Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 97 von 113
Zustimmung. - Diese Postnummer ist, obwohl einige
zögerlich aufzeigen, einstimmig so beschlossen.
Es gelangt die Postnummer 23 der Tagesordnung zur
Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein zur Förderung der
kulturellen Belebung öffentlicher Räume - Wärmespender. Auch hier liegt keine
Wortmeldung vor. Wir kommen sogleich zur Abstimmung. - Wer von den Damen und
Herren für die Postnummer 23 ist, bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung.
- Dem wird mehrheitlich zugestimmt, gegen die Stimmen der Freiheitlichen.
Es gelangt nun die Postnummer 25 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an das
Cajetan-Felder-Institut. Auch hiezu gibt es keine Wortmeldung. - Wer von den
Damen und Herren ist für die Postnummer 25? – Sie ist mit den Stimmen der
Sozialdemokraten und der Freiheitlichen so beschlossen.
Es ist nun Postnummer 26 an der Reihe. Sie
betrifft eine Subvention an das Demokratiezentrum Wien. Auch hiezu gibt es
keine Wortmeldung. - Ich bitte um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit den
Stimmen der SPÖ und der GRÜNEN so beschlossen.
Es gelangt nun die Postnummer 27 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine 6-Jahres-Vereinbarung für die
Jahre 2009 bis 2014 mit der Technischen Universität Wien. Frau Kollegin
Mag Straubinger wird die Verhandlung einleiten.
Berichterstatterin GRin Mag
Sybille Straubinger: Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Smolik. Ich erteile es ihr.
GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Dieses Geschäftsstück beschäftigt sich mit einem Stipendienprogramm der TU Wien, das
mehrjährig ist. Es ist ein Stipendienprogramm für Dissertantinnen, also ein
PhD-Stipendienprogramm. Wir stimmen dem natürlich zu, vor allem, weil das ja
Stipendien sind, die mit einem Betrag in der Höhe von 1 000 EUR pro
Monat dotiert sind. Wir halten es für sehr notwendig, gerade in diesem Bereich
Stipendien zu vergeben, weil damit wirklich Menschen gefördert werden,
Studierende gefördert werden, die es sehr dringend brauchen.
Wir haben aber auf der anderen Seite die Situation,
dass immer mehr Studierende - und ich möchte zu diesem Themenkomplex auch drei
Anträge einbringen - in Praktika gedrängt werden. Vor allem durch die neuen
Studienpläne, durch das dreigliedrige Studium an den Universitäten, aber auch
an den Fachhochschulen wird im Laufe des Studiums immer mehr gefordert, dass
während des Studiums Praktika absolviert werden. Studierende, die meistens
schon nebenbei arbeiten müssen, um sich ihr Studium zu finanzieren, müssen
somit auch Praktika absolvieren, die meistens nicht beziehungsweise sehr
schlecht bezahlt werden. Es ist aber auch so, dass es nach dem Studium, quasi
für den Einstieg in den Arbeitsmarkt, mittlerweile notwendig ist oder schon
fast eine Voraussetzung ist, mindestens ein Praktikum absolviert zu haben. Es
sind ungefähr 50 Prozent der Studierenden, die mittlerweile nach dem
Studium mindestens ein Praktikum absolvieren, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu
fassen.
So ein Praktikum bedeutet meistens, zwei bis sechs
Monate prekär zu arbeiten, keinerlei sozialrechtliche Absicherung zu haben. Es
ist meistens sogar unbezahlt – es handelt sich also um AkademikerInnen, die
unbezahlte Arbeiten leisten. Dass man davon, auch als AkademikerIn, nicht leben
kann, liegt auf der Hand. Viele sind somit darauf angewiesen, dass ihre Eltern
sie auch nach dem Studium finanziell unterstützen. Dass das nur Eltern möglich
ist, die selbst finanziell abgesichert sind, liegt auch auf der Hand.
Studierende, die aus bildungsferneren Schichten kommen, wo die Eltern nicht so
gut verdienen, werden somit auch daran gehindert, ihren Karriereweg weiter zu
beschreiten.
Wir glauben, dass das ein Ende haben muss. Die
Situation der „Generation Praktikum", wie sie mittlerweile schon heißt,
ist unerträglich. Es braucht hier eine sozialrechtliche Absicherung. Es kann
nicht sein, dass Menschen, die studieren, die eine Ausbildung haben, sich in
derartigen prekären Arbeitsverhältnissen befinden.
Ich bringe deshalb einen Antrag betreffend
PraktikantInnenausbildungsgesetz ein, dass der Wiener Gemeinderat die
Bundesregierung auffordert, einen Entwurf eines eigenständigen
PraktikantInnengesetzes vorzulegen, das folgende Eckpunkte umfassen soll: Die
genaue Definition und Abgrenzung zu anderen Beschäftigungs- und
Ausbildungsverhältnissen, die Definition von qualitativen Standards, die
Definition und Auflistung möglicher Praktikumsarten entsprechend dem Prinzip
„kein Praktikum ohne entsprechende Ausbildungsanbindung", die
Notwendigkeit eines schriftlichen Praktikumsvertrages, eine maximale Dauer von
drei Monaten - nur in definierten Ausnahmefällen bis zu sechs Monaten, gemäß
den entsprechenden Ausbildungsplänen -, die Garantie eines vollen
sozialrechtlichen Schutzes für PraktikantInnen, eine verpflichtende Betreuung
durch eine verantwortliche Person im Unternehmen oder in der Organisation,
Mindeststandards eines Praktikumszeugnisses, und eine für künftige
PraktikantInnen einsehbare Dokumentation in Praktikumsverläufe und daraus
resultierende Bewertungen der Praktikumsstellen durch die AbsolventInnen von
Praktika. - Ich beantrage die sofortige Abstimmung dieses Antrags.
Aber es ist ja nicht so, dass die
Praktika von den Studierenden und von den AkademikerInnen nur in der
Privatwirtschaft absolviert werden – auch dort, und dort verstärkt -, sondern
auch bei der Stadt Wien. Auch die Stadt Wien bietet die Möglichkeit zu Praktika
- oft Ferialpraktika, aber meist auch Praktika, die bis zu
40 Wochenstunden umfassen. Die Stadt Wien zahlt für diese Praktika, je
nach Ausbildungsstand, zwischen 581 EUR und 763 EUR brutto. Das liegt
unter dem Existenzminimum. Wir glauben, dass die Stadt Wien hier auch eine
Vorbildfunktion haben sollte und ihre Praktika, ihre AkademikerInnen und
StudentInnen, die Praktika absolvieren, auch dementsprechend bezahlen sollte.
Ich
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