Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 113
Punkt 4: Welche neuen Maßnahmen werden Sie im Bereich der Integration setzen, um der hohen Kriminalität von Jugendlichen mit Migrationshintergrund entgegenzuwirken?
Punkt 5: Wann werden Sie endlich einen
technischen Ordnungsdienst oder etwas Vergleichbares für mehr Sicherheit und
Ordnung sowie zur Unterstützung der Exekutive einsetzen?
Punkt 6: Halten Sie die derzeitige
Sicherheitsaktion der Stadt Wien, Sicherheitsberatung in den Bezirken, die vor
wenigen Bürgern stattfindet, wirklich für zielführend?
Punkt 7: Welche Opferschutzmaßnahmen werden Sie
für die tausenden Betroffenen von Gewalt, Raub und Einbruch setzen?
Punkt 8: Was schlagen Sie angesichts der hohen
Anzahl an nicht abschiebbaren Asylwerbern vor, die kein Recht auf Aufenthalt in
Österreich und in dieser Stadt haben?
Punkt 9: Werden Sie sich angesichts des
ausufernden Bettlerunwesens für ein zumindest zeitweiliges generelles
Bettlerverbot aussprechen?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. -
Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß
§ 37 Abs 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor.
Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich
Herrn GR Mag Jung das Wort.
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Herr Bürgermeister! Meine Damen
und Herren!
„Sicherheitsnotstand in Wien". - Es gab einmal
einen Slogan, der hieß: „Worauf freut sich der Wiener, wenn er aus dem Urlaub
zurückkommt?" Da hieß es dann als Antwort: „Aufs Schnitzel und auf das
Hochquellwasser." (Bgm Dr Michael Häupl: Ankerbrot, Verzeihung!) -
Ja, bitte, Ankerbrot mittlerweile. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Man muss
schon bei der Wahrheit bleiben!) -
Worauf freut sich aber der Wiener heute, wenn er zurückkommt? Herr
Bürgermeister, wissen Sie auch die Antwort? Er freut sich darauf, wenn in seine
Wohnung nicht eingebrochen wurde und wenn sein Auto unversehrt ist! Das ist die
Realität!
Sie haben uns heute gesagt, Sie lesen Zeitungen und
Sie sind des Lesens mächtig. Vielleicht haben Sie es übersehen, „Presse"
vom Freitag, dem 27. März, also nicht so alt: „Rom und Athen sicherer als
Wien."
Wir haben heute mehrfach diese ominöse Mercer-Studie
präsentiert bekommen, die von einer privaten Firma erstellt wurde und die sich
auch mit der Lebensqualität der Manager in Wien befasst. Ich glaube schon, dass man im
19. Bezirk gut leben kann. Ich glaube schon, dass man im 13. Bezirk
gut leben kann, wenn man im 1. Bezirk arbeitet und sogar in großen Teilen,
den westlichen Teilen, von Liesing. Da
sind Rodaun und Mauer. (GRin
Claudia Smolik: Auch im 16. Bezirk kann man gut leben!) Aber gehen Sie
in den 15. Bezirk, gehen Sie in weiten Teilen in den 11. Bezirk! Dort
schaut die Situation ganz anders aus als im 19. Bezirk, Herr
Bürgermeister!
Ich präsentiere Ihnen eine andere Studie, die aber
von einer offiziellen Organisation ist, nämlich vom Büro für Drogen- und
Verbrechensbekämpfung der UNO. Die stellt fest, dass in Wien der Einbruch in
den letzten 12 Monaten - sie macht eine prozentuelle Bewertung der Wiener
Betroffenen - bei 2,8 Prozent liegt. Gleichviel wie in Warschau, Herr
Bürgermeister! Wir haben das Niveau von Warschau erreicht! (Bgm Dr Michael
Häupl: Sie sind nicht mehr im Nationalrat!) New York, Paris, Athen, New
York, Herr Bürgermeister, ich wiederhole es, damit Sie mir zuhören können,
Paris und Athen sind wesentlich sicherer, erst recht Berlin, Budapest und sogar
das früher für die Handtaschelzieher und so weiter berühmtberüchtigte Rom. Dort
ist die Gefahr, Opfer eines Einbruches zu werden, nicht einmal halb so groß wie
im ach so lebenswerten Wien! Die Steigerung bei den Wohnungseinbrüchen im
vergangenen Jahr war 28 Prozent, in den Häusern über 60 Prozent!
Herr Bürgermeister, wie erklären Sie das den Leuten
in Liesing, die im Bereich der Triester Straße wohnen, wo es
Einbruchssteigerungen von 200 Prozent gegeben hat? (Bgm Dr Michael Häupl: Das müssen Sie erklären, nicht wir! Sie haben
zugestimmt! Sie waren damals im Nationalrat!) Es ist auch kein Wunder, in
Liesing fahren in der Nacht zwei Funkstreifen und sie warten 20 Minuten
oder länger, bis etwas passiert ist. (Bgm Dr Michael Häupl: Sie haben
zugestimmt! Erklären Sie das!)
Sie können sich ruhig aufregen, Herr Bürgermeister!
Wien ist ein Paradies für Einbrecher geworden! Wien ist ein Paradies für
Einbrecher aus dem Schengen-Raum! (Bgm Dr Michael Häupl: Nicht ich, erklären
Sie das! Sie haben zugestimmt! Sie waren damals im Nationalrat!) Nein, da
war ich leider nicht mehr! (Bgm Dr Michael Häupl: Aber ja!) Sie
verstehen die Freizügigkeit im Schengen-Raum und die Freizügigkeit des
Personen- und Warenverkehrs auf eine Art und Weise, die den Wienern recht wenig
Freude macht! (Bgm Dr Michael Häupl: Nein, Sie!) Die Menschen haben
mittlerweile verstanden, was Sie und die ÖVP uns mit der EU eingebrockt haben
und was Sie und die ÖVP uns mit der Öffnung der Schengen-Grenzen eingebrockt
haben, Herr Bürgermeister! Das ist die Situation!
Warum geben Sie uns denn keine Europaerklärung vor
der Wahl, obwohl wir hier einen fertiggestellten Europabericht haben, Herr
Bürgermeister? Ist es Ihnen nicht ganz geheuer, über das Thema „Europa und die
Schengen-Öffnung" zu reden, weil Sie genau wissen, dass die Wiener das
absolut nicht goutieren? Der Hut brennt, Herr Bürgermeister! Die
Innenministerin hat richtig, aber auch als eigene Bankrotterklärung,
festgestellt, die Einbrecher machen sich wie die Heuschrecken über uns her! Das
Ballungszentrum Wien ist unser größtes Sorgenkind! (Bgm Dr Michael Häupl: Ein Wahnsinn!) - Sie sagen: „Ein
Wahnsinn!", aber wenn Sie in Ihre Wohnung heimkommen, die verwüstet und
ausgeleert ist, dann sagen Sie das nicht mehr! Dann reden Sie anders, Herr
Kollege!
Die Wiener Polizei sagt, die
Innenministerin hat noch nicht die mögliche und notwendige Effizienz. Das sagt
die Innenministerin! (Bgm Dr Michael Häupl: Das ist ja
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