Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 113
machen ist, ist mit der ÖVP kein Sozialstaat zu
machen. Das beweisen diese Anträge!
Ich sage das jetzt gar nicht wahlkampfmäßig: Die
Einzigen, die diese Vermögensschieflage in Österreich verändern können, sind
die Sozialdemokratie, die Gewerkschaften, die Arbeiterkammer und die Grünen gemeinsam, und sonst niemand!
Alles andere bleibt vorläufig leider leere Forderung. Es wird ja gleichzeitig
immer gesagt, dass nichts geht, wenn der Partner nicht will, und die
Sozialdemokratie redet sich einmal mehr auf die ÖVP aus. Das wird auch so
bleiben, die ÖVP wird immer die Lobby für die reichen 10 Prozent sein. Sie
bekommen leider auch einen Haufen anderer Stimmen dazu, aber das bleibt so!
Ich deklariere mich immer wieder: Ich glaube, dass
mit der ÖVP kein Sozialstaat zu machen ist. Fertig! Irgendjemand wird sich
einmal trauen müssen, irgendwann etwas anderes anzudenken! Das einzige Modell,
mit dem tatsächlich etwas gelingt, ist eine rot-grüne Mehrheit in diesem Land,
sonst funktioniert´s nicht, auch wenn Sie sagen, dass das nur eine absolute SPÖ
kann. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Werden Sie nicht nervös! Sie bereiten Tag und Nacht
die Koalition vor, das wissen wir eh! Sie haben die Jobs quasi schon verteilt
und wissen schon genau, wer wo sitzen wird, ein bisschen wird man noch streiten
und intern abstimmen müssen, aber in Wahrheit sind Sie sich schon einig. Es
wäre lächerlich, etwas anderes vorzumachen! (Lebhafte Zwischenrufe bei der
ÖVP.)
Gehen Sie doch einmal hinaus! Da geht es um Hahn, und
Strache ist als Bürgermeister auch noch vorstellbar! Sagt das bitte oft genug!
Das greift wenig und bringt einen Teil der Wählerschaft der ÖVP direkt zu den Grünen! Vielen Dank für diese
Interviews!
Herr Hahn und der Herr Strache sind ein wunderbares
Pärchen! Ich wünsche mir, dass ich das oft genug sehe, vielleicht auf einem
gemeinsamen Foto! Fechten müssen Sie nicht, weil Sie ja befreundet sind. So
bleibt Herrn Hahn zumindest das erspart. Aber offensichtlich hat die Bundes-ÖVP
die Linie vorgegeben. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Gerstl.) Herr
Gerstl! Sie haben gewiss auch gelesen, was Ihr Generalsekretär auf Bundesebene
sagt: „In Wien mit der FPÖ.“ Herr Hahn sagt: „In Wien mit der FPÖ vorstellbar.“
Sie riskieren im Wahlkampf damit, der FPÖ einen
Gefallen zu tun, in der Hoffnung, dass Sie Ihr Ergebnis verbessern. (Zwischenrufe
bei der ÖVP.) Das ist Ihnen wurscht, weil es Ihnen ausschließlich darauf
ankommt, dass Sie am Ende dabei sind! – Das sage ich jetzt aber nur
nebenher. Machen Sie, wie Sie glauben! Es nutzt eh nichts!
Wie ist nun die Geldverteilung in Österreich? –
Das wissen wir, und das wissen auch Sie, da brauchen wir keine grüne Studie und
keine linken Institute, sondern das sagt die OECD oder auch die
Oesterreichische Nationalbank, und die gehören nicht zu den Grünen! Laut entsprechenden Studien hat
das reichste Prozent ein Drittel des ganzen Vermögens, und 90 Prozent von
uns – und darin ist, glaube, auch die Mittelschicht enthalten – haben
auch so viel. Das ist leiwand! Das obere eine Prozent hat gleich viel wie die
anderen 90! Wunderbar!
Sagen Sie, das soll so sein? – Das ist in
Wirklichkeit ein Irrsinn! Und das ist auch ökonomischer Schwachsinn! Diese
Verteilung ist nicht nur nicht sozial, sondern sie ist auch ökonomisch ein
Blödsinn! Das wissen Sie! Wider besseres Wissen verteidigen Sie ausschließlich
die Rechte der ganz Oberen. Das ist sehr schade!
Beim Geldvermögen ist das noch dramatischer: Ein
Promille der Menschen in Österreich besitzt gleich viel Geldvermögen –
jetzt reden wir nicht von den Häusern und vom Eigentum, sondern vom
Geld! – wie 50 Prozent! Die Mehrheit in diesem Land gemeinsam hat so
viel wie das obere Eintausendstel! Diese Studie über die Verteilung ist nicht
von mir, sondern von der OeNB. Menschen, die sich für Studien interessieren und
Fakten sprechen lassen wollen, können das alles auf der entsprechenden Homepage
herunterladen und nachlesen.
Wer zahlt jetzt diese Reichensteuer? Damit muss man
genau dieses eine Promille beziehungsweise das oberste Prozent treffen, und
sicherlich nicht mehr als die oberen 10 Prozent. Dann ist die
Mittelschicht draußen! Sie können die Mittelschicht nicht mit jenen definieren,
die 600 000 EUR Barvermögen neben ihrer Eigentumswohnung haben. In
meiner Verwandtschaft gibt es keinen von denen! Ich bin das durchgegangen: Ich
kenne extrem wenig Leute, die so aufgestellt sind. Vielleicht kennen Sie den einen
oder anderen, ich nicht!
Ich habe überhaupt kein
Problem damit zu sagen: Diese Leute sollen das zahlen, sie haben in der
Vergangenheit von der Krise auch profitiert! Wer hat denn die Gewinne
gescheffelt, die in den letzten Jahren angefallen sind? Das waren nicht die
unteren Einkommensbezieher! Auch das kann man überall nachlesen. Auch dazu
braucht es keinen GRÜNEN, um Ihnen das zu erklären!
In Wahrheit wissen Sie all das. Aber es wird Quatsch
verbreitet. Da ist die Rede von der Häuslbauerin oder dem kleinen Mann, der
irgendwie 5 000 EUR zahlt. Sie wissen, dass das Blödsinn ist, aber
Sie sagen es trotzdem.
Was mich in dieser Frage tatsächlich fast irritiert,
ist das, was die FPÖ tut. Sehr lange haben Sie sich vor den „kleinen Mann“ und
die „kleine Frau“ gestellt. Jetzt wurde plötzlich ein Schutzwall aufgebaut und
gesagt: Die SPÖ will die Reichensteuer, das wollen wir nicht! Das richtet sich
gegen den Mittelstand! – Nein! Das kann man so machen wie in anderen Ländern.
Sie tun, als ob das etwas ganz Kommunistisches wäre!
Der Durchschnitt der OECD liegt
bei 5 Milliarden EUR. Und darauf bezieht sich auch der Antrag, der
heute von den Grünen eingebracht
wird. Das ist übrigens viel niedriger als in den USA, in Japan, in der Schweiz,
in Frankreich und in Großbritannien. (Zwischenruf von GR Mag Alexander
Neuhuber.) Das ist ein anderes Steuersystem! Richtig! Herr Neuhuber! Wenn
Sie mit mir einer Meinung sind, dass man das Steuersystem so ändert, dass man
von den Vermögen viel mehr
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