Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 113
Es sollte vielleicht auch klar gesagt werden, dass
dieses Basel II bei Krediten unter einer Million überhaupt nicht zwingend
anzuwenden ist. (Zwischenruf von GR Karlheinz Hora.) Dann geht doch zum
Beispiel zur BAWAG und erklärt ihnen, dass sich die BAWAG einen
Wettbewerbsvorteil einheimsen kann, wenn sie Basel II ab sofort für Klein-
und Mittelbetriebe nicht mehr anwendet! (GR Dr Herbert Madejski: Das
gilt auch für die Bank Austria!) Das gilt auch für die Bank Austria. Man
kann als Machthaber ja nicht immer nur darüber jammern, sondern man kann ja
auch was tun!
Wenn ich höre, dass Ihnen die Lehrstellen und die
Lehrlinge am Herzen liegen, kann ich nur sagen: Laut einer Statistik von
Oktober 2008, also vor beziehungsweise am Beginn der Krise, war Wien das Land
mit den meisten Lehrstellensuchenden. Auf 360 Lehrstellen kamen 2 500
Lehrstellensuchende. Dazu sage ich: Tut doch etwas, wenn euch das ein so großes
Anliegen ist! (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Im Hinblick auf diese
Mitteilung „Wien für dich“, die mit diesem schmalztriefenden Credo „erfolgreich
nur gemeinsam“ begonnen hat, muss man sich natürlich in der Wiener Szene
auskennen und wissen, dass, wenn die Frau Vizebürgermeisterin „erfolgreich nur
gemeinsam“ sagt, damit nicht die Opposition gemeint ist, sondern dass das
„gemeinsam mit allen sozialistischen Betrieben“ heißt. Sonst hätte man uns
nämlich eventuell vorher eingebunden, bevor man angeblich irgendwelche
Konjunkturpakete schnürt!
Deswegen bin ich auch misstrauisch, wenn sie sagt,
dass man genau schauen muss, wo die Maßnahmen wirken, und eine
Win-win-Situation herauskommen muss. – Nur zu oft kommt in solchen
Zusammenhängen dann eine Win-win-Situation in der Hinsicht heraus, dass
SPÖ-nahe Betriebe gewinnen und die SPÖ selbst unter Umständen auch
gewinnt. – Dagegen müssen wir uns schon aussprechen!
Zu Kollegen Ellensohn möchte ich ganz klar sagen:
Herr Dr Graf ist ein leitender Angestellter. Er wurde frühzeitig entlassen,
um einem Sozialisten Platz zu machen, und wie jeder Angestellter hat er ein
Recht auf eine Abfertigung, wenn er gekündigt wird.
Aber wenn Sie uns schon sozusagen hier festmachen,
dann erlaube ich mir, auf Ihren Pressedienst vom 22. April einzugehen, mit dem
Sie sozusagen zur Selbstbesteuerung auffordern. Das ist ja etwas ganz Kurioses!
Da reden Sie von einer freiwilligen Vermögenssteuer von Herrn Kollegen
Ellensohn mit Freibeträgen von 100 000 EUR pro Person und 25 000
pro Kind. Verstehe ich das richtig? Dann muss man nichts zahlen. Das bedeutet,
wie Herr StR Ellensohn schreibt, bei einem Beitrag von einer halben Million
Euro einen grünen Solidarbeitrag von 3 000 für Alleinstehende, 2 250
für zwei Personen oder 1 125 für eine vierköpfige Familie. (StR David
Ellensohn: Genau!)
Nächster Satz: „Rechenfaule können einen
Pauschalbetrag von 1 000 EUR zahlen.“ – Ist das jetzt eine
Spende, ist das eine Steuer, was ist das überhaupt? Jetzt denkt man: Am 22.
April haben zwei Personen eingezahlt, Herr Ellensohn selbst als Initiator und
ein Unternehmer. (Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.) Das
steht hier, was soll ich machen?
Jetzt frage ich mich: Warum zahlt Kollege Ellensohn?
Er fällt ja unter den Begriff der Superreichen. Er muss also offensichtlich die
Freibeträge, die da stehen, überschritten haben, sonst gibt es keinen
vernünftigen Grund einzuzahlen. Oder ist das einfach nur als Spende zu sehen?
Dann frage ich mich aber: Haben alle anderen grünen Abgeordneten schon
eingezahlt? (Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.) Kollege
Maresch hat auch eingezahlt, ihr habt es gehört!
All diese Diskussionen über die Vermögenssteuer
erinnern mich ein bisschen an einen Cartoon, obwohl man damals noch nicht
Cartoon gesagt hat. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Ich habe jetzt keine
Zeit, darauf einzugehen! Ich habe nur 20 Minuten, und jetzt kommt die SPÖ dran!
Es gab, als 1850 der Kommunismus aufgekommen ist, einen Cartoon. Damals hat man
das, wie gesagt, noch anders genannt. 1850 sind in den „Fliegenden Blättern“
ein Kommunist und ein Bürgerlicher zu sehen, und der Kommunist sagt: „Du hast
so viel Geld, ich hab nix! Mein Vorschlag ist: Wir teilen!“ Darauf sagt der
Bürgerliche: „Ja, aber wenn du dein Geld ausgibst und ich spare oder schaffe
mehr: Was machen wir dann?“ Darauf sagt der Kommunist: „Dann teilen wir
wieder!“ – Auf genau das kommt der Milchmädchen-Marxismus von Herrn
Neuhuber hinaus!
Nun zur berühmten Mercer-Studie: Sicherlich hat Wien
eine hohe Lebensqualität. Das bestreitet keiner! Wissen Sie aber, wer da befragt
wird? – Da werden Mitarbeiter internationaler Firmen befragt. Die Fragen
lauten zum Beispiel: Kann man hier schnell Möbel kaufen? Wie sind die
Verkehrsanbindungen? et cetera. Sicherlich freuen wir uns, wenn wir hier vorne
sind, aber wir dürfen uns nicht auf dem Faulbett ausruhen. Und es gibt auch
andere Studien, wie wir gesehen haben. Fragen Sie einmal die Wiener! Gehen Sie
einmal in den 15. Bezirk und fragen Sie, wie sie mit der Lebensqualität
zufrieden sind! Fragen Sie einmal, was man dort von der explodierenden
Kriminalität und den 80 Prozent nicht aufgeklärter Kriminalfälle in Wien
hält! Fragen Sie nach! (Zwischenrufe von GR Karlheinz Hora.)
Ich kann auf keine Zwischenfragen eingehen! Ich muss
ein ganzes Paket abarbeiten! Ich habe nämlich mehr Inhalt zu bieten, als die
Mitteilung der Frau Vizebürgermeisterin enthalten hat! (Beifall bei der
FPÖ.)
Nun zu Strom und Gas: Jahrelang hat Wien immer nur
die Strom- und Gaspreise erhöht. Im Februar gab es jetzt einmal eine kleine
Senkung beziehungsweise eigentlich eine gewaltige Senkung um 19,5 Prozent.
Gestern habe ich mir bei E-Control die Vergleichspreise bei einem
durchschnittlichen Haushaltskunden mit 3 500 Kilowattstunden von April
2009 unter Einrechnung aller Begünstigungen angeschaut. Wer ist, glauben Sie,
der teuerste Anbieter? – Wien Energie mit einem Einsparungspotenzial von
114 EUR pro Jahr!
Beim Gas seid ihr nur die
Zweitteuersten, da liegt Salzburg voran, dort gibt es auch eine rote
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