Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 113
genommen. Ich habe es wirklich empörend gefunden, weil jeder, der sich ein bisschen mit dem Thema auseinandersetzt, weiß, dass Mord durch keine 20 000 Polizisten in dieser Stadt verhindert werden könnte, weil ein Gutteil dieser Verbrechen im Familienverband stattfindet und wenn etwas so ad hoc stattfindet, da könnten drei Polizisten daneben stehen, sie hätten diesen Menschen nicht retten können. Deswegen finde ich jede Polemik mit diesem so wichtigen Thema unangebracht. Ich glaube, Sie müssten sich für Ihre Vorgangsweise entschuldigen.
Herr Bürgermeister hat in seiner Beantwortung schon
auf eine Äußerung von Ex-Innenminister Strasser hingewiesen, die richtig ist.
Ich identifiziere mich sonst mit dem nunmehrigen Spitzenkandidaten der ÖVP für
die Europawahlen überhaupt nicht. (GR Dr Herbert Madejski: Das glaube ich!
Das glaube ich wirklich!) Er hat uns im letzten Jahrzehnt Sorgen genug
gemacht. Aber wenn er selbst sagt: „Für die Aufrechterhaltung der inneren
Sicherheit ist ausschließlich die Polizei zuständig ...“ (GR Mag
Wolfgang Jung: Das hat er aber wegen dem Bundesheer damals gesagt!) Nein,
das war im „Standard“-Artikel jetzt erst vor ein paar Tagen, auch im
Zusammenhang mit dem Grenzschutz. Das ist schon richtig. (GR Mag Wolfgang
Jung. Ja, ja!) Wir lesen ja beide die Zeitungen hoffentlich halbwegs
aufmerksam. Aber er hat recht, dass für die Aufrechterhaltung der inneren
Sicherheit die Polizei verantwortlich ist. Daher sage ich, da haben sich die
ÖVP und die FPÖ schon einiges in der Zeit ihrer gemeinsamen Regierung
geleistet. (StR Johann Herzog: Jetzt kommen wir wieder ins
19. Jahrhundert!) Nein, ich komme nicht ins 19. Jahrhundert,
sondern wie Kollege Jung auch gemeint hat, ja, in die letzten zehn Jahre.
Wissen Sie, warum ich das ständig betone? Weil jeder von uns weiß, wie lange
man braucht, wenn Strukturen zerschlagen wurden, bis fachlich korrektes (GR
Dr Herbert Madejski: Der Strasser! – Aufregung bei der FPÖ.) Personal
wieder aufgenommen und ausgebildet wird. Sie wissen das doch hoffentlich, wie
lange man dazu braucht! Und wenn 1 000 Personen aus dieser Stadt abgezogen
wurden, insgesamt 3 000 Personen in Österreich, dann gehen diese ab. (Weitere
Aufregung bei der FPÖ.) Und wenn wir wissen, dass diese Personen zwei Jahre
Ausbildung brauchen, um auf die Straße gehen zu können, dann fehlen diese.
Kollege Jung, wenn Sie kritisiert haben, dass die Frau Innenminister gemeint
hat - (GR Mag Wolfgang Jung: Zwangsverpflichtung!) das verstehe ich jetzt
nicht unter Zwangsrekrutierung, das ist ganz was anderes (GR Mag Wolfgang
Jung: Zwangsverpflichtung ist das Gleiche!) -, sondern wenn die Frau
Innenminister richtigerweise gemeint hat und ich sage deshalb, richtigerweise.
