Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 118
Die zweite Sache bezieht sich darauf - auch das ist
erwähnt worden -, dass die Wiener Wirtschaft und die österreichische Wirtschaft
zu 60 Prozent exportorientiert ist. Wir sind mit dem Ausland sehr eng
verbunden, wir haben hier starke Verbindungen; das ist gut so, und das hat uns
in den letzten Jahren sehr viele Erfolge gebracht. Daher ist auch die
Verdoppelung der Internationalisierungsförderung und des Internetauftritts zu
diskutieren und zu hinterfragen: Können wir die Betriebe da besser
unterstützen, können wir etwas tun, damit sie offensiv in den Markt hineingehen
und sich verbessern können, meine Damen und Herren?
Ich bringe auch in diesem Fall einen Beschluss- und
Resolutionsantrag ein und bitte um Zuweisung an den zuständigen Ausschuss.
In diesem Sinne: Gemeinsam für die Wiener Wirtschaft,
gemeinsam für die Klein- und Mittelbetriebe, damit in Wien etwas weitergeht! -
Danke, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Am
Wort ist Herr GR Ekkamp. - Bitte.
GR Franz Ekkamp (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Frau
Vizebürgermeisterin!
Ich kann
nicht versprechen, dass ich es in zehn Minuten schaffe, weil ich doch auf
einige Aussagen ein wenig replizieren will. Aber ich werde versuchen, mich sehr
kurz zu halten. (Zwischenrufe bei ÖVP und GRÜNEN.)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich denke, in
wirtschaftlich schwierigen Zeiten muss Finanz- und Wirtschaftspolitik ein
stabiler Faktor für Unternehmen, aber auch für die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer sein. (GR Dr Matthias Tschirf: Richtig, ja! Siemens!) Ich
glaube, das spiegelt der Rechnungsabschluss 2008 ganz klar und deutlich
wider, obwohl wir unterschiedliche Zugänge zu diesem Zahlenwerk haben.
Ich denke auch - und darüber haben wir schon öfters
diskutiert -, die solide Finanzpolitik und das Schuldenmanagement in dieser
Stadt über die letzten Jahre, ein Jahrzehnt, kommt uns jetzt zugute, um eben
gewisse Herausforderungen annehmen und auch bewältigen zu können. Da gibt es
ein geflügeltes Wort, das früher einmal ein berühmter Moderator verwendet hat:
Man muss rechtzeitig darauf schauen, dass man es hat, wenn man es braucht. -
Dieser Satz hat heute seine Richtigkeit. Ich möchte - auch das ist heute schon
diskutiert worden - auf die Bonität einer Stadt hinweisen: Man kann nicht immer
nur ausgeben, ausgeben, ausgeben, und wenn man dann Geld braucht, dann bezahlt
man horrende Summen.
Ich denke, es war auch wichtig - wie es heute die
Frau Vizebürgermeisterin schon angeführt hat -, dass sich Wien, der Wiener
Wirtschaftsstandort, längerfristig auf eine gemischte Produktions- und
Dienstleistungsstruktur ausgerichtet hat. Ich weiß, wir sind auch hier oftmals
kritisiert worden. Aber es wirkt heute bereits dämpfend auf die globale
Wirtschaftskrise, die auch vor den Toren Wiens nicht halt macht.
Die steigenden Arbeitslosenzahlen - sie sind heute
bereits angedeutet oder dargestellt worden - geben uns recht. Ich sage gleich
vorweg, jede und jeder einzelne Arbeitslose ist zu viel! Wir müssen auch zur
Kenntnis nehmen, dass es urbane Bereiche schwerer als ländliche Bereiche haben.
Das kann man ganz einfach nicht wegdiskutieren. Aber bei 11,4 Prozent -
ich glaube, das ist heute schon gesagt worden - lag die Steigerungsrate im Mai;
der Durchschnitt in Österreich betrug 30 Prozent, Oberösterreich
verzeichnete 61 Prozent. (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Von welchem
Level?) Das tut mir auch weh, es schmerzt; aber das sind Fakten, die man
ganz einfach nicht wegdiskutieren kann. (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Aber
von welchem Level? - Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Diese Zahlen
zeigen sehr deutlich, dass die neue Wiener Wirtschaftsstruktur und die bereits
gesetzten Maßnahmen - ich rede von 900 Millionen EUR schon im
heurigen Jahr - dämpfend auf die Effekte der globalen Weltwirtschaftskrise
wirken und dass auch die Ziele, die von uns gesetzt worden sind, nicht verfehlt
werden. Der Schutzschirm, den unsere Frau Vizebürgermeisterin aufgespannt hat,
wirkt bereits.
Einer der Krisendämpfer - ich will es nicht allzu
lang machen - sind die Investitionen in Wien: 4,3 Milliarden EUR, ein
klares Zeichen für mehr Nachfrage und für die Sicherung von tausenden
Arbeitsplätzen. Investitionen von mehr als 2,4 Milliarden EUR im
Kernbereich der Stadt und der städtischen Unternehmen liegen um
120 Millionen EUR über denen von 2007. Deutliche Investitionsimpulse
haben dabei die Wiener Stadtwerke mit über 400 Millionen EUR und die
Wien Holding mit 182 Millionen EUR gesetzt.
Ich sage nur: Gut, dass die Wiener Stadtwerke im
Eigentum der Stadt Wien sind! Ich verweise auf Oberösterreich und werde noch kurz
darauf zu sprechen kommen. So ist es sicher besser, denn Private investieren in
Krisenzeiten nicht so intensiv wie eben die öffentliche Hand. Das wirkt sich
natürlich auf den Wirtschaftskreislauf und letztlich auch auf die Beschäftigung
aus.
Die Wiener Stadtwerke - das ist auch schon angedeutet
worden, und das sind eben die Impulse, die gesetzt werden - werden in den
nächsten fünf Jahren 4,2 Milliarden EUR in die Infrastruktur
investieren. Das sichert die Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung in Wien.
Der U-Bahn-Ausbau mit 1,4 Milliarden EUR sichert zusätzlich
26 000 Arbeitsplätze. Die gute Infrastruktur - wir haben es heute
schon gehört, der UITP-Kongress hat es bescheinigt, es ist aus anderen Städten
bekannt - ist nicht selbstverständlich; das ist politisch gewollt und faktisch
in diese Zielrichtung gesetzt.
Mit fast
175 Millionen EUR an gezielter Wirtschaftsförderung unterstützt die
Stadt Wien die Klein- und Mittelbetriebe auch in Hinsicht von Ansiedelungen
neuer Betriebe. Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, diese Bilanz kann sich
sehen lassen! 119 internationale Betriebe haben Wien als neue Destination
gewählt. Von 19 internationalen Konzernen haben sich bei den so
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