Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 113
Auch was die
Verslumungstendenzen betrifft, was die schöne Stadt betrifft, da muss man gegen
die Verwahrlosung effizienter vorgehen. Da wird man auf der einen Seite fördern
müssen, aber auf der anderen Seite auch von den Hausbesitzern durchaus etwas
einfordern dürfen. Ja, es gibt schon so etwas wie eine Sozialpflicht des
Eigentums. Jeder, der Eigentum hat, hat auch eine besondere Verantwortung und
da muss ich halt, je nachdem, ob ich jetzt ein Geschäftsbetreiber oder
Hauseigentümer bin, diese Fassade oder dieses Portal oder diese Auslage
entsprechend instandsetzen. Das ist jedermann zumutbar. Wenn er es nicht macht,
muss er mit entsprechenden Konsequenzen rechnen. Wir können nicht sehenden
Auges der Verwahrlosung, die es in dieser Stadt gibt, zuschauen.
Die Verwahrlosung wird natürlich auch durch
Graffiti-Schmierereien herbeigeführt und es werden immer mehr und die Leute
fühlen sich dadurch immer unwohler. Da muss man einfach an allen Rädern drehen
und an allen Stricken ziehen und dann hat man Erfolg. In Köln und in vielen
anderen deutschen Städten hat man das gehabt, das geht schon. Ich muss als
Politiker nur sagen, was ich möchte, was mir wichtig ist, und dann den
Rechtsstaat auch in diesem Sinne einsetzen. Sie von der Sozialdemokratie machen
das Gegenteil. Da lese ich eine Annonce in einer Tageszeitung, wie man das
Sprayen erlernen kann, wie man das fachmännisch tut. Im Rahmen von „Cash for
Culture“ wird da ein Projekt gefördert. Das Erwerben von Kenntnissen, wie man
richtig sprayt, wird von der Stadt Wien gefördert. Ich kann es mir auf einer
legalen Fläche theoretisch vorstellen, Graffiti-Kunst, eine Kunstform, dass man
da auch einen Workshop macht und da was anbietet. Nur das ist ja nicht das
Hauptproblem in dieser Stadt, dass Personen, die sich gern der Graffiti-Kunst
widmen, zu wenig Gelegenheit haben, das zu lernen, sondern das Hauptproblem ist
ja, dass wir tausende, zehntausende Häuser, Fassaden verschandelt haben und das
die Wienerinnen und Wiener furchtbar stört. Ihr Ansatz ist, dass Sie bei dem
Ein-Prozent-Problem ansetzen und einen Beitrag leisten, wie man die Graffiti-Kunst
fördern könnte. Das ist absurd! Sie setzen völlig falsch an und es ist schade,
wenn man die Probleme nicht richtig angeht, sondern eigentlich kontraproduktiv
arbeitet.
Kontraproduktiv ist es sicherlich auch, wenn man die
Bundespolizei die Kurzparkzonen-Strafmandate einkassieren schickt. Das ist
nicht kollegial, das ist aber auch nicht sinnvoll für die Sicherheit in dieser
Stadt. Wir binden 100 Polizisten nur damit, es sind 38 000 Fälle im Jahr,
es handelt sich einfach um Strafzettel, die man halt bekommt, wenn man in der
Kurzparkzone falsch steht. Wenn man dann den Erlagschein nicht aufgibt, sondern
wenn es dann zur Exekution kommt, dann lässt die Stadt Wien die Polizisten
ausrücken und dann sind diese Beamten mit einer Aufgabe gebunden, die weit über
den Kernbereich der Exekutivbeamten hinausgeht. Rechnet man drei Stunden
Arbeitsaufwand pro Akt, so sind das für Polizisten 100 000 Arbeitsstunden,
die sie für diese artfremde Tätigkeit aufwenden müssen.
Was die Anträge der FPÖ betrifft, so darf ich mir erlauben,
Sie darauf hinzuweisen, dass Sie einen gewissen Beitrag zur Sprachenverwirrung
leisten. Es kommt jetzt wieder eine Gemeindewacht dazu. Wäre die Gemeindewacht
die Stadtwache, dann würde ich das ja noch einigermaßen verstehen, aber Sie
meinen damit dieses bayrische Sicherheitsmodell. Das sind keine Angestellten
der Stadt, auch keine Beamten der Stadt, sondern das sind Freiwillige, das sind
Bürger, die ehrenamtlich - (GRin Veronika Matiasek: Nein, nein! Das ist ja
etwas anderes!) das war das grundsätzliche Modell - unter den Fittichen der
Polizei Sicherheitsaufgaben übernehmen. Also das widerspricht sich ein bissel
mit einer Stadtwache. Ein städtischer Ordnungsdienst ist ganz was anderes, ich
finde beides in Ihren Anträgen drinnen. Ich glaube, dass es da eine klare
Kompetenzaufteilung geben sollte und eine klare Zuordnung, wer welche Aufgaben
hat. Ich glaube, dass das mit einer Stadtwache der Fall wäre, weshalb ich die
Chance nicht verpassen möchte, wiederum einen Stadtwache-Antrag einzubringen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster am Wort ist Herr GR Schuster.
GR Godwin Schuster (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geschätzte Frau
Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die Thematik, die wir heute zum x-ten Male auf der
Tagesordnung haben, ist eine sehr, sehr wichtige. Deswegen ist mir jeder
Umgang, der Initiativen für mehr Sicherheit ins Lächerliche ziehen will,
wirklich fremd. Ich will das nicht, weil Menschen, die von Kriminalität
betroffen sind, den Spaß nicht verstehen, den manche an den Tag legen, sondern
sind darüber empört, dass das passiert. Ich bin deshalb verärgert über manche
Argumente, die in der letzten Zeit und auch heute gefallen sind, weil ich
glaube, dass es nicht sinnvoll ist, hier als Partei aufzutreten und
ausschließlich für alles, was in dieser Stadt an Negativa passiert, wo es null
Kompetenz einmal vom Grundsatz her gibt, null Kompetenz von der
Arbeitsaufteilung in unserer Gesellschaft gibt, ständig zu sagen: „Der Herr
Bürgermeister ist schuld!“, nur weil es sich zum Beispiel die FPÖ (Heiterkeit
bei StR Johann Herzog und GR Dr Herbert Madejski.) vorgenommen hat, bis zur
nächsten Wahl eine Konfrontation zwischen dem Parteivorsitzenden der FPÖ und
dem Bürgermeister aufrechterhalten zu müssen und daher jeder FPÖ-Abgeordnete
meint, den Bürgermeister ständig wider besseren Wissens für Vorfälle
verantwortlich machen zu müssen, für deren Verhinderung er keine Kompetenz hat.
Ich sage das deshalb und ich habe
das beim letzten Mal bei der Aktuellen Stunde auch schon gesagt: Mich hat am
meisten empört, als vor einigen Wochen im 1. Bezirk ein Mensch aus einem
Taxi ausstieg und von einem anderen umgebracht wurde, in einer Aussendung der
FPÖ der Bürgermeister für diesen Mord verantwortlich gemacht wurde. Das habe
ich nicht verstanden und ich sage ganz ehrlich, Kollege Gudenus, Sie haben sich
dadurch jegliche Kompetenz in Sicherheitsfragen
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