Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 113
zu TownTown: Sie wissen, es gab eine Übersiedlung mehrerer Magistratsabteilungen nach TownTown, das leider nicht barrierefrei gestaltet war. Als wir dann Nachfragen gestellt haben, weshalb nicht, hat man sich eigentlich auf den Vermieter ausgeredet. Meine ganz konkrete Frage: Weshalb nimmt die Stadt die Vermieter da nicht von vornherein in die Pflicht und kontrolliert selber, ob für alle Menschen, die einen barrierefreien Zugang zu diesen magistratischen Ämtern benötigen, dieser auch gegeben ist?
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Bitte, Herr Bürgermeister!
Bgm Dr Michael Häupl: Zunächst einmal, sehr
geehrte Frau Gemeinderätin, ich halte ja diese Initiative, die Sie hier zur
Bewusstseinsbildung, wie man mit Fragen für Behinderte umgeht, für sehr gut.
Das ist überhaupt keine Frage. Alles, was dazu beiträgt, dass man sich in einer
doch relativ seelenlosen Zeit dieses Themenfeld bewusst macht und diese
Probleme, die da verbunden sind, bewusst macht, ist auf jeden Fall einmal gut.
Ob die Unterschriftenübergabe im Rahmen der Fragestunde tatsächlich das
Nonplusultra ist, das weiß ich nicht. Ich fürchte sehr, sehr geehrte Frau
Gemeinderätin, Sie haben da eine Tür aufgemacht, die man möglicherweise nachher
nicht mehr zukriegen wird. Aber wie dem auch immer sei, es ist so vollzogen
worden und soll daher sein.
Was nun Ihre konkrete
Frage dazu betrifft, so schaue ich mir das noch einmal an. Aber grundsätzlich
bin ich der Auffassung, dass in allen öffentlichen Ämtern, wo Publikumsverkehr
ist, dieser auch tunlichst barrierefrei gestaltet werden soll, insbesondere
dann, wenn es neu gemacht wird. Ich sage das bewusst aber auch so. Bei mir ist
ausschließlich eine Dienststelle präsent, nämlich der KAV und den
Publikumsverkehr in der KAV-Zentrale würde ich als höchst eingeschränkt
bezeichnen. Aber ohne jetzt auf alle Details der Stadt einzugehen: Vom
Grundsatz her halte ich es für richtig, Amtsgebäude, die Publikumsverkehr
haben, sollten tunlichst barrierefrei gestaltet werden, möglichst bald
barrierefrei gestaltet werden, wenn sie das noch nicht sind. Und dort, wo neu
gebaut wird, da sollte das von vornherein auch so angedacht sein. Wenn wir vom
öffentlichen Bereich hier nicht mit einem guten Beispiel voran gehen, dann wird
es kein Beitrag zu einer entsprechenden Bewusstseinsbildung auch in der
Gesellschaft sein und natürlich auch für Private und das würde ich persönlich
gesehen für nicht gut halten.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
2. Zusatzfrage wird von Herrn GR Dr Günther gestellt.
GR Dr Helmut Günther (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Herr Bürgermeister!
Wie wir gerade
festgestellt haben, heißt Barrierefreiheit ja nicht nur räumliche
Erreichbarkeit, sondern heißt noch viel, viel mehr. Und eine
Bevölkerungsgruppe, nämlich schwerhörige oder gehörgeschädigte Menschen, sind
im Endeffekt von großen Bereichen des Kulturlebens ausgeschieden, weil sie es
einfach nicht hören.
Jetzt gibt es sowohl im
Kino- als auch im Theaterbereich viele Bereiche in Wien, wo die Stadt Wien
Subventionen vergibt. Wäre es eine Möglichkeit aus Ihrer Sicht, dass man in
diesem Bereich Induktionsanlagen einrichtet, um dieser Bevölkerungsgruppe, die
gar nicht so klein ist, auch die Möglichkeit zu geben, an solchen
Veranstaltungen teilzunehmen und davon auch was zu haben?
Vorsitzender GR
Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Herr Gemeinderat, grundsätzlich
ist mir der Gedanke durchaus zugänglich, das ist gar keine Frage. Was am
effizientesten in diese Richtung hin zu machen ist, das können solchen Anlagen
sein. Aber soviel ich von Betroffenen weiß, ich habe selber Gott sei Dank noch
keine Erfahrung damit, gibt es da auch noch andere Möglichkeiten dazu. Wir
denken darüber nach, ja, Ihr Gedanke ist mir zugänglich.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Smolik gestellt.
GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Bürgermeister!
Ich möchte mich für die
sehr klaren Worte bedanken auch bezüglich der Vorbildfunktion, die die Gemeinde
Wien auch hier hat, und hoffe, dass die Privaten dann nachziehen in Bezug auf
Barrierefreiheit. Wir haben hier schon öfters Anträge eingebracht, dass wir
unserer Meinung nach Etappenpläne brauchen, um auch eine
Finanzierungssicherheit zu haben und das Geld auch zur Verfügung steht. Diese
Anträge wurden immer abgelehnt. Sie haben es selber erwähnt, dass es in den
letzten Jahren verabsäumt wurde und die letzten 15, 20 Jahre auch das
Bewusstsein noch nicht so da war, hier die Gelder nicht zur Verfügung standen
und dass jetzt natürlich ja mehr Gelder notwendig sind, weil man ja Zeit
verstreichen hat lassen.
Mich würde interessieren:
Was wird jetzt konkret passieren? Sie haben sich dazu bekannt. Sie haben auch
gemeint, dass natürlich Amtshäuser und andere öffentliche Einrichtungen auch
barrierefrei sein müssen oder sollen, soweit es halt möglich ist. Nur die
konkreten Schritte fehlen mir. Und ich möchte Sie bitten, uns konkret auch zu
sagen: Was wird passieren? Wird es im Budget einen Niederschlag finden? Wird es
Budgetausweitungen geben, dass Geld dafür zur Verfügung gestellt wird, weil wir
Amtshäuser haben, die weit davon entfernt sind, nur annähernd barrierefrei zu
sein, von Schulen und Kindertagesheimen gar nicht zu sprechen? Auch da haben
wir noch einiges aufzuholen. Aber wird es Budgetposten geben, wo Gelder dafür
zur Verfügung gestellt werden?
Vorsitzender GR
Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Also zunächst einmal ein
völliges Missverständnis. Ich habe überhaupt nicht davon gesprochen, dass in
den letzten 15, 20 Jahren überhaupt nichts passiert ist, sondern im Gegenteil,
ich habe davon gesprochen, dass in den letzten 15, 20 Jahren überhaupt
etwas passiert ist, nachdem man vorher nicht wirklich ein Bewusstsein dafür
hatte, weil ein erheblicher Teil gerade der Amtshäuser ja nicht in den letzten
15, 20 Jahren
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