Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 118
konsequenter anwenden, der besagt, dass auf das
örtliche Stadtbild Rücksicht zu nehmen ist, was bisher überhaupt nicht
geschieht, oder Sie müssen sich eine neue Widmungskategorie einfallen lassen!
Ich glaube, dass wir das gemeinsam schaffen könnten
und dass das wichtig und machbar wäre. Deshalb bringe ich einen Beschluss- und
Resolutionsantrag ein, der Lücken in der Wiener Bauordnung bezüglich Errichtung
mehrgeschoßiger Wohnbauten in Einfamilienhausgebieten betrifft. In der
Begründung ist auch ein Zitat der TU Wien angeführt. Ich zitiere kurz, was in
einem solchen Fall festgestellt wurde: „Wenn Instrumentarien der Stadtplanung
die Umsetzung ihrer Gestaltungsabsichten hinsichtlich der Gebäudeabmessungen
nicht ausreichend gewährleisten können, sind Zweifel an deren
Funktionsfähigkeit angebracht.“ – Es spricht also nicht nur die grüne
Fraktion dieses Thema an, sondern es gibt durchaus auch schon Stellungnahmen
anderer Experten!
In diesem Beschlussantrag geht es darum, dass man
dieses Problem einmal erkennt und dass man sagt, dass man dieses Problem
gemeinsam in einer Arbeitsgruppe lösen möchte. Ich habe einen Vorschlag über
deren Zusammensetzung gemacht, Sie können vielleicht bis morgen noch andere Vorschläge
einbringen, wenn Sie noch gerne jemand anderen in dieser Arbeitsgruppe hätten.
Und ich habe auch schon ein bisschen die Themen vorgegeben, was wir da
besprechen könnten. – Ich erhoffe mir sehr, dass Sie diesem Antrag im
Sinne der Lösung dieses Problems morgen zustimmen werden!
Somit komme ich auch schon zum dritten Thema: Der
öffentliche Raum ist in letzter Zeit in den Medien ein bisschen ins Rampenlicht
gerückt, etwa die Diskussion um die Nutzung des Museumsquartierhofes oder um
die Ringstraße voriges Jahr bei der Fußball-EM. Man erkennt, dass man hier in
der Stadt etwas hat, und auch die Stadt hat das erkannt. Es gibt jetzt seit
Kurzem – nach der Arbeitsfassung Stand Mai 2009 – das Wiener Leitbild
für den öffentlichen Raum. Darin stehen sehr gute Sachen, dem können wir uns
anschließen. Der Freiraum wird wertgeschätzt, es ist alles wunderbar
formuliert.
Uns fehlen nur konkrete Maßnahmen, die helfen, das,
was in diesem Leitbild geschrieben ist, umzusetzen. Beispielsweise wird hier
angeregt: „Für dicht bebaute Stadtgebiete soll das bestehende Programm für
gewidmete, aber nicht realisierte Parkflächen zum städtischen Programm gemacht
werden.“
Dazu möchte ich Ihnen erzählen: Ich habe letztes Jahr
eine Anfrage an den Wohnbaustadtrat und auch an den Stadtrat für
Stadtentwicklung und Verkehr betreffend Grundflächen für öffentliche Zwecke
gerichtet. Darin ging es mir auch darum, ob es ein Budget gibt, um ÖZ-gewidmete
Flächen überhaupt anzukaufen. Und ich muss Ihnen sagen: Die Antwort auf die
Frage, ob die Stadt Wien weitere Grundflächen vor Ablauf der zwölfjährigen
Widmungsfrist erwerben wird – wenn ja: wie viele, wenn nein: warum
nicht? –, und auf die Frage, wie hoch das dafür vorgesehene Budget ist,
war mehr als ernüchternd. Sie lautete: „Nach Maßgabe der vorhandenen
Budgetmittel wird die MA 69 Grundflächen zu öffentlichen Zwecke erwerben.
Es ist keine bestimmte Anzahl vorgesehen, hierüber kann keine Aussage getroffen
werden, da es weder ein spezielles Budget noch eine eigene Aufstellung für Ankäufe
über Flächen für öffentliche Zwecke gibt.“
Dazu sage ich Ihnen: Da könnten Sie schon etwas tun!
Es wäre wirklich eine sinnvolle Aufgabe, einmal eine solche Liste
zusammenzustellen, einen entsprechenden Budgetposten vorzusehen, um dann
sukzessive dafür zu sorgen, dass es genug öffentlichen Raum in dieser Stadt
gibt. Wenn Sie dieses Thema ernst meinen, dann würde ich mir das als einen der
nächsten Schritte erwarten!
Wir haben diesbezüglich auch noch andere Vorschläge.
Einen Antrag wird mein Kollege Maresch dann noch zum Thema Ringstraße
einbringen, damit diese zumindest temporär an Sonn- und Feiertagen für
Freizeitaktivitäten genutzt werden kann. Das funktioniert in anderen Städten
weltweit ausgezeichnet! Und ich glaube, die Fußball-EM hat gezeigt, dass das auch
bei uns gerade an Sonntagen eigentlich kein größeres Verkehrsproblem
verursachen würde. – Das kommt – wie gesagt – später.
Im Antrag, den ich noch einbringen möchte, geht es
darum, dass es doch relativ viele Bauflächen gibt, die jetzt noch nicht direkt
vor der Realisierung stehen. Es sind dies Brachflächen, die zwischengenutzt
werden könnten. Um diese Flächen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen,
schlagen wir vor, darüber nachzudenken, den Grundstückseigentümern
entsprechende Anreize zu bieten, diese für Zwischennutzungen zur Verfügung zu
stellen. Es wäre beispielsweise denkbar, die Grundsteuer auf diese Flächen
prozentuell herabzusetzen, indem sagt: Eine Steuer ist eine Abgabe für die
Öffentlichkeit, wenn aber die gleiche Fläche der Öffentlichkeit zur Verfügung
gestellt wird, dann kann der Eigentümer einen gewissen Prozentsatz der
Grundsteuer einsparen.
Wir meinen, dass man da durchaus Anreize bieten
könnte, um dadurch auch in dicht verbauten Gebieten Flächen, die jetzt nur mit
Gewista-Plakaten abgesperrt sind, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, etwa
in Form von Kinderspielplätzen et cetera. Ich glaube, das wäre ein wirklich
konstruktiver Vorschlag, um in der Stadt etwas positiv zu verändern. Ich rechne
mit Ihrer Zustimmung!
Abschließend sage ich noch einmal. Es geht nicht
darum, die Stadt schlechtzumachen. Im Gegenteil, wir lieben diese Stadt! Und
genau deshalb wollen wir, dass es noch viel besser wird. Daher bitten wir Sie
inständig, unsere Vorschläge als konstruktive Kritik aufzufassen und Ihre –
ich möchte das jetzt nicht böse ausdrücken – selbstgefällige Behäbigkeit
beziehungsweise Ihre selbstzufriedene Zufriedenheit vielleicht doch ab und zu
ein bisschen aufzugeben! – Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Gerstl. Ich erteile
es ihm.
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