Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 113
beim
Kindergarten gratis sein soll. Man wird sowohl Ausbau, Sanierung als auch
Neubau brauchen. 70 Millionen sind veranschlagt.
Zu
den Amtshäusern, die heute in der Aktuellen Stunde bereits auch vom Herrn
Bürgermeister angesprochen wurden: Viele sehen zwar schön und museal aus, sind
aber leider nicht barrierefrei. Für die Sanierung von Amtshäusern sind
ebenfalls 70 Millionen veranschlagt.
Die
Arbeitsmarktpolitik in Wien ist in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit
notwendiger denn je. Jetzt kommt der 1. Mai, an dem der „Tag der Arbeit“
gefeiert wird. Die Grünen begehen
morgen den „Tag der Arbeitslosen“. Es werden leider jedes Jahr mehr, und zwar
momentan sehr viel mehr. Wir fordern eine Verdoppelung der Mittel des WAFF,
plus 60 Millionen.
Ferner
sollen die Öffis ausgebaut werden. Schade, dass es zu einer Tariferhöhung
kommt! Dabei bin ich froh, dass es den Einzelfahrschein und nicht noch viel
mehr trifft! Aber noch lieber wäre mir gewesen, dass gerade im Bereich
öffentlicher Verkehr die Radwege ausgebaut werden. Wir haben 80 Millionen
für den öffentlichen Verkehr veranschlagt. Wie Sie wissen, haben aber die
Leute, die am Stadtrand leben, nichts davon, dass man in der Innenstadt sehr
gut vorwärts kommt. In Transdanubien und am Stadtrand Richtung Wienerwald
schaut das anders aus. Radwege müssen ausgebaut werden. 30 Millionen EUR
werden aufgewendet, damit wir irgendwann den Modal-Split, den alle vor sich
hertragen, auch tatsächlich erreichen.
Auch
Wärmedämmungsmaßnahmen müssen wirklich angegangen werden. In diesem Bereich
geschieht tatsächlich zu wenig!
Auf einer Pressekonferenz
vor drei Wochen wurde das „Handbuch der Armut in Österreich“ vorgestellt. Es
wurden viele Initiativen vorgeschlagen, und im Rahmen dieser Pressekonferenz
wurde ein sozialpolitisches Konjunkturpaket vorgeschlagen, das auch wir unterstützen. Und das soll nicht wieder nur
ein Paketchen sein. Als Beispiel wurde Finnland Anfang der 90er Jahre,
zur Zeit des Endes der Sowjetunion, angeführt. Die Sowjetunion war der
wichtigste Handelspartner gewesen, und Finnland stand sehr schlecht da. Man
hatte dort damals genau eine solche Krise, wie wir sie jetzt aus anderen
Gründen hier haben, und man hat überlegt, was getan werden kann. Es wurde dann
in Bildung, in den Sozialbereich und in Pflege investiert.
Diesbezüglich haben wir einen Notstand in Wien
beziehungsweise nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich. In diesen
Bereich gehört hier jetzt investiert, dort müssen Jobs geschaffen werden. In
diesem Bereich würden wir ein Paket brauchen, das dem entspricht, das in vielen
anderen Bereichen, etwa im Wohnbaubereich, zumindest ansatzweise geschnürt
wird. Ein solches Sozialkonjunkturpaket vermisse ich, in dem es in erster Linie
darum geht, den Personalmangel tatsächlich abzufedern. Im Pflege- und
Sozialbereich geschieht viel zu wenig. Sie kennen ohnedies die die Zahlen über
den Burn-out in diesem Bereich!
Fragen Sie einmal beim Stadtgartenamt, welche
Ausbildung viele Leute dort haben! – Im Stadtgartenamt landen die
Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen, die vorher wegen Burn-out aus ihrer
Arbeit ausgestiegen sind. Die Arbeit dort ist eine schöne und redliche
Tätigkeit, aber eigentlich bilden wir nicht Menschen zu SozialarbeiterInnen aus,
damit sie am Ende im Stadtgartenamt arbeiten! Wir würden die Qualifikation
dieser Leute dort brauchen, wo es tatsächlich notwendig ist! Wir haben
qualifizierte Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen, und diese sollen auch in
ihrem Bereich eingesetzt werden. Das wäre allerdings leichter, wenn man ihnen
entsprechende Arbeitsbedingungen gibt, wie wir alle sie uns wünschen.
Ich erinnere noch einmal an den Vorschlag, den ich
heute schon eingebracht habe: Es fehlt in Wien an günstigem Wohnraum, vor allem
an kleinen Wohnungen, also an Wohnraum für Einzelpersonen. Es nützt nichts,
wenn immer wieder größere Wohnungen, etwa große Genossenschaftswohnungen et
cetera, gebaut werden! Vielmehr brauchen wir ein Paket, gemäß welchem
10 000 Wohnungen, die unter 250 EUR Miete kosten, geschaffen werden.
Das kann man in einem Fünfjahrespaket, 2 000 Wohnungen pro Jahr, wunderbar
realisieren. Das ist vielleicht eine Anregung für den Wahlkampf, allerdings
wäre ich froh, wenn das wirklich umgesetzt wird und nicht ein Wahlkampfschlager
bleibt. Der Errichtung von 10 000 Kleinwohnungen unter 250 EUR
schafft Arbeitsplätze und ist von Nutzen, weil die Leute diesen Wohnraum
dringend brauchen.
Wir haben darüber geredet. Sie müssen auch im
Gemeindebau Leute delogieren. Das betrifft immerhin 1 000 Haushalte im
Jahr, und das ist eine steigende Zahl. Sie hatten das schon einmal auf unter
700 eingedämmt, jetzt sind es leider wieder 1 000, und es schaut nicht so
aus, als ob es viel weniger werden würden.
Die Debatte, die unweigerlich dazu gehört und die nur
sehr kurz geführt wurde, war die Debatte rund um die Vermögenssteuern. Wer
zahlt diese Krise? Man hört da neue Töne, und ich will jetzt gar nicht lang
herumreden, wie sich das geschichtlich entwickelt hat, von den Neokonservativen
über den dritten Weg der englischen Labour Party und die Sozialdemokratien quer
über den Europäischen Kontinent bis in diese Gemeindestube. Das Cross Border
Leasing war ein Auswuchs der neoliberalen Wirtschaftspolitik. Jetzt ist es
wieder anders, und ich bin froh, dass es wieder anders ist! Viele besinnen sich
wieder auf die Idee von Reichensteuern, Vermögenssteuern,
Vermögenszuwachssteuern, wie immer man das nennen möchte.
Wir werden heute einen Antrag
einbringen, der treffsicher nicht die Mittelschicht, nicht den Mittelstand,
nicht den Durchschnittsverdiener und die Durchschnittsverdienerin und nicht die
Oma mit dem Sparbüchl treffen soll, sondern die Reichen und Superreichen, die
obersten 10 Prozent in dem Land: Die sollen das bezahlen, die anderen
können es nämlich nicht zahlen. Alles andere ist Augenauswischerei. Das
beweisen einmal mehr auch die Anträge, die von der Volkspartei noch eingebracht
werden. Während mit der FPÖ überhaupt kein Staat zu
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular