Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 101 von 113
glaube ich, die Mercer-Studie zitiert, und es ist auch auf Grund dieser Stadtgebiete, dass Wien so eine Lebensqualität hat. Wien ist eine der wenigen Weltstädte mit Weinbaugebieten mitten in der Stadt, mit Erholungsgebieten, wo man mit dem Autobus, mit der Straßenbahn, zu Fuß hinkommt, wo man joggen gehen kann, wo jeder Zutritt hat. Es ist einfach stadtplanungspolitischer Wahnsinn, solche Gebiete zu zerstören. Das müsste Ihnen eigentlich einleuchten.
Ich kann mir diese Ihre Vorgangsweise bis heute nicht
erklären. Ich habe auch vom Herrn Stadtrat noch immer keine Erklärung bekommen.
Er hat sich im Ausschuss nicht einmal zu Wort gemeldet, das muss ich auch sagen
- das ist wirklich unglaublich in so einem Fall, wo es wirklich um einen
Präzedenzfall geht, wo solch ein besonderes Stadtgebiet zu einem dichten
Einfamilienhaus-Gebiet gemacht werden soll. (Ruf
bei der SPÖ: Das ist kein Einfamilienhaus!) Und diese Stadt hat nicht mehr
sehr viele solche Gebiete. Und, liebe Sozialdemokratinnen und -demokraten,
seien Sie sich dessen bewusst: Solche Landschaften, wenn sie einmal zerstört
sind, kann man auch nicht mehr wiederherstellen! Dieses Stück Stadt ist
verloren, und die Leute werden dann in den Autos sitzen und am Wochenende nach
Niederösterreich fahren, weil sie bei uns keine Erholungsgebiete mehr vorfinden
werden.
Was ich auch besonders bemerkenswert finde - es sind
auch einige Zuhörerinnen und Zuhörer vom Hackenberg heute hier anwesend -: Es
hat ja als Grundlage dieser Flächenwidmung eine Umfrage gegeben - was eher
unüblich ist und auch normalerweise nicht bindend (GR Alfred Hoch: Zwei Umfragen!) -, es hat sogar zwei Umfragen
gegeben. Und man muss sagen, diese sind äußerst knapp ausgegangen. (GR Karlheinz Hora: Für die Umwidmung! Für
die Umwidmung!) Es gab eine ziemlich hohe Beteiligung, aber in Wahrheit
ging es um vier Stimmen. Rund 20 Leute haben gesagt, es ist ihnen egal. (Zwischenruf von GR Karlheinz Hora.)
Bitte, schauen Sie in den Ausschussunterlagen nach! Ich habe sie hier, ich kann
es Ihnen sofort zeigen. Es ging in Wahrheit um einen Unterschied von vier
Stimmen. 20 haben gesagt, es ist ihnen egal. (GR Karlheinz Hora und GR
Dr Matthias Tschirf: Mehrheit ist Mehrheit!) Mehrheit ist Mehrheit,
aber bitte sagen Sie mir einen anderen Fall in Wien, wo auf Grund einer
Umfrage, bei der man die Leute fragt: Wollt ihr, dass euer Grundstück doppelt
so viel wert wird?, dann die Mehrheit Nein sagen wird! Das ist doch ein
Wahnsinn! - In diesem Fall haben sogar nur 245 mit „ja“ geantwortet (GR Franz Ekkamp: Sehr deutlich!), 39
mit „egal" und 201 mit „nein". (GR
Franz Ekkamp spricht mit GR Karlheinz Hora.) Herr Hora, Sie können auch mir
zuhören, ich habe die Unterlagen vor mir. - Vier Leute haben keine Angabe
gemacht. Wenn Sie das zusammenrechnen, dann sind es 244 zu 245, dann ist es
sogar noch knapper!
