Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 113
Refinanzierung der Darlehen kommt und dass hier quasi die Bonität der Stadt Wien, die in hohem Maß gegeben ist, das alles absichert. Die Stadt Wien gibt Anleihen im Ausmaß der erwähnten 200 Millionen EUR her und lädt die Banken ein, diese zu ziehen. Das sind dann sehr gut besicherte Anleihen, die wiederum die Basis für die Emission von Wohnbauanleihen sind.
Dabei werden natürlich - das muss dazugesagt werden -
die Banken im Gegenzug verpflichtet, Mittel für den geförderten Wohnbau unter
Einhaltung der vereinbarten Zinsobergrenzen zur Verfügung zu stellen. Das ist
also ein Geben und Nehmen im Interesse der Wirtschaft, damit diese
funktioniert, und im Interesse der Krisenbewältigung. Die niedrige Verzinsung
ist im Wohnbau besonders wichtig, weil diese niedrige Verzinsung es überhaupt
ausmacht, dass unser System so attraktiv ist.
Da sind wieder Klein- und Mittelbetriebe ganz
besonders betroffen, weil zumindest 50 Prozent des Kreditrahmens im
Bereich der Sanierung diesen zugute kommen. Wichtig ist auch, dass vor allem
Bauträger mittlerer Bonität - diejenigen bester Bonität haben es ja nicht so notwendig
-, und unter den Bauträgern mittlerer Bonität insbesondere
Wohnungseigentumsgemeinschaften Konditionen erhalten, die sie sonst nicht zur
Verfügung hätten.
Das alles zusammen bewirkt, an diesem Beispiel
gesehen, dass die Krise in ihren Auswirkungen gemildert wird, bekämpft wird und
möglichst zurückgedrängt wird und dass der soziale Wohnbau, wie er in Wien
existiert, auch weiterhin die positiven wirtschaftlichen Faktoren zur Verfügung
hat - natürlich neben den positiven Faktoren für die Bewohnerinnen und
Bewohner, wo wir ja bei der Mercer-Studie schon bisher immer Erster waren. Beim
Wohnen waren wir immer schon Erster, und jetzt sind wir das erste Mal auch
insgesamt - darauf können wir als Wienerinnen und Wiener stolz sein - bei der
Mercer-Studie Erster von 215 Großstädten dieser Welt.
Darauf können wir meiner Ansicht nach wirklich stolz
sein, das ist etwas, was bisher, glaube ich, noch nie gelungen ist. Bisher war
meistens Zürich vorne. Zürich hat aber eher als Bankenzentrale jetzt
anscheinend auch in diesen Hard Facts etwas abgenommen, während Wien nicht nur
immer schon in den weichen Faktoren - wie eben in der Lebensqualität, wie fühlt
man sich?, wie ist die Sicherheit?, und so weiter - gut dasteht, sondern jetzt
im Vergleich zu den anderen Städten auch in den harten wirtschaftlichen
Faktoren vorne ist. Das ist ein Hauptgrund dafür, dass wir in der Mercer-Studie
den ersten Platz eingenommen haben.
Das ist auch ein wichtiges Zeichen für die
Betriebsansiedlungen, für das Image der Stadt Wien weltweit und damit auch für
die wirtschaftliche Situation. Bei uns herrscht eben das Prinzip „Es gibt
nichts Gutes, außer man tut es". Konjunkturbelebende Maßnahmen im
Wohnbereich und in den anderen Bereichen sind ein bester Beleg dafür. Wir
werden diesen Weg fortsetzen, der Krise die Stirn bieten und alle Maßnahmen im
Interesse der Wienerinnen und Wiener setzen. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Für alle weiteren Wortmeldungen bringe ich in
Erinnerung, dass die Redezeit fünf Minuten beträgt.
Als nächster Redner hat sich Herr StR Herzog
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
StR Johann Herzog: Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Frau Vorsitzende!
Der vorliegende Bericht und auch die gestrige
Presseaussendung der Vizebürgermeister Brauner und Ludwig ist sehr interessant,
ein sehr wichtiger Schritt in einer Konsolidierung der Wirtschaft und der
Wohnbaupolitik, keine Frage. Dessen ungeachtet sind einige Anmerkungen zu
treffen, zum Beispiel die, dass eben die zusätzlichen Mittel in der Höhe von
700 Millionen EUR natürlich nur Umschichtungen sind. Das heißt, im
Großen und Ganzen wird konkret nur ein Betrag von 100 Millionen zugeführt,
nicht von 700 Millionen, und die 700 Millionen EUR werden wiederum
irgendwo anders fehlen.
Zur Begebung von Anleihen in der Höhe von 200
Millionen EUR wird auch angemerkt, dass die Sicherheit der Anleihen für
Privatkunden jener von Sparbüchern sehr nahe kommt. Der Vorredner hat soeben
von Spezialbanken gesprochen. Mich würde interessieren, zum Beispiel angesichts
der Situation, in der sich Raiffeisen und die Erste Bank befinden - doch auch
in einer schwierigen Situation, die durchaus gefährlich werden kann -: Wie
schaut die Situation der betreffenden Wohnbaubanken aus? Wie läuft hier die
Gestion? Welche Gefährdung ist bei diesen Institutionen in irgendeiner Form
gegeben?
Zur Sache selbst haben wir gestern in einem
Pressedienst und natürlich schon öfters vorgeschlagen, dass der
Gemeindewohnungsbau wiederaufgenommen wird; wir halten es für notwendig, die
Gemeindewohnungsbauten verstärkt wiederzubetreiben. Das ist von den Sozialisten
eingestellt worden. 5 000 Wohnungen im Jahr wären notwendig, um ein
dringendes soziales Bedürfnis abzudecken. Im Jahr 2030 werden wir eine deutlich
höhere Einwohnerzahl haben. Wir haben einen großen Bedarf, das heißt also, wir
haben Handlungsbedarf.
Ich glaube daher, dass die Abschaffung des
Gemeindewohnungsbaus in Verbindung mit der Einführung von 90 Prozent des
Richtwertzinses für die Gemeindebauten bei Neuvergabe - unter Bruch des
Versprechens Faymanns, beim Kategoriezins zu bleiben - etwas ist, womit sich
die SPÖ vom sozialen Wohnbau verabschiedet. Das haben wir schon öfters gesagt:
Wir brauchen den Gemeindewohnungsbau, um die sozial Schwachen zu versorgen, und
zwar zu leistbaren Preisen, eben nicht zum Richtwertzins! Wenn Stürzenbecher
von 90 Jahren Rotes Wien spricht, würde ich meinen, es wäre nicht
schlecht, darauf hinzuweisen, dass sich die SPÖ irgendwo genau davon zur Zeit
verabschiedet.
Ein weiterer Vorschlag von uns
geht in Richtung massive Weiterbetreibung des Dachboden- vielleicht nicht
-ausbaus, aber des Dachbodeneinbaus und der Aufstockungen. Trotz der
EU-Neuordnung ist das ein Riesenpotenzial, allerdings nicht im Bereich der
Innenbezirke, wo durchaus auch eine gewisse Stadtbildzerstörung eingetreten
ist, sondern in stabilen Bauten in
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