und, und, und. Jetzt ruft sie bei Wiener
Wohnen unter der Nummer 05757575 an, Sie kennen die Nummer. Sie fragt, nachdem
man sie gefragt hat, Adresse et cetera, wohin sie denn diese Fahrräder stellen
soll. Die Familie hat fünf Fahrräder, zwei Erwachsene, drei Kinder, jede Person
ein Fahrrad. Der nette Herr am Telefon, das klingt alles freundlich, hat
gesagt: Na selbstverständlich dürfen die im Fahrradraum stehen bleiben, kein
Problem. Die bleiben einfach da drin. Gute Auskunft. Sie denkt, ich habe
angerufen bei Wiener Wohnen Kundenservice, das wird eine kompetente Antwort
gewesen sein, und lässt die Fahrräder, wie sie schreibt, reinen Gewissens im
Fahrradraum stehen. Am 28. Mai möchte sie mit dem Rad in den Dienst fahren
und schließt den Raum auf, nur die Fahrräder sind nicht mehr da. Eines ist
übrig geblieben, deshalb heißt die Geschichte „Die vier Fahrräder“, weil der
Mann seines irgendwo auf einem Haken oben gehabt hat, die anderen sind alle weg
gewesen. Weg, keine Ahnung, wo, kein Zettel, nichts. Sie ruft an und jetzt
geht’s dann los. Irgendwann wird sie mit dem zuständigen Wohnberater, der Name
tut nichts zur Sache, verbunden. Das funktioniert nicht, er wird zurückrufen.
Sie ruft fünf, sechs Mal an, es ruft niemand zurück und so weiter, und so fort,
verlängertes Wochenende. Dann ein Telefonat: „Ich weiß nicht, wer die Fahrräder
mitgenommen hat.“ Fertig, Auskunft beendet, gut. Noch einmal fünf Mal anrufen,
die Frau hat offensichtlich öfter telefoniert, der Text wird eine Spur
unfreundlicher, aber ich muss ja nicht alles davon genau vorlesen. Jedenfalls
geht sie schlussendlich selber in die Anton-Baumgartner-Straße, trifft den
Herrn da auch an und fragt ihn noch einmal, was los war. Er sagt, er weiß
nicht, wo die Fahrräder sind, man kann nichts machen und er wird sie am
nächsten Tag anrufen. Nachdem es ungefähr die 37. Vertröstung ist, hat sie
eh nicht mehr damit gerechnet, aber er hat sie am nächsten Tag angerufen und
hat ihr auch eine Auskunft gegeben, wo die Fahrräder sind: Sie sind alle
verschrottet worden. Die gibt’s nicht mehr. Verschrottet und aus, fertig.
Gibt’s einen Ersatz? Nein. Hat sie Pech gehabt? Ja. Schmecks. Fertig. Die
Geschichte hört da auf. Soweit meine Story zum Wiener Gemeindebau.
Alles, was sich rausgestellt hat, ist, jetzt ist sie
zwar beleidigt und hat diese Auskunft gekriegt. Aber das sind eben die Art
Auskünfte, wo man sagen könnte: Das wird so nicht sein, das werden wir
vielleicht noch richten können, nachdem die Fahrräder ja nicht wegwerfbar
waren. In Holland finden sie öfter Fahrräder, wo sie das Gefühl haben, die sind
irgendwie nicht mehr ganz im Betrieb. In Österreich ist das eher selten der
Fall. Also ich glaube, dass man das so nicht machen kann. Wenn das Callcenter
solche Auskünfte gibt, und das ist leider sicher kein Einzelfall, dann muss man
sich fragen, ob das Callcenter in der Lage ist, solche Auskünfte zu erteilen
oder ob sie dazu sagen sollen: Ich habe keine Ahnung davon oder was auch immer.
Aber „schmeck's“ zu einer Frau zu sagen, deren drei Kindern man das Fahrrad
verschrottet hat und ihr eigenes, das finde ich von der Auskunft her horrend
und es zeichnet ein Bild, das mir nicht gefällt.
Ein zweites Beispiel für Wiener
Wohnen und das Callcenter beziehungsweise insgesamt den Umgang von Wiener
Wohnen ist nicht ganz so lustig, würde ich sagen. Das andere war auch nicht
lustig, aber es hatte wenigstens auch nicht so eine emotionale Komponente. Hier
möchte eine Frau die Wohnung ihrer verstorbenen Schwester übernehmen. Die Frau
ist letztes Jahr am 1. Juli gestorben und ab September laufen quasi die
Verhandlungen für das Eintrittsrecht der Schwester. Das ist eine ganz lange
Geschichte, und ich kenne die Frau auch persönlich, die vor allem darin
gipfelt, dass die Auskunft hier ständig lautet, die Frau ist Wiener Wohnen
gegenüber grantig, g’schnappig, frech, offensichtlich überfordert, Burn-out,
und so weiter. Ich lasse das aus. Die Frau wohnt jetzt noch nicht in der
Wohnung drin. Man hat ihr geraten, dass sie die andere Wohnung, die sie hat,
die sie an ihre Tochter übergeben hat, quasi kündigen soll und dann hat sie
niemanden mehr in der Familie. Sie hat ein Eintrittsrecht, weil es ihr zusteht,
das ist so geregelt. Seit zehn Monaten werden ihr regelmäßig die
Mietvorschreibungen geschickt. Sie darf brav die Miete zahlen, sie darf nicht
drin wohnen, irgendwelche Elektroleitungen sind rausgerissen, das ist gar nicht
bewohnbar. Die Wohnung ist quasi unbenützbar, aber die Mietvorschreibung kommt
trotzdem. Und wenn sie hinkommt und nachfragt, bekommt sie Auskünfte, die -
also würde ich das vorlesen und wären das meine Worte, würde ich für jeden
zweiten Absatz einen Ordnungsruf bekommen. Aber es geht nicht darum, dass wir
da jetzt versuchen, das möglichst drastisch darzustellen, sondern der Fall
landet jetzt bei der Volksanwaltschaft. Und jetzt muss ich ehrlich sagen, das
gehört nicht zur Volksanwaltschaft, sondern das gehört vorher geklärt. Das ist
jetzt zur Volksanwaltschaft unterwegs, weil unter anderem Schreiben, die an
Wiener Wohnen gerichtet wurden, einen ganzen Monat lang einfach nicht
beantwortet wurden. Das sind Schreiben, die irgendwann Anfang Mai abgeschickt
wurden. Jetzt haben wir eben Mitte Juni, 22. Juni, und sie sind immer noch
nicht beantwortet. Die Frau möchte gerne in der Wohnung leben, weil sie in
dieser Wohnung früher mit ihrer Schwester, die verstorben ist, gelebt hat und
das hat auch einen Wert für sie. Sie würde einfach gerne dort wohnen, sonst
nichts. Man hat ihr eh nicht gesagt, sie darf nicht.
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