Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 113
hinaus, hinüber, hinauf und jeder hier heraußen noch lauter auf irgendwelche Soft-Faktoren hinweist. Deswegen brauchen wir genug Arbeitsplätze. Deswegen brauchen wir Wohnraum, der angemessen ist.
Deswegen brauchen wir SozialarbeiterInnen in den Schulen, die darauf
schauen, wie es den Jugendlichen dort geht. Und da ist es halt wurscht, ob
einer ein Inländer, ein Ausländer, ein zugewanderter Ausländer, der jetzt ein
Inländer ist, ist, das ist so wurscht. Das ist zuerst einmal ein Jugendlicher,
der offensichtlich ein Problem hat, mit dem die Gesellschaft dann auch ein
Problem kriegt. Dann müssen Sie sich zuerst überlegen: Was tue ich dort? Wie
viel Personal muss ich dort hineinstecken? Was braucht der als Fördermaßnahmen?
Und nicht einfach ein Schrei nach viel mehr Polizei! Was sollen denn die tun?
Die Jugendlichen herauszuziehen aus den Schulen? Das ist alles so realitätsfern
und man weiß auch, dass es so nicht kommen wird und es sich nicht lohnt, sich
darüber lange auseinanderzusetzen.
Die SPÖ macht momentan das Match allerdings schon mit
der FPÖ mit und ich würde mal glauben, dass das eine etwas riskante Strategie
ist. Ich kenne das aus Wahlkämpfen in anderen Ländern. In Großbritannien hat
die Labour-Party für sich eben auch „Law and order is a lable issue“ entdeckt
und die Zuschreibung wandert in dieser Frage natürlich immer zu den
Rechtsparteien. Und sie haben es auch geschafft, aus dem Diskurs zu drehen,
weil „Law and order“ in der einfachen Übersetzung natürlich gar nichts ist.
Aber damit waren auch alle anderen Sachen gemeint, die ich vorher als
Soft-Faktoren in dem Bereich bezeichnet habe.
Wenn wir in Wien allerdings zuschauen, wie das Match
und der Ball auch von der SPÖ aufgenommen wird und es wird auf einem Niveau
gespielt, wo ich sage, das ist ein Risiko und ich bin mir nicht sicher, wer das
gewinnen wird. Ich verstehe das. Die Sozialdemokratie sagt, der Hauptgegner ist
die FPÖ, da laufen uns ein Haufen Leute hin und her oder es rinnen uns die
Leute aus, und fangt mit diesen Themen an, in den Ring zu steigen. Und ich bin
mir nicht sicher, ob man das auf diese Art und Weise machen sollte, weil ich
sage da ganz ehrlich: So sehr ich glaube, dass es der Stadt gut tun würde, wenn
die Sozialdemokratie nicht alleine regieren würde, sondern wenn da ein frischer
Wind dazu kommt - den kann die ÖVP nicht bieten, sage ich auch gleich dazu -,
so sehr wünsche ich mir nicht, sage ich auch dazu und das ist jetzt nicht eine
klassische Oppositionsansage, aber ich will gar nicht, dass die SPÖ an die FPÖ
ausrinnt, nämlich im Sinne von mir und von vielen anderen Leuten. Ich will das
nicht! (Heiterkeit bei der FPÖ.) Ich freue mich an dem Abend nicht, wenn
es heißt: Minus sieben SPÖ und plus sieben FPÖ. Das freut mich überhaupt nicht,
ganz ehrlich! Ich sage das auch hier und das ist sicher nicht das, was man als
Oppositionspolitiker sagen soll, aber mir ist es lieber, Sie haben eine
absolute Mehrheit als Sie verlieren alle Stimmen, die Sie haben, also viele
Stimmen an die Freiheitlichen! Sie sollten die Stimmen an die GRÜNEN verlieren,
weil wir Konzepte in den Bereichen haben. (Weitere Heiterkeit bei der FPÖ.) Aber
ich wünsche der Stadt nicht ein Wiedererstarken der FPÖ auf ein Niveau, wo sie
schon einmal war, weil ich glaube, dass die Freiheitlichen keine einzige Lösung
für diese Stadt haben. Da sind wir uns ja einig, der Herr Hahn nicht, aber wir
sind uns ja einig in dieser Frage. Das nützt auch nichts.
Weil es so freundlich angefangen hat, worüber freut
sich der Wiener, die Wienerin – nein, die war nicht dabei –, habe ich eine
kleine Umfrage gemacht: Bei uns war keiner und keine dabei, die gesagt hat,
zuerst schaue ich aus dem Fenster, ob das Auto oder das Fahrrad da ist, sondern
die freuen sich alle, wenn es draußen schön ist, Sonnenschein, Blumen, Lärm,
wenig Lärm hat es geheißen, manche haben gesagt, weniger Autos, das heißt ja
nicht automatisch, dass die alle irgendwo gestohlen werden müssen, sondern die
stehen halt nicht direkt vor der Haustüre, wenn es leicht geht, und so weiter.
Ich habe mir überlegt, was ich mir persönlich wünsche
und wann ich mich sicher fühle. Sicher fühle ich mich in einer Stadt, wo die
soziale Ungleichheit so gering wie möglich ist. Und da gibt es auch wieder
Beweise, die Leute fühlen sich sicherer und vor allem die Zufriedenheit, und um
das geht es schon, von großen Bevölkerungsteilen ist in den Städten und in den
Ländern hoch, wo die Ungleichheiten nicht so hoch sind. Da geht es gar nicht so
darum, auf welchem Level, sondern wo der Unterschied nicht 1 zu 100 ist,
wo man nicht ständig vorgeführt kriegt, dass die einen ganz, ganz viel oder
alles haben und ganz, ganz viele Leute sehr, sehr wenig. Dann fühle ich mich
wohl. Und ich würde mich auch in einer Stadt mit weniger FPÖ und mit weniger
Blauen in der Wiener Polizei wohlfühlen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Als
Nächster am Wort ist der Herr GR Dr Ulm.
GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr verehrten
Damen und Herren!
Ich finde es schon richtig, dass wir hier im
Gemeinderat eine Sicherheitsdebatte abführen. Aber ich meine, sie soll in
sachlicher und niveauvoller Weise abgeführt werden, denn wir haben in der Tat
in Wien ein Sicherheitsproblem. Das sollte man nicht leichtfertig vom Tisch
wischen. Das würden die Wienerinnen und Wiener sicherlich nicht verstehen, die
unter der Situation, die wir im Augenblick haben, leiden.
Es ist die vornehmste Aufgabe des
Staates, aber auch der Stadt, für Ordnung und Sicherheit zu sorgen und da kann
sich niemand absentieren. Da haben beide ihre Aufgabe im bestmöglichen Maße
wahrzunehmen. Wir können die Situation, so wie sie sich jetzt darstellt,
sicherlich nicht akzeptieren. Man kann nicht vor der Kriminalität kapitulieren,
man kann nicht vor der Abnahme an Lebensqualität in dieser an sich schönen
Stadt kapitulieren. Die Polizei ist ziemlich am Limit ihrer Kapazitäten
angelangt. Innenministerium, Bundespolizeidirektion, die vielen Polizistinnen
und Polizisten auf der Straße tun das Möglichste. Es gibt neue Strategien, es
gibt neue Taktiken. Wir haben eine Streifendichte in den
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