Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 113
ein Damaskus-Erlebnis, das Sie da haben!) Also bleiben
wir bei dem, Herr Bürgermeister! (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wer ist
denn zuständig?) Worüber freut sich der Wiener, wenn er in der Früh aus dem
Fenster schaut, Herr Bürgermeister? Er freut sich, wenn sein Auto noch da ist!
Das ist die Realität! (GR Dipl-Ing Martin
Margulies: Was reden Sie da?) - Schauen Sie einmal nach, Herr Kollege! Über
30 Prozent ist die Zunahme von Autodiebstählen und bei Autoeinbrüchen und
die Hälfte davon in Wien! Ihr Fahrrad stehlen sie Ihnen wahrscheinlich nicht so
leicht, zumindest wenn es ein älteres Modell ist, Herr Kollege! Das ist die
Realität! Lassen Sie einmal etwas im Auto liegen! Aber wenn wir von der FPÖ
darauf hinweisen, dann wird die Statistik frisiert, wird schöngeredet! Das, was
vor zehn Jahren als schlechte Entwicklung angefangen hat (GR Karlheinz Hora: In Ihrer Regierungszeit!), ist bei Weitem von
der Realität überholt worden! (Beifall bei der FPÖ. - Bgm Dr Michael Häupl:
Da waren Sie in der Regierung!)
Wenn Sie sich darüber aufregen, reden Sie es schön!
Sie wollen den Bürgern geradezu, Herr Bürgermeister, weismachen, dass sie
selbst schuld sind, wenn sie ihr Handy im Auto liegen haben! (Bgm Dr Michael Häupl: Nein, Sie sind
schuld!) Natürlich, die armen Kriminellen! (Bgm Dr Michael Häupl: Sie waren in der Regierung! Vor zehn Jahren
waren Sie in der Regierung!) Ich
bin schuld, wenn jemand sein Handy im Auto liegen hat! Herr Bürgermeister, Sie
stellen sich fürchterlich an! (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Sie haben das
herbeigeführt!) Sie wollen den Leuten noch weismachen, dass sie mitschuldig
sind, wenn sie etwas im Auto liegen lassen! Wo sind wir denn hingekommen, meine
Damen und Herren? Österreich war ein Land, wo man früher den Hausschlüssel
unter der Fußmatte liegen lassen und weggehen hat können. (GR Dr Herbert
Madejski: Heute fladern sie dir schon die Fußmatte!) Heute schaut es anders
aus, auch bei uns und gerade bei uns in Wien! (Bgm Dr Michael Häupl: Was
wollen Sie damit sagen?)
Bleiben wir bei dem, worüber sich der Wiener freut,
Herr Bürgermeister. Ja, weniger! Er freut sich, wenn er für seine Kinder einen
Platz in einer ordentlichen Schule kriegt, in einer Schule, in der ordentlich
unterrichtet wird. Aber es
hapert halt mit den guten Schulen. Warum drängen sich denn alle in die
Privatschulen, vom Gusenbauer angefangen? Es ist ein Andrang auf die
Privatschulen, wie es ihn noch nie gegeben hat, nur muss man sich das halt auch
leisten können und einen Platz kriegen. Das ist die Situation. In den
öffentlichen Schulen müssen Sie Angst haben, dass Ihnen der Plafonds auf den
Kopf fällt! (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wovon sprechen Sie?) In den
öffentlichen Schulen müssen Sie Angst haben, und das hat auch mit Sicherheit zu
tun, dass die Kinder in überfüllten Containern sitzen. In den öffentlichen
Schulen müssen Sie Angst vor Kriminalität und Mobbing haben. Und das ist erst
der Anfang einer verheerenden Situation! (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely:
Wovon sprechen Sie?)
