Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 118
Border Leasings nicht als
ein mittlerweile hochspekulativer Fehler erkannt wurde - letztendlich ganz
egal, ob in einem Gesamtresümee am Ende ein Plus oder ein Minus herauskommt -,
wenn man der Meinung ist, so wie jetzt auch die Sozialdemokratie, dass de facto
genau die Entwicklung der letzten 20 Jahre, die Gier nach der besten Veranlagungsmöglichkeit,
nach Finanzspekulationen - und Cross Border Leasing ist nichts anderes -
ursächlich mit der Krise in Zusammenhang steht, dann würde es mich wirklich
freuen, wenn jemand von der Sozialdemokratie sagen würde: Ja, wir haben hier
einen Fehler gemacht! Ganz egal, ob am Ende ein Plus oder ein Minus übrig
bleibt, wir haben hier einen Fehler gemacht, weil tatsächlich
Cross-Border-Leasing-Transaktionen für die Finanzkrise mit verantwortlich sind.
Nur, um die Dimensionen zu beschreiben:
Es geht weltweit um tausende Milliarden Euro, die veranlagt werden mussten! -
Nur, um die Dimensionen von Cross-Border-Leasing-Transaktionen zu beschreiben.
Ein zweiter Punkt betrifft etwas, wofür die Stadt
Wien weniger kann, wenngleich man sich natürlich überlegen muss: Was macht man,
wenn Millionenverluste bei Pensionsfonds absehbar sind, wie bei den Wiener
Stadtwerken? - Es stimmt schon, ein Verkauf am Tiefststand ist natürlich eine
der größten Dummheiten, die man in so einer Situation machen kann. Und wie
schon zuvor erwähnt: Die Stadt Wien hat das Geld, es auch durchzustellen. Aber
gehen wir nicht davon aus, dass sie auch wieder steigen! Ein Ist-Stand ist ein
Ist-Stand, und ließe sich die Börse so prognostizieren, wie es in den letzten 20 Jahren
alle geglaubt haben, dann gäbe es keine Finanzkrise. Also nehmen wir
Bewertungsverluste so, wie sie da sind!
Das betrifft auch die Bewertungsverluste, die
anscheinend bislang noch überhaupt niemandem außer mir aufgefallen sind, bei
den Fremdwährungsanleihen der Gemeinde Wien: 50 Millionen EUR
Bewertungsverluste von Ende 2007 auf Ende 2008! Jetzt kenne ich schon die
Replik, die in diese Richtung geht: Aber davor haben wir ja gewonnen! Sie haben
sich davor auch dafür gerühmt und gelobt, wir haben das zur Kenntnis nehmen
müssen.
Gut, im Jahr 2008 war es nicht so. Also nehme ich an,
Sie nehmen dann zur Kenntnis, dass wir sagen: Die 50 Millionen EUR,
die da jetzt plötzlich nicht mehr vorhanden sind, um die unsere Kredite teurer
geworden sind, hätten wir tatsächlich auch viel anders und viel besser
einsetzen können. Das würde ich mir tatsächlich auch für die Zukunft wünschen,
dass wir nicht mehr in den spekulativen Bereich hineingehen, sondern dass man
tatsächlich versucht, eine Finanzanlagestrategie zu fahren, die im Zweifelsfall
vielleicht auch das eine oder andere Mal bei den Zinsen um eine Nuance höher
liegt, die aber sicherstellt, dass wir nicht von internationalen
Wechselkursschwankungen abhängig sind.
Ein dritter Punkt betrifft den Bereich Wirtschaftsförderung,
wobei ich zehn Minuten an Auseinandersetzung mit dem Bankwesen des Kollegen
Stark in einem Satz zusammenfassen will: Ja, Basel II war tatsächlich, was
kleine und Kleinstunternehmen betrifft, der größte Unsinn, der jemals
beschlossen wurde! Im Endeffekt geht es darum, dass man tatsächlich schaut,
das, was momentan unter Basel II passiert, abzuschaffen und den Banken,
auch den einzelnen Angestellten innerhalb der Banken, wieder mehr Möglichkeiten
der Betrachtung der individuellen Situation einzuräumen, aber nicht die Vergabe
von Geldern von einem Computer abhängig zu machen.
Da komme ich zu einem Punkt, der mir noch ganz
wichtig ist, nämlich der Rolle und Funktion des Staates. Ich glaube
tatsächlich, dass der Staat durchaus auch in der Lage ist, Banken zu betreiben
- insbesondere angesichts der Wirtschaftskrise, wo viele andere bewiesen haben,
dass sie es nicht können -, und dass es Aufgabe der öffentlichen Hand ist, an
Unternehmen mitzuwirken; allerdings nur dann, wenn die Unternehmen auch anders
geführt werden. Es hat keinen Sinn - das sage ich ganz bewusst -, wenn ein
Unternehmen, welches der öffentlichen Hand gehört, ganz genau so geführt wird
wie ein Privatunternehmen. Wenn das der Fall ist, dann wird es in der Regel
tatsächlich nicht besser geführt.
Vielmehr geht es darum, dass es volkswirtschaftliche
Zielvorgaben gibt. Bei Banken würde das heißen: Selbstverständlich geht es
darum, dass es eine Aufgabe ist, gerade in der jetzigen Situation wieder
Kredite zu vergeben und die Kreditwirtschaft anzukurbeln. Das wäre eine Aufgabe
einer öffentlich geführten Bank! Hätte die österreichische Bundesregierung ein
bisschen intelligenter verhandelt und den österreichischen Banken nicht das
Geld in Form von Partizipationsscheinen de facto geschenkt - da sie nur dann
Zinsen zahlen müssen, wenn auch Gewinne gemacht werden -, sondern sich mit
diesen Partizipationsscheinen auch Mitspracherecht erkauft, dann wäre die
Bankenwirtschaft jetzt möglicherweise schon angekurbelt, wenn das eine
Voraussetzung gewesen ist.
Ein letzter Punkt - ich habe gesagt, zehn Minuten,
das heißt, eineinhalb sind noch da - betrifft den Bereich der
Wirtschaftsförderung. Jedes Mal, jedes Jahr ist es eine neue Herausforderung,
sich anzusehen, wie viel Geld für Calls verwendet wird, für departure verwendet
wird, für Nahversorgungsförderung, für Geschäftsstraßenförderung und andere
Punkte, und dem - ich habe es heute schon kurz erwähnt - die Parkgaragen
gegenüberzustellen.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Frau Finanzstadträtin! Eigentlich kommt mir immer das Weinen, wenn ich
sehe, wie wenig Ihnen die Förderung der Wissenschaft, der Forschung, der Kultur
aus dem Bereich Wirtschaftsförderung wert ist, und dem die Förderung von
Parkgaragen gegenüberstelle: Betonklötze, die nicht ausgelastet sind! Kaum eine
Park-and-ride-Anlage ist zu mehr als 10 Prozent, 15 Prozent
ausgelastet. Von keiner Park-and-ride-Anlage wird de facto der Kredit, der als
zinsenloses Darlehen gewährt wurde, zurückgezahlt, weil die Umsatzzahlen nicht
erreicht wurden. Und immer noch gibt es zu wenig Geld für den öffentlichen
Verkehr,
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