Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 113
SPÖ und der Stadt Wien war,
und der Bürgermeister hat mich jahrelang zu Newroz-Veranstaltungen geschickt
und ich habe unter den Bildern von Öczalan und anderen Kurdenführern wie
Barzani oder Talabani gesprochen, weil uns das immer ein wichtiges Anliegen
war.
Das heißt, es ist nicht so,
dass die Stadt Wien die Kurden entdeckt, nur weil die FPÖ Gott sei Dank heuer
in Diyarbakir war, sondern wir haben das immer schon gemacht, (StR Johann Herzog: Aber geh!) und das
lässt sich auch nachweisen in der Kulturförderung, weil wir ja gerade bei der
Kulturdebatte sind. Es gibt unzählige kurdische Vereine, die Förderungen von
der Stadt Wien, von der MA 7, erhalten und es gibt unzählige kurdische
Veranstaltungen, wo wir auch teilnehmen, es gibt kurdische Buchmessen,
kurdische Newroz-Veranstaltungen, alle möglichen Veranstaltungen, und wir haben
das immer sehr ernst genommen. Das ist auch der Grund, warum wir mit gutem
Gewissen zustimmen können, dass wir einen Kulturaustausch mit Kurdistan, mit
Diyarbakir, machen, und ich kann Ihnen nur sagen, dass hier im Rathaus auch
sehr viele kurdische Abgeordnete aus dem türkischen Parlament unter anderem mit
mir gesprochen haben. Ich war nicht der Einzige, aber ich war einer, der mit
vielen gesprochen hat. Das heißt, uns ist die Angelegenheit der Kurdinnen und
Kurden insgesamt in allen Teilen Kurdistans, aber insbesondere in
Nordkurdistan, in der Türkei, ein wesentliches Anliegen.
Was wir nicht wollen, ist,
dass hier der Eindruck entstehen könnte, das hat jetzt die FPÖ entdeckt und
erfunden, etwa gar der Herr Mölzer. Und was wir auch nicht wollen, ist, dass dieses
wichtige Thema der Menschenrechte missbraucht wird, um einen latenten Hass
gegen die Türkei, gegen das potenzielle EU-Beitrittsland Türkei, auszuleben.
Und das ist der einzige Grund, warum wir dem Antrag der FPÖ nicht zustimmen,
sondern jetzt einen eigenen Antrag einbringen namens der Gemeinderäte Wolf,
Ringler und mir, wo wir den Antrag stellen, einen Kulturaustausch der Stadt
Wien mit Kurdistan, mit Diyarbakir, einzugehen. Wir haben aber bei diesem
Resolutionsantrag alle Angriffe, die gegen den EU-Beitrittswerber Türkei
gerichtet sind, herausgestrichen, weil das nicht Angelegenheit dieses Antrages
ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Zur Wortmeldung von Kollegen
Dworak kann ich nur sagen: Wenn wir jeden Verein, jede Vereinsgeschichte und
jedes Vereinsgeschichterl so in der Hauptzeit des Gemeinderates diskutieren
würden wie die Frage der Geschäftsführung der Tschauner Bühne, dann würden wir
wahrscheinlich sehr viel zu tun haben.
Jetzt will ich das gar nicht
runtermachen, denn die Tschauner Bühne ist uns wert und wichtig, und wir werden
heute auch eine Förderung beschließen, wie in den letzten 20, 30 Jahren, also
so gesehen ist es in Ordnung. Nur, sich da herzustellen und zu sagen, da ist
etwas Ungerechtes passiert, das finde ich einfach lächerlich. Da gibt es einen
Intendanten, der ist mittlerweile 68 Jahre alt, ich schätze ihn sehr, ich
kenne ihn gut, ich kenne ihn seit 30 Jahren, es ist Franz Strohmer. Nach
30 Jahren Intendantentätigkeit hat nun der Verein im Rahmen seines
demokratischen Vereinslebens gesagt, wir machen einen personellen Wechsel. Und
es gibt keinen Intendanten in der Stadt, der 30 Jahre Intendant einer
Einrichtung war. Sogar Direktor Holender hat das nicht geschafft, also der ist
auch schon lange Direktor, das aber erst 14 Jahre. Aber in allen anderen
Häusern ist es klar, dass jemand eine Periode, zwei Perioden macht, vier Jahre,
sechs Jahre, acht Jahre, aber dann kommt es zu Veränderungen, und wenn es
10 Jahre sind, ist es auch okay, aber wenn jemand nach 30 Jahren dort
ausscheidet und als 68-Jähriger in die Pension geht, dann kann man nicht sagen,
der ist gemobbt worden, und es ist irgendwas Unlauteres passiert. Und wenn ein
mir sehr verbundener und von mir sehr geschätzter Präsident mit 80 Jahren sagt,
ich habe jetzt 30 Jahre das Volksbildungswerk geführt, ich gebe das in neue
kraftvolle Hände, dann muss man das einfach akzeptieren, und da hat man sich
als Politik nicht einzumischen.
Wir sind sehr glücklich,
dass es diese personelle Veränderung und diese Neupositionierung des Wiener
Volksbildungswerkes und der Bezirksfestwochen gibt. Das neue Team des neuen
Präsidenten und der neuen Geschäftsführerin des Volksbildungswerkes ist höchst
erfolgreich und hat in wenigen Monaten wahnsinnig viel verändert und
weitergebracht, und ich freue mich sehr auf das Festival der Bezirke, das vom
1. bis 23. Juni stattfinden wird.
Also, da jetzt irgendein
Verschwörungsszenario zu vermuten, ist nur ein guter Beweis, wie gut die Wiener
Kulturverwaltung dasteht, weil sonst hätte der Herr Dworak ein wichtigeres
Thema als dieses. Wir können da sehr zufrieden sein.
Was die Frage der
Lebensqualität und die Wortmeldung des Herrn Schreuder betrifft: Natürlich ist
das primär erfreulich für Wien. Es ist primär erfreulich für die Wienerinnen
und Wiener und alle Institutionen, Betriebe, Vereine und alles, was in Wien
lebt, arbeitet und Wien ausmacht. Es ist primär einmal ein Verdienst von Wien
und von den Wienerinnen und Wienern. Nur, wenn eine Stadt von einer Regierung
verwaltet wird, gestaltet wird, verantwortet wird, dann wird es wohl auch noch
möglich sein, dass diejenigen, die für diese Entwicklung die Verantwortung
haben, sich auch an dieser Entwicklung freuen.
Und
unter uns gesagt, natürlich gäbe es jetzt unzählige Beispiele, wo wir sagen
können, wie Politik mit Lebensqualität zusammenhängt. Und jetzt sage ich Ihnen
ein Beispiel, das vielleicht der ÖVP nicht ganz gefallen wird: Da gab es einmal
eine Stadtregierung zwischen SPÖ und ÖVP, die ist deshalb gescheitert und
auseinandergegangen, weil die SPÖ der Meinung war, wir machen auf dem so
genannten Entlastungsgerinne – heute heißt das Donauinsel – ein
Freizeitparadies und machen die Donauinsel, und die ÖVP ist damals aus der
Regierung ohne Not rausgegangen, weil sie gesagt hat, das wolle sie nicht, sie
wolle dort lieber einen Truppenübungsplatz. Das war konkret der Anlass dafür,
dass die Koalition zwischen SPÖ und ÖVP in den 60er Jahren in
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