Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 113
Außenbezirken, wo es eine massive Offensive für den Privathausbereich geben sollte, um in verstärktem Ausmaß Dachbodenausbauten und Aufstockungen vorzunehmen.
Ich darf noch zu einem ganz anderen Punkt kommen,
eigentlich noch zu mehreren, aber das wird sich natürlich wie immer nicht
ausgehen.
Die SPÖ führt eine massive Debatte über alle
möglichen Sachen wie Vermögenssteuer oder Vermögenszuwachssteuer, sie redet
über eine Reichensteuer. Ich hätte da einen Vorschlag, wie man konkret ansetzen
sollte. Weil Kollege Stürzenbecher gerade gesagt hat, es gibt nur Gutes, das
man tut, würde ich vorschlagen, dass die wohlhabenden Abgeordneten zum
Nationalrat, zum Gemeinderat hier in Wien und woanders vielleicht zu den
Landtagen, aber auch zum Bundesrat - zumindest die Wiener - bereit sind, sich
von ihren billigen Eigentumswohnungen zu trennen, und dass sie diese aufgeben,
so sie sie haben. Es wird interessant sein festzustellen, wo noch Abgeordnete im
Gemeindebau wohnen und damit den Menschen, die es wirklich brauchen, eigentlich
den Wohnraum wegnehmen. Ich halte das für eine dringende Notwendigkeit.
Wir Freiheitliche können sagen, von uns wohnt keiner
mehr in einem Gemeindebau. SPÖ, ÖVP und GRÜNE müssen einmal anschauen, wie das
bei ihnen ist. Ich glaube, dass hier Handlungsbedarf ist (GR Dr Kurt
Stürzenbecher: Kollegin Matiasek ...!) - ich kann bei fünf Minuten
Redezeit keine Antworten geben (GR Godwin Schuster: Wo sind
Eigentumswohnungen ...?) -, dass es dringend notwendig ist, hier eine
Handlung zu setzen und als Zeichen die Gemeindewohnungen für diejenigen
freizugeben, die sie brauchen. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das ist unfair
gegenüber Kollegin Matiasek! Ich muss sie in Schutz nehmen!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das wäre ein
ganz wesentlicher Schritt für soziale Gerechtigkeit und ein Zeichen dafür, dass
die Reichen - unter Anführungszeichen -, oder sagen wir, die Wohlhabenden,
bereit sind, sich im Rahmen des Möglichen ein bisschen einzubremsen. Die
Aufgabe der Gemeindewohnung von halbwegs wohlhabenden Menschen des
Gemeinderates ist auch eine mögliche Sache. (Beifall
bei der FPÖ. - GR Dr Kurt
Stürzenbecher: Kollegin Matiasek wohnt im Gemeindebau! Sie bedankt sich
dann nach der Rede des Kollegen Ellensohn!)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr StR Ellensohn.
StR David Ellensohn:
Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Anleihe zum Wohnbau ist natürlich zu begrüßen,
wiewohl der Anlass ein dramatischer ist. Die Banken sind nämlich nicht mehr in
der Lage, der freie Markt ist nicht mehr in der Lage, ohne Staats- oder ohne
Stadtzuschüsse und -unterstützung den Wohnungsbau aufrechtzuerhalten. Das sind
die Auswüchse, die wir kennen, und woher die Krise kommt, das wissen wir auch.
Was noch ein bisschen offen ist bei den Detailfragen
zu dieser Anleihe - zu welchen Zinskonditionen et cetera -, daran wird
offensichtlich noch gearbeitet. Welche Zinskonditionen sind es, wenn es heißt,
„günstige" - das heißt aber noch nichts -, oder gibt es für diese Anleihe
einen bestimmten Verteilungsschlüssel? Welche Banken können das in Anspruch
nehmen, welche Spezialbanken; sind das bestimmte, sind es alle? Wie lange ist
die Laufzeit der Anleihe? - Auf all diese Detailfragen gibt es noch keine
Antwort. Es ist offensichtlich ein Schnellschuss, aber nicht der verkehrteste,
und ich nehme an, dass daran noch gearbeitet wird.
90 Jahre Rotes Wien - 1 000 Delogierungen
im Gemeindebau, das könnten wir auch gegeneinandersetzen. Wir haben tatsächlich
ein Problem, unten bei den ökonomisch Schwachen, mit Delogierungen im
Gemeindebau, über die sich alle in dem Haus nicht freuen. Wir haben viel zu
wenige Sozialwohnungen, und da wäre es notwendig, nicht ein bisschen
herumzukleckern, sondern zu klotzen.
Der Vorschlag der GRÜNEN ist: Bauen wir doch über
einen bestimmten Zeitraum 10 000 neue Wohnungen, die weniger als
250 EUR kosten! Das können keine großen Wohnungen sein, aber daran fehlt es
in der Stadt. Diese größeren Genossenschaftswohnungen sind zu teuer für viele
Einzelne, sind zu teuer für viele Familien. Was wir brauchen, sind tatsächlich
günstige Wohnungen.
Wie könnte man das machen? - Indem man zum Beispiel
die Stellplätze dort wegnimmt, weil die Leute, die überhaupt kein Geld haben
und kleine Mieten zahlen, für gewöhnlich auch kein Auto haben! Das ist weniger
wegen der Ökologie und der Frage, ob wir den Autoverkehr in der Stadt
reduzieren sollen, darum geht es mir hier gar nicht, sondern vielmehr um die
Frage: Wie schaffen wir Wohnraum für diejenigen, die sich momentan in der Stadt
offensichtlich keinen leisten können? - Noch einmal: 1 000 Delogierungen
im Jahr allein im Gemeindebau, dem stehen natürlich viel mehr Delogierungen außerhalb
des Gemeindebaus gegenüber. Das sind tausende, zehntausende Leute, die am Ende
auch auf der Straße stehen.
Wenn man den Wohnbau
ankurbeln will - das ist ja vorhin alles richtig gewesen: die kleinteilige
Wirtschaft fördern, Arbeitsplätze fördern und den ökonomisch Schwachen helfen
-, wäre es das nächste Wichtige, die Sanierungen voranzutreiben. Vorhin haben
wir gehört, es gibt 17 Millionen EUR zusätzlich. 17 Millionen
sind natürlich in Zeiten wie diesen tatsächlich Kleingeld, das muss man so
formulieren. Mit 17 Millionen zusätzlich in den Sanierungen werden Sie
nicht wahnsinnig weit kommen. Deswegen sind auch die Sanierungslisten bei
Wiener Wohnen so, wie sie sind, nämlich: Wohnungen und Häuser, die Sie alle
auch schon im Fernsehen gesehen haben, wie die Frömmlgasse jenseits der Donau,
verfallen vor sich hin, denn seit 50 Jahren hat es dort keinen einzigen
Euro gegeben, der in eine Sanierung gesteckt worden wäre.
Sie kennen diese Bilder; ich
möchte Ihnen ein neues Beispiel sagen: die Breitenseer Straße 68-74 in Penzing.
Rasche Sanierung wird gefordert, die „Kronen Zeitung" hat darüber
berichtet. Dort schaut es ungefähr so aus.
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