Und jetzt überlegen Sie einmal und stellen Sie sich
vor, Sie werden gefragt: Sind Sie dafür, dass Ihr Grundstück doppelt so viel
wert wird oder nicht? Oder dass Sie auf Ihrem Pachtgrund doppelt so viel bauen
dürfen oder nicht? - Was werden Sie sagen? (GR
Karlheinz Hora: Das hat mit dem Wert nichts zu tun! Sie kapieren nicht,
dass ...!) - Ich finde es äußerst bemerkenswert und wahnsinnig
verantwortungsvoll von den Leuten vor Ort, dass sie sagen: Nein, wir wollen
nicht diesen wirtschaftlichen Vorteil, das ist uns egal; wir wollen den
Hackenberg so erhalten, wie er ist! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Das ist auch ein Grund für meinen persönlichen
Einsatz vor Ort: Weil ich mir eigentlich so einen verantwortungsvollen Umgang
mit dem Stadtgebiet von unserem Planungsstadtrat erwarten würde - und nicht von
den Leuten, die direkt betroffen sind. Das ist doch für sie zehnmal
schwieriger, das zu beurteilen - ganz abgesehen davon, dass dieses
Erholungsgebiet nicht nur von den Leuten, die dort Kleingartenhäuser haben,
genutzt wird, sondern eigentlich von der ganzen Bezirksbevölkerung, wenn nicht
sogar von der ganzen Stadtbevölkerung.
Ich möchte Ihnen noch ein paar andere Argumente gegen
diese Umwidmung vorbringen, denn es gibt in dem Akt unzählige Argumente. (GR Godwin Schuster: Welche?) Jeder
gelbe Klebezettel steht hier für ein wesentliches. Es gibt aber auch noch
kleinere Argumente. Der Fachbeirat beispielsweise, ein Expertengremium, hat
angemerkt, dass die Widmung als Eklw im Hinblick auf die Topographie, die
Erschließung, das Stellplatzangebot und das Angebot an sozialer Infrastruktur
als problematisch gesehen wird. - Das ist nicht irgendwer, sondern das sind
immerhin Fachleute, die sich mit der Stadt beschäftigen. Dieses Argument wird
jedoch vom Tisch gewischt.
Es gab auch zahlreiche Gutachten, die als Grundlage
für diese Umwidmung dienen. (GR Karlheinz Hora: Aber er hat zugestimmt!)
Wie, bitte? Was? (GR Karlheinz Hora: Aber er hat zugestimmt, Frau Kollegin,
gell?) Nun, sie können eine Stellungnahme abgeben, sie haben leider nicht
viel Wahl zu diesen Dingen. (GR Karlheinz Hora: Nein, die können auch sagen,
sie lehnen das Plandokument ab!) Ja, aber Sie wissen genau, was dann
passiert: Dann wird es trotzdem durchgedrückt, weil ihr das anscheinend
irgendwelchen Kleingärtnern versprochen habt. Das ist der Grund! (Beifall
bei den GRÜNEN. – GR Karlheinz Hora: Aber dann haben Sie eine andere
Stellungnahme!)
Bitte, eine stärkere Kritik als so etwas von einem
Fachbeirat? Was sollen die noch
schreiben? (GR Karlheinz Hora: Die haben auch schon geschrieben, dass sie gegen
ein Plandokument sind, oder?) Das habe ich, ehrlich gesagt, noch nie
gesehen (GR Karlheinz Hora: Dann lesen Sie die Akten!), aber Sie können
mir gerne eines bringen.
Okay, wir gehen weiter zum
Raumplanungsgutachten. - Bei einer mittelfristig prognostizierten zusätzlichen
Wohnbevölkerung von rund 1 500 Personen würde dieses Gebiet einen
theoretischen Fehlbestand von etwa drei Volksschulklassen und zwei
Kindertageshortgruppen aufweisen. - Normalerweise wird bei Gebieten, wenn sie
diese Fehlbestände haben, dort kein Wohngebiet gewidmet. Ich möchte Sie fragen:
Wieso setzt man sich da
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