Ich werde Ihnen gleich ein Beispiel bringen, Frau
Kollegin! Ich werde Ihnen ein Beispiel bringen! Sie reden ja die Vorfälle immer
klein! (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Mein Kind geht in eine öffentliche
Schule!) Die Worte eines Lehrers, der seine Kinder vor Kurzem gegen eine
Schlägerbande beschützen wollte und der krankenhausreif geprügelt wurde: „Wir haben
in unserer Mittelschule genug vom permanenten Straßenterror. Erst kürzlich habe
ich einen Schüler mit zertrümmertem Knie ins Spital geführt. Ich bin 28 Jahre
lang Lehrer, aber einen Zustand wie jetzt habe ich noch nicht erlebt." -
Wenn Sie sehen wollen, wie der Lehrer nachher ausgeschaut hat, nachdem sie ihn
niedergeprügelt haben, dann zeige ich Ihnen gerne dieses Bild, Frau Kollegin!
Das waren Ausländer und das ist nicht von uns, das ist von einem Lehrer. (Bgm
Dr Michael Häupl: Und wer waren die Prügler?) - Der wohnt in der
Leopoldstadt. In der Leopoldstadt ist das passiert. (Bgm Dr Michael Häupl:
Und wer waren die Prügler?) - Was weiß ich, wer die Prügler waren, Herr
Kollege! (Bgm Dr Michael Häupl: Aber das sollten Sie wissen!) Von den
Vornamen her kann ich Ihnen nicht sagen, wie sie mit Familiennamen heißen, Herr
Kollege, aber Sie können auch aus den Vornamen genügend schließen! (GR Kurt Wagner: Was schließen Sie?)
Jetzt komme ich zu einem Beispiel aus Liesing: Genau
das Gleiche, was jetzt vor Ostern noch passiert ist, Herr Bürgermeister. Man
wollte an die Brückenschule in Liesing einen Schüler versetzen, der bereits
mehrfach wegen Gewalttaten aufgefallen ist, der Elektroschocker und so weiter,
unerlaubte Waffen in der Schule mitgehabt hat, den man aus der Schule gefeuert
hat. Die Eltern waren schwer beunruhigt. Sie kennen den Fall, Herr
Bürgermeister, weil man hat ihn Ihnen vorgetragen, Sie sind dann eingeschritten
und haben interveniert! Was war los? Man hat diesen Schüler in diese Schule
abschieben wollen. Dann haben sich die Eltern auf die Hinterfüße gestellt. Das
hat nichts genutzt. Die Schulinspektorin und alle haben sie abgewimmelt. Erst
als sie dann versucht haben, über uns an die Öffentlichkeit zu kommen, als das
gelungen ist, ist der Apparat plötzlich aktiv geworden, und als die Eltern
gesagt haben, wenn das passiert, schicken sie ihre Kinder nicht in diese
Schule. Sie haben einen Schulstreik vor der Nase gehabt und das Fernsehen hat
sich auch dafür interessiert. Was war dann? Plötzlich gab es Auskünfte und die
Schulinspektorin hat gesagt, der ist nicht harmlos. Die Schulinspektorin hat
gesagt, dieser Kerl hat echte Waffen mit sich geführt und wurde zwei Mal bei
der Polizei angezeigt. Und wie schaut die Sicherheit aus? Jetzt schicken Sie
ihn an eine andere Schule. Das Problem ist die Art und Weise, wie Sie in der
SPÖ Probleme lösen, Herr Bürgermeister! So schaut es aus!
Jetzt kommen wir zu dem, was die
Wiener nicht freut und was die Wiener ärgert, nämlich dass Sie diese
Situationen dauernd schönreden, statt die Ursachen zu bekämpfen, dass ein
Zusammenbruch der Sicherheit in Wien von Ihnen noch immer auf eine Regierung
geschoben wird, die 2002 ins Amt gekommen ist. Dabei haben wir schon zwei rote
Bundeskanzler verbraucht. Der zweite nützt sich jetzt gerade ab. Das ist die
Realität! Und
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