Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 113
(Der Redner hält nacheinander mehrere Fotografien von
Gebäudeteilen in die Höhe.) Nur, damit man sich ein Bild davon machen kann, wie
dort die Wasserleitungen ausschauen, wie es überall vor sich hin rostet!
Da geht der Hausinspektor hin und sagt, das muss
nicht saniert werden. Das Haus steht seit 1959, also genau 50 Jahre, und
zitiert wird in der „Krone": Ein Sprecher des Büros Ludwig sagt, das steht
nicht auf der Prioritätenliste, da muss man nichts machen. Da hat man nicht
einmal gesagt, wir machen das ohnehin nächstes oder übernächstes Jahr, sondern
nur: Die sind jetzt nicht dran, Punkt. Das heißt für gewöhnlich, die sind in
den nächsten drei bis fünf Jahren nicht dran.
Solche Bauten gibt es genug in der Stadt, deswegen:
Sanierungen nicht mit 17 Millionen, sondern reden wir, wie in anderen
Bereichen auch, über viele, viele, viele Millionen! (GR Dr Kurt
Stürzenbecher: Die sind zusätzlich!) Der Vorschlag der GRÜNEN war (VBgm
Dr Michael Ludwig: Zusätzlich! Im Jahr 600 Millionen!) - zusätzlich -:
Geben wir in 2 Jahren 1 Milliarde EUR für Sanierungen aus! Das trifft
ganz viele, nämlich genau - entsprechend den Argumenten, die vorhin
richtigerweise gekommen sind - die kleinteilige Wirtschaft, genau unsere
Arbeitsplätze werden gesichert, es nützt am Ende denen, die drinnen wohnen,
weil sie niedrigere Energiekosten haben, und gleichzeitig ist es auch noch
ökologisch, damit wir das auch noch dabeihaben. Aber tatsächlich hilft es in
erster Linie den Menschen, die Arbeit suchen, und es nützt den Leuten, die
drinnen wohnen, weil die Energiekosten sogar halbiert werden können, und dort
noch mehr, wo es total hinausbläst.
Die wichtigsten zwei Forderungen in dem Zusammenhang:
Trauen wir uns nicht nur dort, wo die Banken versagen, mit dem Geld zu kommen!
Denn das ist es jetzt mit der Anleihe, diese ist richtig und notwendig.
Wahrscheinlich wird leider noch sehr viel mehr Geld notwendig sein; das sind
bereits die ersten 200 Millionen, die die Banken bekommen, um die Kredite zu
gewähren.
Aber trauen wir uns gerade im Wohnbau, wo es um sehr,
sehr viele Arbeitsplätze geht, sehr, sehr viel mehr zu! Die 17 Millionen
zusätzlich sind besser als nichts, aber es ist zu wenig. Schaffen wir leistbaren
Wohnraum in der Stadt, damit nicht jedes Jahr - und diese Tendenz ist steigend
- 1 000 Haushalte, das sind mehr als 1 000 Leute, im Gemeindebau von
Ihnen delogiert werden. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr StR Walter.
StR Norbert Walter,
MAS: Frau Vorsitzende! Herr Vizebürgermeister! Geschätzte Damen und Herren!
Wenn ich auf meine drei Vorredner kurz eingehen darf.
- Zu Herrn Stürzenbecher: Ja, 90 Jahre Rotes Wien sind wahrlich genug, denn
es bröckelt leider! (Beifall bei der ÖVP. - GR Dr Kurt Stürzenbecher: Noch
lange nicht genug!) Wenn Sie sich die Zustände anschauen, zumindest manche
in den Gemeindebauten (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Erster in der
Mercer-Studie, und wir sind zuständig!), dann hat früher das Rote Wien sehr
wohl funktioniert, aber mittlerweile funktioniert es nicht mehr gut, sondern
nur noch schlecht. (Beifall bei der ÖVP.) Sie wissen selbst darüber
Bescheid, denn die Beschwerden, die tagtäglich eingehen, zeugen ja davon.
Zu StR Herzog: Neue Gemeindewohnungen zu bauen, wenn
man 220 000 als Manövriermasse hat, davon halte ich überhaupt nichts. Denn
da ist es nur eine Frage, wie man sie richtig belegt und richtig durchmischt.
Dann haben wir genügend soziale Manövriermasse in dieser Stadt.
Zu StR Ellensohn: Ich gebe Ihnen vollkommen Recht,
das Umweltpaket könnte man in der Tat anständig und größer machen. Es sind
nämlich diese 200 Millionen ein Paketchen. Herr Vizebürgermeister, Sie
wissen es ohnehin selbst, wir machen damit in Wahrheit nicht wirklich viel.
Denn letztendlich kommen die 445 Millionen - oder es sind
450 Millionen EUR - nämlich auch vom Bund, Herr Kollege
Stürzenbecher, und das wissen Sie. Das ist nicht Geld, das die Stadt Wien
einsetzt, sondern das sind Bundessteuermittel, die die Stadt Wien bekommt. (Beifall
bei der ÖVP. - GR Dr Kurt Stürzenbecher: Es kommt vom Steuerzahler! - VBgm Dr
Michael Ludwig: Die Stadt Wien ist es wohl! Finanzausgleich!)
Finanzausgleich ist auch okay, aber es sind
jedenfalls Bundesgelder; es ist ja egal. (GR Kurt Wagner: Nicht
Steuerzahler, die Stadt Wien ...!) Jedenfalls sind die 200 Millionen
ein guter Ansatz, wenngleich man sich die Konditionen und die Dinge im Detail
noch anschauen muss.
Aber lassen sie mich noch kurz zwei Punkte aus meiner
Sicht anführen. Es wäre doch möglich - weil wir heute auch von den Klein- und
Mittelbetrieben gesprochen haben -, den Klein- und Mittelbetrieben eine
Garantieübernahme zu geben, zum Beispiel für Betriebe bis 50 Mitarbeiter,
wodurch die Stadt sozusagen Betriebsmittelkredite besichert. Das würde den
Klein- und Mittelbetrieben sofort, nicht erst in zwei bis drei Jahren helfen.
Denn eines ist klar, diese Maßnahme mit den 200 Millionen EUR wird
frühestens in drei Jahren schlagend werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Denn, Herr Vizebürgermeister, Sie wissen auch, dass
wir im großvolumigen Geschoßwohnbau das Problem haben, dass viele Firmen am
Ende des Tages pleite sind. Ob das der Maler, der Installateur oder wer auch
immer ist, wir haben viele Betriebe, die bei Großprojekten am Ende des Tages
immer wieder vor dem Nichts stehen. Ich glaube, da sollte man sich dringend
auch überlegen, was man tun kann. (VBgm Dr Michael Ludwig: Vorschläge?)
Ein weiterer Punkt ist die ganze Frage der
Bürokratie. Das Tempo, das wir hier in Wien an den Tag legen, ist wahrlich ein
Schneckentempo! Wenn ich mir Niederösterreich anschaue, wenn ich mir
Oberösterreich anschaue, wo 85 Prozent aller Genehmigungsverfahren bei
Gewerbebetrieben im Schnitt innerhalb von acht Wochen abgewickelt werden, dann
sind es in Wien Wochen, Monate und manchmal Jahre. (Beifall bei der ÖVP.)
Es gäbe einen weiteren Aspekt, den
wir jedenfalls sofort angehen könnten, das ist die Frage der Infrastruktur. Da
geht es um Baurechte, zum Beispiel für Schulbauten.
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