(GR Mag Wolfgang Jung: Dann darf er nicht Polizist werden!) Vor ungefähr
zwei Jahren habe ich dem damaligen Personalverantwortlichen im Innenministerium
den gleichen Vorschlag gemacht. (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist
Zwangsverpflichtung! Das ist Zwang!) Ich habe gesagt: „Wäre es nicht gut,
Herr Doktor“ - oder Magister ist er gewesen –„ wenn wir die Neuaufnahmen für
die Polizei primär für Wien tätigen würden und zwar deshalb, weil in Wien
ungefähr 500 bis 600 Personen bei der Wiener Polizei existieren, die zu ihren
Familien zurück wollen und es einmal versprochen bekamen, dass sie zurück
dürfen. (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist Zwang! Das ist Zwangsverpflichtung!) Und
es fehlt ganz einfach in Wien hinten und vorne an Personal.“
Und Kollege Ulm, wenn Sie darauf hinweisen, dass
ungefähr 80 in Pension gehen, dann würde ich Sie einmal ersuchen, schauen Sie
sich die Alterspyramide bei der Wiener Polizei an, nämlich bei den
Exekutivmitarbeitern und nicht im Verwaltungsdienst. Wenn fast ein Viertel des
gesamten Wiener Polizeipersonals 50 Jahre überschritten hat, dann muss ich
nachdenken! Und dann könnten Sie nicht sagen, es reicht, wenn ich da jetzt ein
paar hundert Leute im Jahr aufnehme. In den vergangenen Jahren wurden 40 bis 50
Personen beziehungsweise Jahre hindurch gar niemand aufgenommen. Deshalb muss
ich sagen: Es gibt ein bestimmtes Lebensalter bei der Wiener Polizei, wo man
auf der Straße nicht mehr diesen harten Dienst versehen kann, wo Menschen auch
das Recht haben, in Pension gehen zu dürfen! Daher muss rechtzeitig diese
Personalplanung passieren und nicht irgendwann. (Beifall bei der SPÖ.)
So versuche ... (StR Johann Herzog: Es wird
ja alles abgebaut von dieser Regierung!) Noch einmal: Seitdem die SPÖ
wieder den Bundeskanzler stellt, ist vereinbart, dass es im Bereich der
Sicherheit für den Stellenplan keine Reduktion für den Exekutivdienst gibt und
das wird eingehalten, sonst würde die Frau Innenminister nicht die 450 Leute
jetzt aufnehmen können! Das sind ja alles Menschen, die nicht zusätzlich über
den Stellenplan aufgenommen werden. Ich meine, hier gibt es vieles an
Handlungsbedarf. Ich glaube auch und ich habe das immer wieder kritisiert: Das
ganze Team 04 Programm, das damals nicht ohne Unterstützung der FPÖ
passierte, ist ein Programm, das seine Grundlage in der Agitation für die
Polizei bei der Gendarmerie gefunden hat. Und ich sage heute wieder und immer
wieder fast schon so wie der Kollege Ulm das mit der Stadtwache sagt: Es ist
ein Unterschied, ob ich in meinem Heimatort im Waldviertel einen damals
Gendarmeriebeamten habe oder ob das ein Polizist im Ballungsgebiet in Wien oder
in anderen Großstädten ist. Es ist ein Unterschied! Und ich kann nicht
versuchen, dieses Beispiel vom Waldviertel in Wien umzusetzen. Das geht nicht,
liebe Kolleginnen und Kollegen, weil die Kriminalität, das Auseinandersetzen
mit Kriminalität eine ganz eine andere Methodik erfordert und ich habe das vor
Kurzem erst auch selbst festgestellt. (GR Dr Herbert Madejski: Das wissen
wir ja eh!)
Das heißt, es ist damals leider
aus parteipolitischen Gründen hochqualifiziertes Personal rausgenommen worden
und durch andere Personen ersetzt worden, aus rein parteipolitischen Gründen.
Wir haben aus rein parteipolitischen Gründen Zusammenlegungen von Bezirken
gehabt, um dort bestimmte Leute einzusetzen. Gleichzeitig ist auf der anderen
Seite der private Sicherheitsdienst ständig angestiegen. Der Herr Innenminister
Strasser ist damit belohnt worden, indem er jetzt bei
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