Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 113
Flaktürmen eine höchst
unterstützenswerte Angelegenheit ist. Wir meinen aber, dass der von Ihnen
vorgeschlagene Weg, das über die Agenda zu spielen, langwierig ist, zu lange
dauert, und wir meinen, dass man diese Befragung sehr rasch machen kann.
Daher bringe ich einen
Beschlussantrag nach einer umgehenden Volksbefragung gemäß § 112a ff der
Wiener Stadtverfassung betreffend das Flakturmprojekt ein, zur Nutzung eines
Turmes als internationales Zentrum für zeitgenössische Kunst. - In formeller
Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn ich schon bei Anträgen
bin, bringe ich auch noch einen Antrag ein - das Thema war heute auch schon auf
der Tagesordnung - bezüglich des Datenskandals bei den Wiener Linien. Hier hat
die Vizebürgermeisterin die vorliegenden und mit Dokumenten untermauerten Dinge
der massiven Datenverletzung kleingeredet oder weggeredet. Es gibt Fakten, die
darauf hindeuten, und es gibt massive Kritik sowohl der Arbeiterkammer als auch
des ÖGB an dem, was die Geschäftsleitung hier offenbar toleriert hat, einreißen
ließ oder jedenfalls Wirklichkeit werden ließ. Wir meinen, dass die
höchstpersönlichen Lebensumstände von Mitarbeitern nicht bekannt zu machen
sind, wir meinen, dass die Datenkommission das hoffentlich untersuchen wird und
wir meinen, dass wir derartigen Dingen entschieden entgegentreten sollen. Ich
bringe daher gemeinsam mit meinem Kollegen Wolfgang Gerstl einen weiteren
Beschlussantrag ein:
„Der Gemeinderat verurteilt
die Bespitzelung der Mitarbeiter bei den Wiener Linien, spricht sich gegen die
Verwendung solcher Arbeitgebermethoden aus und verlangt die Ausarbeitung von
Maßnahmen, die solche Methoden in Zukunft unmöglich machen.
In formeller Hinsicht
beantragen wir die Zuweisung an den Ausschuss der Geschäftsgruppen Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke und Integration, Frauenfragen,
Konsumentenschutz und Personal.“ (Beifall
bei der ÖVP.)
Es geht also darum, dass die
Finanzierung der Kultur nicht nur gesichert ist, es geht darum, dass diese
Mittel von beachtlicher Höhe für die Kultur auch zu Recht aufgewendet werden.
Damit kein Irrtum entsteht, wir unterstützen die Kultursubventionen der Höhe
und dem Grunde nach, aber es geht uns immer wieder um das Gleiche, es geht
darum, dass die öffentlichen Mittel effektiv, transparent und möglichst sparsam
eingesetzt werden sollen. Ich danke schön. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächster Redner
zum Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Ich erteile es ihm.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren!
Wenn die Opposition den
Wunsch hat, als Schwerpunktthema einer Gemeinderatssitzung das Thema Kultur zu
diskutieren, dann sind wir darüber immer sehr glücklich. Es gibt uns nämlich
die Gelegenheit, über die Kultur und über die großartigen Erfolge der Wiener
Kunst- und Kulturentwicklung zu diskutieren. Daher war es uns sehr recht, dass
heute Kultur das Schwerpunktthema ist.
Mir geht es ein bisserl wie
dem Kollegen Schreuder. Ich habe mich schon gefragt vorher, womit kommen fünf
FPÖ-Redner, also das war schon eine Frage, was da für ein Angriff gestartet
wird und ich bin jetzt schon einigermaßen verwundert, wie das hier so abläuft.
Da kommt die FPÖ heraus und erzählt Reisegeschichten aus Kurdistan, die ÖVP
geht heraus und erzählt uns Vereinsgeschichten aus der Tschauner Bühne. (StR Johann Herzog: Unterhaltsam ist das!) Also,
das ist höchst unterhaltsam und vielleicht ganz nett, diese Themen aber zum
Hauptschwerpunktthema einer Kulturdebatte des Gemeinderates zur besten Zeit zu
machen, ist ... (StR Johann Herzog:
Wem sagen Sie das, wem sagen Sie das!) Halten Sie einmal ganz kurz die Luft
an, Herr Herzog, und wenn Sie ein bisserl zuhören, werde ich es Ihnen erklären.
Dafür bin ich jetzt eigentlich da, damit Sie mir zuhören können.
Herr Herzog, was mich an den
Reiseberichten der FPÖ aus Kurdistan freut, ist, dass es wieder einmal
unterstreicht, dass Reisen bildet. (StR
Johann Herzog: Schön, aber die Herabwürdigung!) Und wenn, unter uns gesagt,
es zur Folge hat, dass die FPÖ erkennt, dass nicht alle Ausländer prinzipiell
einmal böse sind, ja, dann bin ich sehr dafür, dass die FPÖ sehr viel reist. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Nach Afrika!) Also,
bitte fahren Sie nicht nur nach Kurdistan, fahren Sie nicht nur in die Türkei,
fahren Sie bitte nach Afrika, fahren Sie bitte nach Lateinamerika, fahren Sie
bitte nach Polen, nach Bosnien-Herzegowina, nach Bulgarien, nach Rumänien, nach
Moldawien, nach Russland.
Wunderbar, und das hat auch
den Vorteil, dass Sie nicht so oft in Wien sind, das hat aber auch den Vorteil,
dass Sie vielleicht irgendwann dann einmal so viele Freunde haben, neben den
Kurden, dass es dann nicht mehr so leicht ist, einfach so platt
ausländerfeindlich zu sein, wie das die FPÖ bisher immer war. Also, ich habe
Hoffnung. (Beifall bei der SPÖ.)
Aber um es jetzt auch ganz ernsthaft
zu betreiben: Also, wir sind sehr dafür, dass wir einen Kulturaustausch mit den
Kurden pflegen, und ich weiß sehr genau über die Problematik der Kurden
Bescheid. Und jetzt sage ich Ihnen, dass ich schon 1992, horchen Sie mir kurz
zu, (StR Johann Herzog: Ausgeschwiegen
haben Sie sich!) Delegationsleiter einer Delegation des Wiener Landtages
war, als uns der Herr Bürgermeister Zilk damals zur Wahlbeobachtung nach
Kurdistan geschickt hat. Und ich war damals mit Peter Pilz (GR Dr Helmut Günther: Heidemarie Unterreiner!), mit der lieben Heidi Unterreiner,
das sage ich bewusst so, und mit dem lieben Andi Salcher, auch mit dem lieben
Peter Pilz, um ganz korrekt zu sein, alle drei sind mir lieb, wir waren in
Kurdistan. Wir haben dann auch ausführlich im Gemeinderat, im Landtag,
berichtet, wir haben Hilfsprojekte gemacht.
Seit
dieser Wahlbeobachtung des Jahres 1992 gab es fast keine Newroz-Veranstaltung
in Wien von kurdischen Organisationen, wo ich nicht der Vertreter der
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