Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 118
genannten Headquarters 15 für Wien entschieden. Diese
Ansiedelungen beweisen auch die Standortqualitäten Wiens. Wenn alles so
schlecht wäre, wie behauptet wird, dann gehe ich doch, wenn ich einen Betrieb
oder einen Konzern habe, sicher nicht nach Wien! Das beweist es ganz eindeutig,
und das bestätigt auch die Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer, Frau
Präsidentin Jank.
Ich verstehe natürlich auch die Diskussion, dass man
als Opposition nicht alles loben kann. Das verstehe ich, es ist ein
Rollenspiel. Ich verstehe auch so manche Kritik und verstehe, dass die
Opposition sagt, sie macht alles besser. Ich kann mich da nur an einen gewissen
Zeitraum erinnern - ich will Ihnen das alles heute ersparen, weil die Zeit
nicht reichen würde, auch nicht die 25 Minuten -, jenen von 2000 bis 2006,
und was in dieser Bundesregierung alles geschehen ist. (GR Dr Helmut
Günther: In Wien aber nicht!)
Wir haben es heute schon gehört, die
Arbeitslosenzahlen schmerzen wahrscheinlich uns alle; aber damals, in einer
Zeit der Hochkonjunktur, waren sie genauso hoch! Den Eingriff ins Arbeitsrecht
hat es da gegeben, den Griff in die Geldbörsen, schrumpfende Investitionen. Wir
haben das alles seinerzeit diskutiert, und wir haben das alles am eigenen Leib
verspürt, meine sehr verehrten Damen und Herren! Daher ist es, glaube ich, auch
notwendig, bei der noch fast eineinhalb Tage dauernden Debatte doch ein
bisschen mehr Sachlichkeit an den Tag zu legen. Ich glaube, das ist sinnvoll
und zielführend, auch für die kommende Arbeit.
Wenn ich Sachlichkeit sage: Es ist heute wieder
angesprochen worden, in vorauseilenden Presseaussendungen ist es gesagt worden,
zum Beispiel von der Volkspartei: Wiens Schulden wachsen in Milliardenhöhe. In
Milliardenhöhe! Sie wissen, dass sie leicht erhöht worden sind. Ich glaube, Sie
wissen auch, warum sie sich ganz leicht erhöht haben: Nicht, weil wir Schulden
gemacht haben, damit wir unsere Bonität verlieren. Nein, das ist es sicher
nicht.
Wenn man von Schulden redet, dann soll man die
Kriterien sachlich vergleichen. Jetzt rede ich nicht von Kärnten; Sie wissen
alle, dass pro Einwohnerin und Einwohner dort bereits die 4 000-EUR-Grenze
überschritten worden ist, und zwar ohne die ausgegliederten Bereiche, trotz
Verkaufs von so genanntem Landeseigentum. Wir haben heute schon von Hamburg
gehört - das habe ich mir noch ausgedruckt: 11 808 EUR. Ich will der
Stadt Hamburg nichts Negatives nachsagen; sie ist eine schöne Stadt, ich war
selbst einmal dort. Aber das sind eben Zahlen, und urbane Bereiche sind auch
anders als ländliche; wir sehen allerdings, dass es in Kärnten auch anders
geht. In Wien sind es im Vergleich dazu 869 EUR, wenn ich es richtig im
Kopf habe; ich habe aufgeschrieben: 870 EUR. Hier besteht durchaus
wirtschaftlich Handlungsfähigkeit.
Die Volkspartei bezieht sich in einer
Presseaussendung auch auf Oberösterreich.
Ja, das stimmt, dort haben sie auch einen guten Rechnungsabschluss. Aber da hat
der Landesrechnungshof etwas gesagt: Er sieht nämlich strukturelle Probleme in Oberösterreich, denn sie haben das so
genannte Nulldefizit, also das ausgeglichene Ergebnis, nur durch den Verkauf
von Anteilen des Landesversorgers Energie AG Oberösterreich im Wert von
133 Millionen EUR erreicht! Ich meine nur, wenn man etwas kritisiert
und darstellt, dann soll man korrekterweise auch alle anderen Sachen
darstellen, geschätzte Damen und Herren!
Was das Motto „Mehr privat,
weniger Staat" betrifft, war das auch für viele in der Volkspartei
praktisch die Leitlinie, die Hymne der Partei über eineinhalb bis zwei
Jahrzehnte. Das hat eben Schiffbruch erlitten, und heute redet man wieder
davon, dass der Staat mehr machen soll. Ich könnte hier viele Beispiele aus dem
Stegreif nennen. Da fällt mir gleich der Präsident der Deutschen Bank ein, der
Millionen kassiert und dann nach dem Staat gerufen hat, aber in den zehn Jahren
davor immer diese Form, dass der Staat lenkend eingreift, abgelehnt hat: Mehr
privat, weniger Staat. Mit dem Verkauf von Familiensilber ist es überhaupt
nicht getan, geschätzte Damen und Herren!
Der zweite Punkt, den ich
ansprechen will: Ich habe schon gesagt, dass bei der Arbeitslosigkeit jeder
Einzelne einer zu viel ist. Es ist heute auch gesagt worden, dass Wien sehr
viel für die Jugend macht. Aber auch bei der Jugendarbeitslosigkeit möchte ich
auf Folgendes hinweisen: Das ist nicht eine Statistik der SPÖ-Wien, sondern
eine Statistik vom AMS, die übers Internet nachzulesen ist. Es ist auch hier zu
finden: Es ist gut, dass wir etwas machen, es ist gut, dass wir 4 500
Lehrstellen für die Jugendlichen in unserer Stadt bereithalten. Die
Jugendarbeitslosigkeit ist mit 14,5 Prozent zu hoch, aber sie ist
wesentlich besser als zum Beispiel in Oberösterreich mit 20 Prozent. Das
sind die nackten Zahlen, geschätzte Damen und Herren, die kann ich ganz einfach
nicht ändern.
Ein weiterer Punkt, den ich
anbringen möchte, ist, dass heute zum Beispiel der Bereich
Bruttoregionalprodukt angesprochen worden ist; die ÖVP, glaube ich, hat das
angesprochen. Wenn ich mich recht entsinne, haben Sie es so dargestellt: Wir
sind die Drittletzten in ganz Österreich. Dazu wieder eine Statistik, nicht von
mir, sondern von der Statistik Austria - nicht zu fälschen -, mit dem Datum
10.5.2009: Da steht eindeutig, dass Wien - Letzter ist es, aber nur in der
Tabelle ganz unten - mit 41 500 EUR pro Einwohnerin und Einwohner
doch deutlich besser liegt als zum Beispiel Niederösterreich. Niederösterreich,
das immer angeführt wird, hat 25 300 EUR. Wenn man das in der
Relation dieser beiden Bundesländer sieht, dann ist es ein Mehrwert von über
43 Prozent, der in Wien erwirtschaftet wird, geschätzte Damen und Herren!
Ein Punkt, den ein
Vorredner von mir angesprochen hat, ist das ... (GR Dr Matthias
Tschirf, ein Schriftstück zum Rednerpult bringend: Brutto-Wertschöpfung,
bitte!) Ja, ich habe es ohnehin da. Die Statistik gebe ich dir dann,
Kollege Tschirf.
Einen
Punkt oder zwei Punkte möchte ich noch kurz ansprechen. Das Cross Border
Leasing hat uns etwas
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