Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 113
gezogen, und dann dürfen die, die einen Mobilpass
haben, billiger hineingehen.
Nun kommt noch das Schmankerl zum Schluss: Die Frau
Vizebürgermeisterin hat am 16.3. einen Pressedienst gemacht, bei dem es um das
Kulturleben und um Geldsparen mit dem Familyticket ging. Meine Damen und
Herren! Wiener Holding bietet ein spezielles Familyticket an. Im Hinblick
darauf gibt es zwei Rechenbeispiele, damit sich das jeder leisten kann: Ein
Erwachsener und drei Kinder wollen in das Musical „Rudolf“ gehen. Solche soll
es geben! Zum Normalpreis müsste die Familie für Karten der höchsten Kategorie
98 EUR pro Person, also 392 EUR zahlen. Dank des Familytickets der Frau
Vizebürgermeisterin zahlen sie nur 289,10 EUR.
Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Wissen Sie
eigentlich noch, was kleine Leute sind? Sie sind ja so abgehoben! Wissen Sie,
was 300 EUR für einen Theaterbesuch für jemanden bedeuten, der knapp 1 000
EUR im Monat hat? Wie kann man so ein Beispiel hineinnehmen? Es ist ja perfid,
den Leuten ein solches Beispiel zu nennen, um ihnen quasi zu zeigen, dass sie
Armutschkerln sind! Aber das sind halt Tickets für gewisse Familys, etwa für
Gugerell-Tumpel-Familys, Swoboda-Eder-Familys oder andere Familys hier in
diesem Hause, die wir jetzt nicht weiter bereden wollen. Die können sich das
schon leisten! Für die ist es wahrscheinlich super, wenn sie das auch noch
billiger bekommen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Was geht mich der
Prinzhorn an, das ist ein Industrieller! (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Das ist die Abgehobenheit der SPÖ, meine Damen und
Herren! Solche Beispiele kann man nur bringen, wenn man keinen Realitätsbezug
mehr hat, wenn man zum Mond fliegt oder wie das zuerst ausgedrückt wurde!
Wir haben jetzt Arbeiterkammerwahlen. Ich weiß nicht
genau, was der Herr Arbeiterkammerpräsident verdient. Seine Frau wird
sicherlich weit mehr verdienen. Ich weiß nur, welchen Wein er trinkt, nämlich
den teuersten Barolo, den es gibt. Das kann man sich als guter Sozialist immer
noch leisten!
Ich weiß nicht, ob Herr Huber so supergut war oder
nicht. Auf jeden Fall wurden ihm die Abfertigung und der Konsulentenvertrag
über 800 000 EUR nachgeschmissen.
Sie führen jetzt mit den Lehrern Diskussionen um zwei
Stunden mehr oder weniger. Man mag dazu wie auch immer stehen. Mit welcher
Stirn kommt aber eine sozialistische Ministerin und verhandelt und wendet
gleichzeitig Steuergelder in der Höhe des Monatsgehalts eines Lehrers nur für
Make-up auf? – Das ist abgehoben, meine Damen und Herren! Dafür wird sie
der Wähler in Bälde zur Rechenschaft ziehen! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl-Ing Margulies.
GR Dipl-Ing Martin
Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und
Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Von der Mitteilung „Wiens
Maßnahmen gegen die Krise“ hätte ich mir mehr erwartet als das Aufwärmen all
der Punkte, die wir in der Budgetdebatte und auch bei einer Aktuellen Stunde
danach schon besprochen haben. Es handelt sich um die immer wieder zitierten
700 Millionen EUR, die de facto nichts anderes waren als eine
Inflationsabgeltung und eine Weiterführung beschlossener Projekte im U-Bahn-Bau
und im Krankenanstaltenverbund. Darüber müssen wir nicht lange reden.
Bedauerlich ist aber, dass
StRin Brauner, die sich nicht einmal das Ende dieser Diskussion gibt, sich
bisher überhaupt nicht dazu geäußert hat, wie die finanzielle Situation Wiens
gegenwärtig eigentlich aussieht.
Es ist mir wichtig, das
vorweg zu erläutern, um einmal Größenordnungen klarzustellen. Für das Jahr 2009
wird Wien um knapp 400 Millionen EUR weniger erhalten beziehungsweise mehr
benötigen, als zum Zeitpunkt der Budgeterstellung überhaupt angedacht wurde. Im
Jahr 2010 wird der Stadt Wien mittlerweile mehr als eine halbe Milliarde EUR
fehlen, davon knapp 300 Millionen EUR durch Steuerreform und
Wirtschaftsabschwung, und das nach der eher positiven Prognose, von der
Bundesminister Pröll ausgegangen ist, die das WIFO und viele andere Institute
überhaupt nicht teilen. Knapp 80 Millionen der 90 Millionen fehlen auf
Grund des Gratiskindergartens und knapp 70 Millionen durch zusätzlichen
Mehraufwand im Bereich der Sozialhilfe, weiters gibt es einen Wegfall von knapp
30 bis 50 Millionen im Bereich der Kommunalsteuer.
Das ist die Wiener Ebene,
und wir wissen, dass es auf Bundesebene genauso aussieht. Da gibt es keinen
Plan der Stadt Wien.
Wir haben schon im
November darauf hingewiesen, dass die Krise kein Kriserl ist, das man einfach
durchsitzen kann, sondern dass man dagegen arbeiten und investieren muss.
Damals wurden wir von allen anderen Fraktionen hier im Haus noch verlacht. Ich
habe mir extra die Protokolle angesehen. Man hat uns gesagt: „Ihr seid
Schwarzseher! Man darf all das nicht so betrachten!“ Als wir gesagt haben, dass
es zu einem massiven Einbruch in der Wirtschaft und in der Steuerleistung
kommen wird und man auch mit Investitionen gegensteuern und bereit sein muss,
Schulden in Kauf zu nehmen und ein Defizit zu machen, hat man uns nicht ernst genommen.
Insbesondere auch StRin Brauner hat damals noch gesagt: „Wir erfüllen den
innerösterreichischen Stabilitätspakt.“
Das glaubt jetzt eh
niemand mehr! Heute erfolgte im Gemeinderat offiziell zum ersten Mal die
Abkehr. Beim letzten Mal ist Bgm Häupl bei der Beantwortung der entsprechenden
Frage noch voll zum innerösterreichischen Stabilitätspakt gestanden. –
Schwamm darüber! Es geht jetzt tatsächlich darum, sich zu überlegen, wie wir
diese Krise ohne massiven Sozialabbau, ohne massiven Abbau im Bereich der
Gesundheitsdienstleistungen, der Bildungsdienstleistungen und der öffentlichen
Dienstleistungen überstehen können, ohne gleichzeitig in ein riesiges Defizit
zu geraten?
Kollege
Neuhuber! Wenn Sie eine Diskussion darüber, wie es einem Staat und in weiterer
Folge auch einer Stadt erspart bleibt, in ein massives Defizit zu
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