Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 113
gebaut worden ist, sondern das war schon früher der Fall. Ich sage sozusagen aus eigener familiärer Erfahrung, wie schwierig diese Dinge sind. Mein Stiefvater war ein Kriegsversehrter, der beide Beine verloren hatte und war Richter und es war mit Sicherheit das Leben in der Normalität einer Nichtrücksichtnahme auf körperbehinderte Menschen nicht ganz einfach. Daher glaube ich, sind wir erst auf einem Weg und was wir zu tun haben, ist, neben der Sachpolitik, die wir hier zu erfüllen haben, eben auch diesen Bewusstseinsprozess weiterzutreiben. Und tatsächlich sind wir in den letzten Jahren natürlich schon sehr viel weiter gekommen, denn es machen sich viel mehr Menschen Gedanken auch darüber und viel mehr Menschen empfinden heute auch so, dass das gut und richtig ist. Vor 20 Jahren hat man noch ganz andere Meldungen gehört, was diese Dinge betroffen hat.
Ich kann Ihnen daher nur
sagen: Jawohl, wir werden das rascher noch als in der jüngeren Zeit
vorantreiben, weil ich das für wichtig halte.
Die vielen kleinen Maßnahmen
wären durchaus auch Bestandteil eines Konjunkturpaketes. Das heißt, an sich
findet sich vieles, das man in dem Zusammenhang auch lösen kann. Aber man kann
nicht sagen, dass nichts passiert wäre - wenn ich nur an die
Bauordnungsänderung und viele andere Dinge denke, die wir gemacht haben und die
ich hier aus zeitlichen Gründen nicht taxativ aufgezählt habe.
Eine Budgetpost einzurichten, davon würde ich meinen
Freunden abraten. Denn selbst bei der höheren Flexibilität, die im Wiener
Gemeinderatsbudget gegeben ist - im Vergleich zum Beispiel zu dem Bundesgesetz,
das auf Ebene der Republik beschlossen wird -, meine ich trotzdem, dass man
sich hier nicht Fesseln anlegen soll, sondern gerade in Zeiten wie diesen
größtmögliche Flexibilität wahren soll.
Daher: Schauen wir es uns in der Sache an, aber nicht
nach den Zahlen, die in irgendwelchen Papieren stehen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
- Die 4. Zusatzfrage wird von Frau GRin Praniess-Kastner gestellt.
GRin Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Ja, danke für Ihre Ausführungen und für Ihr
Bekenntnis, das ich auch schon im Zweiergespräch feststellen konnte, dass Sie
eine große Bereitschaft für Barrierefreiheit haben.
Ein Satz noch dazu: Wir dürfen nicht vergessen, dass
Barrierefreiheit nicht nur behinderten Menschen, sondern auch älteren,
gebrechlichen Menschen zugute kommt, Müttern und Vätern mit Kinderwagen und –
auf Grund der demographischen Entwicklung, wie sie sich in Wien darstellt -
letztendlich einmal uns allen. Ich denke, wenn man das betrachtet, dann sind
auch die Kosten, die barrierefreie Umbauten verursachen, in eine andere
Relation zu stellen.
Herr Bürgermeister! Sie haben gerade die Bauordnung
angesprochen. Diese wird leider nicht immer so exekutiert. Ich habe Ihnen
gerade vorhin von einem Bauträger erzählt, der leider noch immer nicht
barrierefrei baut, auch 2009 noch nicht. Das heißt, da gibt es auch noch viel
Aufklärungsbedarf.
Meine ganz konkrete Frage: Ich könnte jetzt viele Beispiele
aufzählen, wo es leider noch nicht gelungen ist, etwas barrierefrei zu machen.
Ein unlängst vorgestelltes Fortbewegungsmittel, nämlich die Touristen-Bim, ist
leider nicht barrierefrei begehbar. Ich habe schon gesagt, es kommt ja vielen
Bevölkerungsgruppen zugute, aber ältere oder behinderte Touristen, die Wien
besuchen, können diese Straßenbahn leider nicht benützen.
Herr Bürgermeister! Werden Sie sich dafür einsetzen,
dass es hier auch eine adäquate Möglichkeit für Touristen in Wien gibt, die schöne
Stadt Wien zu besichtigen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Das ist jetzt
wirklich schwierig, das sage ich ganz offen. Denn bei dieser Touristen-Bim -
wenn man sie so nennen kann - handelt es sich natürlich um eine
Traditionsstraßenbahn, eine, die eigentlich aus dem Museum herausgeholt wurde
und die genau für diese Frage von Fremdenverkehrsbetreuung, von
Fremdenverkehrswerbung natürlich auch eingesetzt wird. Das ist das, was der
überwiegende Teil unserer Gäste will - das muss man auch dazusagen -, und das
ist eines jener Beispiele, die aus einer Zeit stammen, in der man, obwohl es
aus den Kriegsfolgen heraus mit Sicherheit sehr viel mehr Körperbehinderte
gegeben hat, über solche Dinge nicht nachgedacht hat.
Wie man diesen Interessenskonflikt auflöst, weiß ich,
ehrlich gesagt, nicht genau. Das muss ich auch in aller Offenheit eingestehen,
das weiß ich nicht. Aber ich bin sehr dafür, dass wir uns gerade auch mit
diesen Dingen des Alltags beschäftigen. Denn beispielsweise das Problem von -
unter Anführungszeichen - im Weg stehenden, herumstehenden Abfalleimern oder
Mistkübeln lässt sich lösen, davon bin ich überzeugt. Die MA 48 ist eine
sehr flexible Truppe, das kann man ohne Weiteres lösen. Wie man allerdings zum
Beispiel Postkästen so aufhängt, dass sie nicht in den Straßenraum respektive
Gehsteigraum hinausragen, ist mir noch ein bisschen ein Rätsel. Das weiß ich
nicht genau.
Ich wollte diese zwei Beispiele nur erwähnen, um
darauf hinzuweisen: Jawohl, ich bin bereit, wir sind bereit, über die
Normalität des Alltags, das reale Leben der Menschen zu reden und durchaus auch
entsprechende Verbesserungen durchzuführen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Danke. - Wir kommen zur 5. Anfrage (FSP - 01714-2009/0001 - KFP/GM).
Sie wurde von Herrn GR Dr Günther gestellt und ist an die Frau amtsführende
Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener
Stadtwerke gerichtet. (Laut Dokumenten, die der Wiener Zeitung [Bericht vom
18. April 2009] vorliegen, wird bestätigt, dass Krankenakte in der
Personalabteilung gehortet und Privatdetektive zur Überprüfung von Mitarbeitern
eingesetzt wurden! Ebenso sind zahlreiche Mobbingfälle bei den Wiener Linien
bekannt geworden. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Krankenakte Teil des
Mobbings sind. Was gedenken Sie, gegen Mobbing und
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