Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 113
bringen! Sie bauen die
Bauten enger, um noch mehr hinbringen zu können, damit sich die Kosten rechnen.
Das aber waren wesentliche
Punkte, die dort auch zu diesen Missständen geführt haben. Vielleicht sollten
Sie einmal zuerst vor der eigenen Tür kehren, bevor Sie so lautstark immer die
anderen beschuldigen. (Beifall bei der
FPÖ.)
Und nun zum eigentlichen
Antrag. Im Wesentlichen hat Herr StR Herzog alles darüber gesagt was es zu
sagen gibt, und ich möchte nur noch den Beschlussantrag, den ich jetzt
einbringe, kurz vorlesen, und zwar:
„Der amtsführende Stadtrat
für Kultur und Wissenschaft wird ersucht, namens der Stadt Wien ein
Kulturaustauschprogramm mit der ostanatolischen Stadt Diyarbakir in die Wege zu
leiten. Es soll das Bild des kulturellen und künstlerischen Lebens in der
Türkei durch Einbeziehung des großen Beitrages des kurdischen Volkes ergänzen.
Diyarbakir als Zentrum des türkischen Kurdistan ist für ein solches Ziel die
ideale Partnerstadt. Wien kann seinerseits durch breite Darstellung seines
Kulturlebens eine Lücke schließen, da die von der Stadt Diyarbakir erwünschte
kulturelle Zusammenarbeit mit europäischen Städten bisher kaum wahrgenommen
wurde.
In formeller Hinsicht wird
die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft
verlangt.“ (Beifall bei der FPÖ)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächster Redner
zum Wort gemeldet ist Herr GR Schreuder. Ich erteile es ihm.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im Rathaus): Danke schön. Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Wir waren ja heute sehr
gespannt, was in der großen Schwerpunktdebatte Kulturbereich passieren würde,
weil es passiert ja sehr selten in diesem Haus, dass ein Kulturpunkt
Schwerpunktthema ist. Und ich war auch schon sehr neugierig und nach den ersten
Wortmeldungen auch einigermaßen verwirrt, weil ich noch immer nicht wusste,
worum es jetzt eigentlich in dieser Kulturdebatte geht. Ich muss ehrlicherweise
gestehen, es geht mir noch immer so. Auf der einen Seite haben wir einen
vorliegenden Akt, über den könnte man streiten oder auch nicht, oder inhaltlich
unterschiedlicher Meinung sein und am Ende dann dafür oder dagegen sein, aber
wir haben jetzt sehr, sehr viel gehört. Also, wir haben einen Reisebericht
gehört, und es wäre auch schön, einmal so einen Diavortrag zu erleben. So
ähnlich habe ich das empfunden. (StR
Johann Herzog: Da wären wir gerne dabei!) Ja, laden Sie uns ein, vielleicht
kommt der eine oder die andere und schaut sich die Dias dann an. Ich hatte auch
viele Reisen gemacht, ich habe auch viele Städte kennengelernt, mit denen man
tolle Kulturaustauschprogramme machen könnte. Wenn alle von uns hundert unserer
Lieblingsstädte vorschlagen würden, mit denen man Kulturaustausch machen
könnte, dann hätten wir wahrscheinlich ein sehr lebendiges kulturelles Leben in
dieser Stadt mit sehr viel Austausch. (StR
Johann Herzog: Kultur belebt!)
Wir haben über die
Mercer-Studie gehört, wir haben, ich weiß nicht, was wir alles gehört haben,
jetzt könnte ich auch über all das reden und vielleicht sollte ich das auch
tun, keine Ahnung, ich werde mich aber kurz fassen. Zur Mercer-Studie, da die
ja jetzt schon öfter vorgekommen ist, hätte ich nur einfach einmal eine Bitte:
So wie ihr von der Sozialdemokratie glücklich seid, in einer Stadt zu sein, ja
gut, ihr regiert sie, stimmt, ja, aber wie ihr glücklich seid, in einer Stadt
zu leben, wo man sagt, sie sei die Nummer 1 in Lebensqualität auf der
Welt, und ich glaube zu wetten, es geht allen 100 Leuten hier im Haus so, weil
ich glaube, man kann schon sagen, dass wir alle sehr gerne in Wien leben, dass
wir die Lebensqualität in dieser Stadt leben und ja, das hat natürlich auch mit
Verwaltung und Regieren zu tun, aber die Lebensqualität wird vor allem vom
Leben gemacht, nämlich vom Leben in dieser Stadt. Und in dieser Stadt leben
nicht nur Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen, in dieser Stadt leben
Grünwähler, -wählerinnen, leben Nichtwähler, -wählerinnen, es leben ÖVP-Wähler
und -Wählerinnen, ja sogar manche FPÖ-Wähler und -Wählerinnen werden auch dazu
beitragen, dass es in dieser Stadt Leben gibt, dass es Unternehmen gibt, dass
es etwas zu essen gibt, dass wir eine Auswahl treffen können, dass wir hier
kulturelles Leben haben. All das macht Lebensqualität aus.
Ich finde es nicht in
Ordnung, dass diese Mercer-Studie als sozialdemokratische Errungenschaft
dargestellt wird, und ich lehne das hier wirklich einmal ab, denn es geht
wirklich um etwas, das in dieser Stadt entsteht und nicht nur um etwas, das
eine sozialdemokratische Politik ist. (Beifall
bei GRÜNEN und SPÖ.)
Zu der von Kollegen Baxant
erwähnten Erhöhung des Kulturbudgets, das wir dieses Jahr erleben durften: Es
ist richtig, das Kulturbudget ist um 6 Prozent erhöht worden. Ich möchte
aber trotzdem daran erinnern, damit es nicht vergessen wird, dass gerade die
Erhöhungen sehr häufig in die wirklich großen Kulturinstitutionen gesteckt
werden und zusätzlich, das müsste man aber abziehen, wenn man so will, gibt es
sehr viele Aufgaben, die jetzt das Kulturbudget quasi übernimmt, die aber
früher wo anders waren, beispielsweise das Haus der Musik oder das Mozarthaus.
Also,
es gibt schon Gebiete, die jetzt in den Kulturbereich fallen und die Erhöhung
auch deswegen erfolgt, weil es halt früher von woanders her bezahlt worden ist.
Und darum sollte man auch fair mit diesen Zahlen agieren. Und weil noch nicht
zuviel gesagt worden ist, sage ich jetzt nur noch schnell etwas zum Akt: Im
Unterschied zur ÖVP begrüßen wir dieses Projekt. Wir finden es wichtig und
richtig, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am kulturellen Leben dieser
Stadt teilhaben. Man muss immer sehr aufpassen, gerade in Krisenzeiten, wo man
bei der Kultur wirklich auch anfängt zu sparen, und das wird auch eine große
Herausforderung für die Zukunft sein, für Leute, die es sich nicht so
vielleicht so schnell mal leisten können oder auch wollen oder sich trauen, wo
die Hemmschwelle auch höher ist, ein Angebot zu machen, am kulturellen Leben
Wiens
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