Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 118
zu verdienen oder einzusparen.
Ich möchte
darauf aufmerksam machen, dass dieser Niederflurzug von der Firma Siemens als
wartungsarm verkauft wurde, und möchte folgenden Vergleich ziehen: Bei einer
großen ULF-Revision braucht man an Personal jetzt 13 Facharbeiter und
Hilfsarbeiter, gegenüber einem Hochflurzug, für den wir damals nur
6 Facharbeiter und Hilfsarbeiter benötigten. Da kann ich nur sagen: Danke,
Frau Ederer, für diesen wartungsarmen Niederflurzug! (GR Karlheinz Hora: Das
heißt, wir bleiben bei den Hochflurzügen?)
Aber die
9 Millionen EUR an Fehlverrechnung sind eben ohne Konsequenzen
geblieben, und das Werkstättenpersonal wird gestoppt, um zu sehen, ob man noch
ein bisschen einsparen kann. - Nein, wir brauchen nicht bei den
Hochflurgarnituren zu bleiben. Aber es gibt durchaus billigere Niederflurzüge,
die wirklich wartungsarm sind. Man soll sich nur einmal erkundigen. (GR
Karlheinz Hora: Welche?)
Jetzt zum Beispiel das Nachrüsten von
Türfühlerkanten, die ja beim Nachrüsten der Hochflurgarnituren mittlerweile ein
paar hunderttausend Euro kosten: Man hat vor eineinhalb oder zwei Jahren die
Übernahmezeiten gekürzt, die die Fahrerin oder der Fahrer dazu benötigt,
ebendiese Sicherheitseinrichtungen der Straßenbahnen zu überprüfen. Man hat sie
von 25 auf 15 Minuten gekürzt. Natürlich hat nicht jede Fahrerin oder
jeder Fahrer diese 25 Minuten in Anspruch genommen, weil Türstörungen ja
Gott sei Dank nicht auf der Tagesordnung stehen. Aber man hat Zeit gehabt, dass
dann, wenn es Türstörungen gab, das Werkstättenpersonal diese behoben hat.
Was ist jetzt passiert? - In den letzten eineinhalb
Jahren haben sich die Unfälle gehäuft: Unfälle mit eingeklemmten Personen, die
Leute sind zu Tode geschleift worden - einer davon, natürlich nicht alle -, es
hat ein ziemliches Tohuwabohu gegeben, natürlich auch medial. Was ist jetzt der
Sinn, oder was hat es ausgemacht? Jetzt rüstet man die Türfühlerkanten auf
empfindlichere nach, nur weil man sich die Überprüfungszeiten für die
Sicherheitseinrichtungen ersparen wollte, und zahlt hunderttausende Euro für
dieses Nachrüsten!
Dann hat es im April eine Ankündigung der Frau
Stadträtin gegeben, dass die Tarife bei den Einzelfahrscheinen und
Streifenkarten ab 1. Juli angehoben werden. Famoserweise ist es auch noch
als humaner Akt verkauft worden, dass in Zeiten der Wirtschaftskrise ja nur die
Preise für die Einzelfahrscheine und die Streifenkarten angehoben werden.
Frau Brauner! Ich möchte Sie darauf aufmerksam
machen, dass Ihre Aussage über diese Tariferhöhung, die mit 1. Juli in
Kraft tritt, die Wiener Linien im Mai ungefähr, ich schätze das jetzt einmal,
60 000 EUR gekostet hat, diese Ankündigung, weil jeder
Jahreskartenbesitzer und jede Jahreskartenbesitzerin - es sind immerhin
300 000 in Wien - ein Briefchen bekommen hat, das, sinngemäß
zusammengefasst, ungefähr so gelautet hat: Als StammkundIn liegen Sie der Stadt
Wien und den Wiener Linien besonders am Herzen, daher werden die Preise der
Jahreskarten bei der Tarifanpassung mit 1.7.2009 nicht erhöht.
Das ist wirklich eine tolle Information, die mit Postversandkosten
ganz sicher 60 000 EUR gekostet hat, Frau Stadträtin! Da frage ich
mich schon: Bei 60 000 EUR - die Einzelfahrscheine sind jetzt um
10 Cent angehoben - benötigen die Wiener Linien den Verkauf von mindestens
600 000 Einzelfahrscheinen, damit sie die Postversandkosten für diese
Info wieder hereinbekommen. Das ist Ihre Politik bei den Wiener Linien, Frau
Finanzstadträtin ... (GR Karlheinz Hora: ... wären Sie die Erste
gewesen, die sich aufgeregt hätte!) Das ist wirklich eine
Milchmädchenrechnung und finanzwirtschaftlich, glaube ich, eine Fehlleistung. (GR
Mag Rüdiger Maresch: Charly, nach der Wahl kommt sowieso die Preiserhöhung! Das
weiß ich! Außerdem war die Europawahl ...!)
Ein letzter Punkt beziehungsweise letztes Foul war im
vergangenen Jahr der akute Personalmangel bei den Wiener Linien; Herr Günther
hat es schon angesprochen. Auf Grund dieser Personalmanagement-Fehlführung der
Wiener Linien konnten im Frühjahr, ich würde sagen, im Gesamtnetz einige
hundert Schichten nicht besetzt werden, meine Damen und Herren! Die
Diensteinteiler konnten ganze Schichten, ganze Züge, ganze Gruppen nicht
einteilen, weil das Personal gefehlt hat. Gerade in Zeiten, in denen die
Arbeitslosigkeit an erster Stelle steht, ist das ein Managementfehler der
Geschäftsführung, der bis jetzt auch ohne Konsequenzen geblieben ist.
Was habe ich denn noch? Genau, dann haben wir diese
Sondersitzung einberufen, diese Sondersitzung, in der zugegeben wurde - Herr
Günther hat es schon angesprochen -, dass mindestens 120 Personen an
Personal bei den Wiener Linien fehlen. Und was macht die Frau Finanzstadträtin?
- Ich muss Herrn Günther korrigieren: Sie hat überhaupt nichts gesagt! Diese
Promilleangabe hat sie einmal in einer Gemeinderatssitzung von sich gegeben,
aber in dieser Sondersitzung hat sie geschwiegen.
Meine Damen und Herren! Das sind einige Fouls, die
sie übersehen hat, und das nur in einem Teilbereich, für den sie zuständig ist.
Mag auch die Mercer-Studie Wien auf Platz 1 gesetzt haben - mit diesen
aufgezählten Fakten beziehungsweise Fouls, über die Sie hinwegdribbeln, Frau
Stadträtin, reicht es gerade, glaube ich, um in einer Unter-21-Liga
mitzuspielen!
Wir werden dem Rechnungsabschluss nicht zustimmen. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Das Wort hat Frau StRin Ing Leeb. - Bitte.
StRin Ing Isabella Leeb: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Regierungsmitglieder! Sehr geehrte Damen und Herren!
Trotz der ziemlich vernichtenden
Fakten zur Wirtschaftslage in Wien stellt sich die SPÖ hier heraus und
behauptet wider besseres Wissen: Wien ist eh super! Das kann nur entweder
krankhafte Realitätsverweigerung oder schlicht Dilettantismus sein. (Beifall
bei der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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