Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 106 von 113
gemeldet ist Herr GR Hora. - Bitte schön.
GR Karlheinz Hora (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Emotionen können natürlich hochkommen, wenn Kollegin Gretner hier ans
Rednerpult tritt und über demokratiepolitische Dinge zu sprechen versucht. Für
die GRÜNEN oder für Kollegin Gretner geht es bei Demokratie nur immer dann gut
aus, wenn eine Umfrage oder eine Befragung in ihrem Sinne ausgeht. (Beifall
bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) - Frau Kollegin Gretner, jetzt
bin ich am Wort!
Denn sie hat zwar zugegeben: 45 Prozent waren
dagegen, 55 Prozent waren dafür – aber plötzlich: Alle Nichtwähler sind
natürlich bei ihr! Alle, die etwas nicht gesagt haben oder keine Meinung
hatten, die sind automatisch dagegen! (GR
Heinz Hufnagl: Sonst wird es ja nicht knapp! Sonst war es ja deutlich! - GR
Godwin Schuster: In Korea war es ähnlich, das Demokratieverständnis!) - Das
ist grüne Politik!
Frau Kollegin Gretner, die Verfassung sieht ganz
eindeutig vor: Man entscheidet sich mit Ja oder mit Nein oder für eine Partei.
Die Nichtwähler finden keinen Zuschlag in eine der beiden Richtungen!
Frau Kollegin Gretner, ich habe mir da so viel
aufgeschrieben - die 20 Minuten werden kaum reichen. Denn Sie tun ja
schulmeistern. Manchmal denke ich mir, Sie kommen mir so vor wie eine
Prinzessin, die böse ist, dass auch andere Menschen im Grünen wohnen dürfen.
Ich nehme an, Sie wohnen ganz schön im Grünen, in einer netten Umgebung. Ich
werde mir das bei Gelegenheit vielleicht einmal anschauen - vielleicht bin ich
dann auch neidig, weil ich ja mitten in der Stadt wohne. (GR Mag Rüdiger
Maresch: Wo wohnst du denn in der Leopoldstadt?)
Und was ich - Kollege Maresch, hör gut zu! -
überhaupt nicht verstehe: Sie gehen hier heraus und behaupten, dass die
Kleingärtner dort mit der ganzjährigen Widmung plötzlich alle Einfamilienhäuser
bauen – „Wohnen I". Liebe Frau Kollegin Gretner, würden Sie den
Hackenberg ernsthaft kennen (GR Franz
Ekkamp: Sie kennt ihn nicht! – Rufe bei der SPÖ: Sie kennt ihn ja nicht!),
dann würden Sie wissen - Kollege Madejski, die Jugendzeit ist vorbei, es hat
sich dort einiges geändert, jetzt nach Jahren wieder -: Dort gibt es bereits
680 Kleingärtner, von denen viele bereits dort wohnen! - Ob legal oder
illegal, will ich jetzt dahingestellt lassen.
Es gibt sehr viele, die dort wohnen. Darum sind all
die Rechnungen, die hier angestellt werden, und Presseaussendungen, in denen
von 4 000 Fahrten pro Tag die Rede ist, nicht realistisch. Heute
schon wohnen die Leute dort und fahren einkaufen, fahren in die Arbeit oder
gehen zu den öffentlichen Verkehrsmitteln: 39A, 35A und, wenn die ÖVP zustimmt,
dann gibt es in Döbling sogar noch den 40A dazu, als Draufgabe. Also beste
Verbindung im kurzläufigen Weg!
Und, wie gesagt, ich wiederhole mich – Frau Kollegin
Gretner, Sie haben ja gesagt, die Kleingärtner sind dort so bewusst -: Auch
wenn wir ganzjährig widmen, besteht keine Verpflichtung, dass man es ausnützt
und dort komplett baut!
Aber jetzt sage ich Ihnen etwas, nur damit Sie
wissen, wo wirklich Probleme bestehen: Ich habe da eine Unterschriftenliste.
Eine der vielen Unterschriften, die abgegeben wurden für „Rettet das
Erholungsgebiet Hackenberg": Unterschrift - Namen sage ich keine -,
Wohnadresse: Hackenberggasse xy. - Das ist nicht der Hackenberg, sondern
das ist der Weg zum Hackenberg, aber noch im Planungsgebiet. – Und was findet
man dahinter? – „Wir ersuchen um Umwidmung eines Teils unserer Gartenfläche im
19. Bezirk, in der Hackenberggasse xy, auf Bauland, weil unsere vier
Kinder zwei Doppelhäuser für ihre Familien bauen wollen"! (GR Franz Ekkamp: Natürlich! Da sind die
Aktionen!) – Für die Damen, die da unterschrieben haben, ist der Gatte der
Böse, denn der hat die Umwidmung des Familiengrundstücks auf die doppelte Bebaubarkeit
gewünscht (GR Franz Ekkamp: Hört, hört!) -
aber auf der anderen Seite sollen die Kleingärtner, die dort oben wohnen, nur
geduldet werden und sollen dort nicht wohnen. (GR Franz Ekkamp: So geht es nicht!) - Das ist, bitte, eine
Gangart, die ich überhaupt nicht vertrage!
Ich will Ihnen jetzt gar nicht erzählen, was ich da
für Unterschriften habe, nämlich nicht vom Hackenberg, sondern aus 3400
Klosterneuburg, aus St Andrä-Wördern. Solche Unterschriftslisten gibt es!
Oder, eine Dame, die ich sicher persönlich einladen werde, denn sie hat mir
auch geschrieben – Ausstellungsstraße 47, 2. Bezirk: „Der Hackenberg
ist die einzige Möglichkeit!" - Ich nehme an, der Prater, der autofrei
ist, wäre auch eine Möglichkeit! - Und so könnte ich Ihnen noch viele nennen,
Frau Kollegin.
Und, noch einmal: Ich glaube, gerade diese Widmung
hat gezeigt, wir sichern mit dieser Widmung den derzeitigen Zustand der
Weingärten, der Grünflächen, der Sww-Flächen am Hackenberg. (Beifall bei der
SPÖ. – GR Anton Mahdalik: Du redest Unsinn!)
Neue Erschließungen gibt es für ein einziges
Grundstück, wo uns der Verfassungsgerichtshof dazu gezwungen hat. - Sie haben
das Urteil, ich habe es auch hier. Lesen wir es vor? Gerne! Aber ich will die
Zeit gar nicht so lange beanspruchen, um es vorzulesen.
Ich glaube, dass es mit der heutigen Widmung wirklich
gelingt, jenen Menschen, die dort ihren Lebensmittelpunkt auch offiziell haben
wollen, diesen zu geben. Wer bauen will, wird dort die Möglichkeiten des ganzjährigen
Wohnens ausnützen. Und es wird nicht so sein - und das ist vielleicht der
Unterschied, auch wenn Sie es nicht akzeptieren wollen -, dass plötzlich dort
alle zu bauen beginnen. Es ist keine neue Erschließung, es ist kein neuer
Grund. Dort leben die Menschen (Ruf bei
der FPÖ: Illegal!), dort haben bis jetzt die Menschen auch ihren
Lebensmittelpunkt gehabt - und der wird sich nicht ändern.
Für all jene, die dort aber
offiziell ganzjährig leben wollen, wird es in Zukunft eine entsprechende
Möglichkeit mit dieser Widmung geben. Es haben viele Kleingärtner dafür
unterschrieben, das hat Kollege Hoch an
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