Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 118
Gemeindebau“
weist deutlich aus, dass die durchschnittliche Mietbelastung im Gemeindebau im
Jahr 2007 24,7, also zirka ein Viertel des Budgets für Miete und
Hausbetriebskosten aufweist. 1995, also beim Amtsantritt des Wiener
Bürgermeisters, lag sie aber bei 15,9 Prozent! Und betrachtet man all die
Erhöhungen, die sich auf Grund der steigenden Energiekosten, auf Grund der
erheblichen Verteuerungen bei den Liften, Hausbetreuungen, Schädlingsbekämpfungen,
Entsorgungen ergeben haben, so bin ich davon überzeugt, dass auch dieser Wert
von 24,7 Prozent schon längst überholt ist. Dazu kommen die stark
überhöhten, zum Beispiel, Aufzugsgebühren und das, obwohl laut Kontrollamt
nicht einmal die Wartungspflichten entsprechend eingehalten worden sind, weder
für die Aufzüge noch für die Blitzschutzanlagen. Hätte da nicht sogar manches
billiger werden können?
Wenn
wir hier von Klein- und Mittelunternehmen reden: Jawohl, sie sind die
Nutznießer der Kontrahentenverträge, aber dann bitte schreiben Sie diese
entsprechend aus und lassen Sie hier nicht einfach Tausende von Jahren
vergehen, wie das bei den Aufzugs- und Blitzschutzanlagen der Fall war. Und
wenn, dann sorgen Sie auch dafür, dass es hier mit rechten Dingen zugeht und
nicht wie bei den Installationen, dass dann Verteuerungen bis zu
300 Prozent erwirtschaftet werden.
Bei
den Hausbesorgerkosten fällt zudem auf, dass genau die Urlaubs- und
Krankenstandsgelder und so weiter in derselben Höhe ausgewiesen sind. Das
bedeutet, dass jeder der Hausbesorger im Durchschnitt - und ich betone es jetzt
noch einmal -, im Durchschnitt ebenso lange krank ist, wie er auf Urlaub geht.
Bezahlen müssen das allerdings die Mieter. Und nicht umsonst fordern wir
Freiheitliche seit Jahren ein Hausbesorgergesetz und Sie brauchen jetzt nicht
aufzuschreien, denn das soeben gezeigte Beispiel war ein Grund, dass dieses
Gesetz unter der FPÖ/ÖVP-Regierung abgeschafft wurde. Wenn wir jetzt auch im
Rechnungsabschluss die Kosten der Hausbesorger sehen, dann ist das immerhin
eine A4-Seite mit Krankenvertretungen, Urlaubsvertretungen,
Urlaubsersatzleistungen, dann Waschmaschinen, dass man die dann irgendwie
betreut. Wer kann heute noch Waschmaschinen ohne Fachmann wirklich betreuen?
Also es ist ja hier eine Auflistung von Absurditäten und das war der Grund,
warum wir wollten, dass es ein zeitgemäßes, ordentliches Hausbesorgergesetz
gibt. Daher bringe ich auch diesen Beschluss ... (GR Dr
Kurt Stürzenbecher: Ersatzlos abgeschafft!)
Ja, und was haben denn Sie gemacht in den letzten
Jahren? Gar nichts! Tun Sie nicht so, als wären Sie nicht in der Regierung! (Beifall
bei der FPÖ. – GR Dr Kurt Stürzenbecher: Dazu brauchen wir den Nationalrat! –
GR Heinz Vettermann: Wir brauchen dazu den Nationalrat!) Ich bringe jetzt
den Beschlussantrag, gemeinsam mit meinem Kollegen Herbert Eisenstein ein:
„Der Gemeinderat ersucht den Bürgermeister ...“
- (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Den Nationalrat brauchen wir dazu!)
Entschuldigung, Herr Dr Stürzenbecher, es ist meine Rede. – „Der
Gemeinderat ersucht den Bürgermeister, sich bei der Bundesregierung für die
Schaffung eines modernen, zeitgemäßen und den arbeitsrechtlichen Bestimmungen
gerecht werdenden Hausbesorgergesetzes einzusetzen, dass dies mit Gewissheit
dem Wunsch eines größeren Teiles der Wiener Gemeindebaumieter entspricht.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt.“
Die enormen Belastungen, wie ich sie jetzt ja auch
schon aufgezählt habe, tragen - und ich zitiere jetzt noch einmal diese IFES-Studie
- dazu bei, dass die Belastungen bei Single-Haushalten unter 50 Jahren bei
29 Prozent, bei Familien mit Kindern über 27 Prozent liegt und
51 Prozent der AlleinerzieherInnen im Gemeindebau beziehen bereits
Wohnbeihilfe. Das ist jetzt keine vernachlässigbare Größe.
Doch auch mit der Wohnbeihilfe ist hier nie etwas
passiert. Wir haben gefordert, man soll sie ans Mindesteinkommen anpassen. Es
wurde abgelehnt. Sie haben sie nicht einmal an die Mietzinsbeihilfe, die
jährlich ein um die 4 000 EUR niedrigeres Niveau hat, angepasst. Die
Betriebskosten haben wir gebeten einzurechnen, damit die Basis eine andere ist.
Sie haben es nicht gemacht. Irgendwie hat man das Gefühl, es interessiert Sie
eigentlich nicht so wirklich. (GR Heinz Vettermann: Wenn es 51 Prozent
schon kriegen!) Na ja.
Es wird ja noch schlimmer werden, denn die
Arbeitslosenrate in Wien steigt und wenn sie jetzt schon 8 Prozent
aufweist, dann ist sie in Wien auch die höchste aller Bundesländer. Außerdem,
wir haben es ja auch heute schon ein bisschen gehört, diese Pensionsfonds sind
ja auch noch abgewertet worden. Das heißt, die Leute bekommen weniger Geld und
müssen aber dank der Belastungspolitik immer mehr Geld bezahlen. Wie das dann
gehen soll, wir werden es ja sehen. So heizt zum Beispiel jeder zweite Wiener
mit Gas, wo ja auch die Erhöhungen sehr arg zu Buche schlagen und zwar mit
33 Prozent. Wenn es dann um den Heizkostenzuschuss geht, dann wird jeder
einzelne Bürger zum Bittsteller. Es ist für Sie keine Selbstverständlichkeit und
auch hier bedarf es immer einer Liste von Anträgen, dass es überhaupt genehmigt
wird. Die Erhöhungen der Strompreise, Kanalgebühren und so, das habe ich alles
schon angeführt.
Aber wir reden ja hier auch nicht mehr um Cent,
sondern allein das Belastungspaket des Bürgermeisters für die Jahre 2006 bis
2009 beträgt für einen durchschnittlichen Haushalt 1 210 EUR pro
Jahr! Die Belastung, nicht das Gesamtpaket!
Wir haben schon einmal
versprochen, ich will ja das alles gar nicht mehr wiederholen, denn irgendwie
ist das Desinteresse enorm, die Kosten bei der Fernwärme und so weiter. Sie
leben nur von der Mercer-Studie, weil diese Sie eben als die lebenswerteste
Stadt ausgewiesen hat. Aber in der IFES-Studie, und das zu dieser Lebensqualität,
die die Frau StRin Brauner heute sehr häufig hervorgestrichen hat, ist es
immerhin noch für jeden achten Mieter im Gemeindebau nicht möglich, die Wohnung
angemessen warm zu halten. Und für
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