Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 113
teilzunehmen. Das finden wir
richtig.
Spannend, und das habe ich
im Ausschuss schon gesagt, und das wäre ein Projekt, das ich mir sehr gerne
auch in so einem Rahmen vorstellen kann, wäre es auch, Kultur in die Betriebe
zu bringen. Im Akt steht vor allem drinnen, dass Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
eingeladen werden sollen, die bestehenden Kulturinstitutionen zu besuchen. Das
finde ich gut, aber sehr spannend wäre es wirklich, das Kulturleben in den
Betrieben stattfinden zu lassen, also irgendwie als Festwochen bis hin zu der
City. So ähnlich kann man sich das schon vorstellen, dass auch in Betrieben ein
kulturelles Leben stattfindet. Aber im Prinzip begrüßen wir es, wir stimmen zu,
und vielen Dank. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächster Redner
zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Wolf. Ich erteile es ihm.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Auch ich bin stolz auf die Mercer-Studie,
auch ich bin stolz, dass Wien ausgewiesener Maßen eine so hohe Lebensqualität
hat. Ich freue mich auch, dass Sie Kronzeugen haben, die Sie bei anderer
Gelegenheit immer heruntermachen: Nämlich internationale Manager, die von Gier
getrieben sind, wurden befragt, Hedgefondsmanager wurden befragt, und es wurden
auch Manager befragt, die Sie bei anderer Gelegenheit als Heuschrecken
bezeichnen.
Also man sieht, Sie richten
es sich her, wie Sie es brauchen, und jetzt feiern Sie die Mercer-Studie. Wir
tun das auch, aber das stimmt, was mein Vorredner gesagt hat, Sie haben kein
Monopol darauf. Wenn ich es spitz sagen müsste, müsste ich sagen, Wien hat eine
tolle Lebensqualität nicht wegen der SPÖ, sondern trotz der SPÖ-Regierung. (Beifall bei der ÖVP – GR Heinz Vettermann:
Ja, sehr logisch, aber weiter! – Heiterkeit bei der SPÖ.) Gut, also ich
sehe, es funktioniert, und das gefällt mir.
Bei dieser Diskussion werden
viele Themen angesprochen, darunter auch das aktuelle, bereits erwähnte Thema
der Vereinigten Bühnen Wien, die ein Defizit von 6 Millionen machen, wie
gesagt wurde. Hier wird die internationale Krise zum Zeugen für eine
hausgemachte Krise aufgerufen. Es ist aber eine hausgemachte Krise der
Musical-Sparte und wir haben immer davor gewarnt, kommerzielles Theater mit
derart hohen Summen zu subventionieren. Und jetzt stellt sich heraus - und es
ist dem neuen Direktor Drozda tatsächlich zu danken, dass er die Transparenz
endlich gewährt - dass eine Musical-Karte im vergangenen Jahr aus öffentlichen
Mitteln mit 36 EUR subventioniert wurde. In jeder anderen Stadt dieser
Welt, die in der Mercer-Studie möglicherweise nicht so gut abschneidet, in
jeder anderen Stadt dieser Welt werden Musicals als kommerzielle Theater
geführt und haben nicht diesen derartig hohen Subventionsbedarf, der in Wien
noch dazu führt, dass man damit gar nicht auskommt, weil die Stücke offenbar
nicht jenen Zuspruch haben, der prognostiziert und kalkuliert wurde. Das
Ronacher bleibt massiv hinter den Erwartungen zurück, sagt der Geschäftsführer.
„The Producers“ waren ein Flop und die Auslastung beim schnell eingeschobenen
Nachfolgestück „Frühlingserwachen“ scheint auch eher nicht sehr hoch zu sein.
Das sind Flops, die die Geschäftsführung beziehungsweise die künstlerische
Intendanz zu verantworten hat und es stellt sich schon die Frage, warum bei
dieser Bilanz die Verträge vor der Zeit und ohne Ausschreibung verlängert
wurden. Das ist nicht nur zu kritisieren, sondern das ist auch zu hinterfragen.
Und es ist auch zu hinterfragen - wir haben das ja schon in einer schriftlichen
Anfrage gemacht und warten noch auf die Antwort -, welche Rechtsmeinung hier
zur Anwendung kommt. Nach unserer Ansicht sind derartige Verträge für leitende
Mitarbeiter des Unternehmens öffentlich auszuschreiben und nicht unter der Hand
zu verlängern. (Beifall bei der ÖVP.)
Auch einige Worte zu dem
vorliegenden Akt: Wir lehnen ihn ab. Nicht des Inhalts wegen, wir lehnen ihn
nicht ab, weil wir nicht der Meinung wären, dass Kulturlotsen eine gute Sache
sind, das ist eine gute Sache, aber wir sind der Meinung, dass es die
ausgemachte Aufgabe des ÖGB ist, diese Dinge zu tun, und das nicht mit
Subventionen der öffentlichen Hand zu tun, sondern der private Verein ÖGB soll
einen Teil seiner Arbeit, die er der Kultur widmet, auch leisten und selbst
bezahlen. Es werden zweimal 80 000 EUR zur Verfügung gestellt.
Und das ist auch
interessant, es werden nämlich bereits jetzt für das Jahr 2010
Subventionsmittel vergeben. Offenbar rechnen Sie damit, dass Sie die absolute
Mehrheit verlieren werden, und Sie sorgen jetzt vor und präjudizieren schon den
nächsten Gemeinderat.
Das Geld könnte man für
andere Projekte ganz gut verwenden, etwa für den Ausbau des Musikschulwesens in
Wien. Hier geht es uns seit Langem um eine flächendeckende Versorgung der
Wiener Kinder mit Musikschulen mit einem Angebot, das den Namen verdient. Ich
darf daher gemeinsam mit meinem Kollegen Bernhard Dworak und mit Monika Riha
einen Beschlussantrag einbringen:
„Der amtsführende Stadtrat
für Bildung, Jugend, Information und Sport möge zum Ausbau des Wiener
Musikschulwesens folgende Maßnahmen setzen:
Die Errichtung eines
bedarfsgerechten Netzes an Musikschulen und dazugehörigen Außenstellen in jedem
Wiener Bezirk, Einstellung von zusätzlichem Lehrpersonal an den Musikschulen
zwecks Abbaues bestehender Wartelisten für Ausbildungsplätze.“
Das wäre im Übrigen auch
eine konjunkturbelebende Maßnahme.
In formeller Hinsicht wird
die sofortige Abstimmung beantragt. (Beifall
bei der ÖVP)
Des
Weiteren bringe ich einen Antrag ein betreffend die Durchführung einer
Volksbefragung über das Flakturmprojekt im Arenbergpark. Wir stimmen dem Antrag
der Grünen aus einem einzigen
Grund nicht zu: Wir sind genau wie sie der Meinung, dass es notwendig ist, die
Bevölkerung zu befragen und wir sind genauso wie sie der Meinung, dass eine
Kulturinitiative in den
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