Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 113
letzten Wochen, wie wir sie überhaupt noch nie hatten. Wir hatten Großplanquadrate, die durchaus erfolgreich waren. Wir haben über 100 uniformierte und zivile Beamte bei einzelnen Aktionen in konzentrierter Form eingesetzt gehabt. Wir haben die Tatortarbeit und die Spurensicherung verbessert. Wir haben mittlerweile in diesem Bereich 450 Beamte ausgebildet, so viele wie nie zuvor. Festnahmen und Anzeigen sind wichtig. Es geht um die Anhaltung von Tatverdächtigen. Es geht um die Verwertung von Kontrollerkenntnissen für weitere Strukturermittlungen. Es geht um die Reduzierung der Kriminalität, um das Absenken der Delikte in objektiven Zahlen, aber auch um das subjektive Sicherheitsgefühl.
Und weil so viel von Zahlen die Rede war, lassen Sie
mich sagen, dass wir in den nächsten drei Jahren einen Nettozuwachs von
Polizisten in Wien von 500 Personen haben werden. Das ist beträchtlich.
Nur mit zusätzlichen Polizisten alleine wird man es nicht schaffen, aber freuen
können wir uns über diesen Nettozuwachs.
Wir haben im Augenblick 267 Polizisten, die im Jahr
2009 ausgemustert werden. Es kommen im Jahr 2010 125 dazu. Noch heuer
werden 450 Polizeischüler aufgenommen, die dann in zwei Jahren ausgemustert
werden. Das heißt, insgesamt können wir im Jahr 2011 mit 842 zusätzlichen
Beamten rechnen. Zieht man die Pensionierungen ab ... (GR Mag Thomas
Reindl: Das stimmt ja nicht!) Ja, die sind alle nur ... (GR Mag
Thomas Reindl. Wovon reden Sie eigentlich?) Wir reden nur von Wien, Herr
Kollege, wir reden nur von Wien. Zieht man die Pensionierungen von ungefähr 80
pro Jahr ab, habe ich immer noch einen Nettozuwachs von ungefähr 500.
Jetzt können wir uns natürlich darüber hinaus noch
mehr Polizisten wünschen und dem Bund sagen, er soll noch mehr leisten und die
Polizei soll noch mehr leisten. Wir sind hier als Gemeinderäte der Stadt Wien
gewählt und wir müssen unsere Verantwortung in unserem Wirkungsbereich
wahrnehmen und es muss natürlich der Bürgermeister in seinem Wirkungsbereich
seine Aufgabe wahrnehmen.
Und da komme ich jetzt auf den Hauptkritikpunkt zu
sprechen. Der Bürgermeister meint, mit Sicherheit an sich und
Kriminalitätsbekämpfung hat die Stadt nichts zu tun, das ist reine Bundeskompetenz.
Das ist ein grundsätzliches Missverständnis, wenn er nicht die Möglichkeiten
sieht, die die Stadt hat, um auch für die Kriminalitätsbekämpfung etwas zu tun,
und zwar gibt es da zwei Ansätze:
Ansatz Nummer 1 ist die kommunale Kriminalprävention,
zu der man natürlich wahnsinnig viel sagen kann und zu der ich noch einiges
sagen werde.
Punkt 2 ist, die Polizei von Aufgaben zu
entlasten, die nicht zur Kriminalitätsbekämpfung gehören, nämlich zum Vollzug
von Landesgesetzen und ortspolizeilichen Verordnungen. Dort, wo es nur um
Verwaltungsdelikte geht, die sich aus Landesgesetzen und ortspolizeilichen
Verordnungen ergeben, wäre es naheliegend, eine Stadtwache zu installieren, um
die Polizei für die Kriminalitätsbekämpfung frei zu spielen.
Kommunale Kriminalprävention ist der zweite
Ansatzpunkt und das ist bei der SPÖ einfach noch nicht angekommen, dass man
einfach bei den Ärgernissen im öffentlichen Raum, bei den
Verwaltungsübertretungen, bei der Verschmutzung im öffentlichen Raum, bei der
Verwahrlosung beginnen muss und dort ansetzen muss, um auch ein besseres
Ergebnis bei weniger Kriminalität zu erwirken. Da gibt es einen unmittelbaren
Zusammenhang und schön langsam komme ich mir schon vor wie ein Wanderprediger.
Es sollte ja eigentlich wirklich eine Selbstverständlichkeit sein, der
Hausverstand sagt einem das, dass überall dort, wo man den Eindruck hat,
soziale Kontrolle ist verloren gegangen, natürlich die Hemmschwelle sinkt, um
kriminelle Handlungen zu begehen. Und wissenschaftliche Studien - habe ich auch
an dieser Stelle schon genannt - weisen das nach. Man muss bei den einfachen
Dingen anfangen, um zu mehr Sicherheit zu kommen.
Da gibt es ein paar Widersprüchlichkeiten in den
Aussagen der Sozialdemokratie und des Bürgermeisters. Er hat heute erst in der
Fragestunde auch von einer seelenlosen Zeit gesprochen, in der wir heute leben.
Ja bitte, dann tun wir als Wiener Politiker etwas dagegen und bringen mehr
Seele ins Zusammenleben der Wienerinnen und Wiener hinein, aber auch ins
Stadtbild. Ich kann auf der einen Seite nicht eine seelenlose Zeit beklagen und
auf der anderen Seite gegen die toten Auslagen und gegen die Verwahrlosung
ganzer Straßenzüge überhaupt nichts unternehmen. Ich kann nicht sagen, Ordnung
- ja, aber Überwachung ... (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Von welcher Stadt
reden Sie?) Na, lieber Herr Kollege! Ganze Straßenzüge sind verwahrlost. (Aufregung
bei der SPÖ.) Herr Kollege! Fahren Sie das Wiental hinein, die Schönbrunner
Straße, ich lade Sie ein, die leerstehenden Geschäftslokale links und rechts zu
zählen. Es spottet jeder Beschreibung. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Da
brauchen wir ein besseres Mietrecht!) Es ist ein Drama! Schauen Sie, Sie
sind verantwortlich! Sie bringen es nicht zusammen. Das ist ja mehr als
unerquicklich, wie es dort ausschaut. Zählen Sie die leerstehenden
Geschäftslokale! (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Ein besseres Mietrecht brauchen
wir! Ein besseres Mietrecht!) Die sind verschmutzt, die sind verklebt, da
hängen drinnen die Vorhänge herunter, da hängt drinnen die Beleuchtung
herunter. Ich weiß nicht, Sie dürften in einer anderen Stadt leben! Ich meine,
da brauche ich ja nur mit offenen Augen durch diese Stadt gehen oder fahren und
sehe, was los ist. Sie sind wirklich eingeladen (Beifall bei der ÖVP.), gegen diesen Missstand etwas zu
unternehmen.
Der „Standard“ titelt, nachdem er
ein Interview mit dem Bürgermeister veröffentlicht hat: „Ordnung: Ja,
Überwachung: Nein.“ So wird es nicht gehen. Der Bürgermeister sagt, er will in
Wien Ordnung machen, aber er ist gegen die Einrichtung eines
Sicherheitsstadtrates. Der Bürgermeister sagt, er möchte 4 000
Ordnungskräfte aktivieren und koordinieren, aber ist gegen eine Stadtwache. Das
ist nicht logisch und das ist auch keine erfolgreiche Politik. Wir haben ein
Sicherheitsproblem in dieser Stadt. Die Stadt Wien könnte zur Behebung
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