Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 101 von 106
Zustimmung bei ÖVP, SPÖ und Grünen fest. (Zwischenrufe
bei der FPÖ.) Zustimmung erfolgt auch bei den Resten der FPÖ. Es herrscht
also Einstimmigkeit. (Weitere
Zwischenrufe bei FPÖ und GRÜNEN.)
Ich weiß, dass es schon spät ist und die Abstimmung
schon lang dauert, trotzdem bitte ich um ein bisschen mehr Aufmerksamkeit! – Wir können das bei Postnummer 56 gleich testen.
Wir stimmen nun Postnummer 56 ab. Sie betrifft die
Änderung der Kanalgebühren. Wer diesem Antrag zustimmt, gebe bitte ein Zeichen
mit der Hand. – Das sind die
Gemeinderäte der SPÖ. Somit ist die Mehrheit gegeben.
Nunmehr gelangt Postnummer 58 der Tagesordnung
zur Verhandlung. Sie betrifft das PPP-Pilot-Projekt Nordbahnhof -
Bildungscampus und Technische Infrastruktur der Bauphase 2. Kollege Reindl als
Berichterstatter ist schon hier. Ich bitte ihn, die Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatter GR Mag Thomas Reindl: Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Ich eröffne die Debatte.
Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl-Ing Margulies. Bitte sehr.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich sage es jetzt gleich
vorweg, auch für Sie, Frau Vorsitzende: Wir werden bei diesem
Tagesordnungspunkt unterschiedlich abstimmen.
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend): Danke für die Information!
GR Dipl-Ing Martin Margulies (fortsetzend):
Ich werde versuchen, das auch in aller Kürze zu erläutern, weil ich meine, dass
es sich durchaus auszahlen würde, wenn die Stadt Wien ein bisschen über die
Diskussion, die wir grünintern über dieses PPP-Modell geführt haben, nachdenken
würde. Daher werde ich jetzt sozusagen die Eckpunkte dieser Diskussion kurz
skizzieren.
Vor knapp einem Jahr, als
erstmals zum Projekt Nordbahnhof als PPP-Modell ein Grundsatzbeschluss gefällt
wurde, haben wir dagegen gestimmt, weil eigentlich außer der Absichtserklärung
nichts vorgelegen ist. In diesem Jahr – bitte
aufpassen! – hat es ganz im Unterschied zur Unternehmungswerdung Kanal dann sehr
wohl Gespräche mit der Opposition über die Entwicklung des gesamten Gebietes
und über das Campusprojekt an sich gegeben.
Was spricht aus unserer
Sicht für eine Zustimmung? – Das Campusmodell an sich,
angefangen vom gemeinsamen Kindergarten und gemeinsamer Volksschule. Diese Art
des Bildungszugangs haben sowohl Susanne Jerusalem als auch Claudia Smolik
immer wieder gefordert, und wir erachten das tatsächlich als einen Fortschritt
in der Bildungspolitik.
Es
ist gelungen, einen Wettbewerb zu gestalten, Architekten mit einzubeziehen und
zu guter Letzt auch auf Grund der stattgefundenen Gespräche sicherzustellen,
dass eine Begleitung durch das Architekten-Team während des gesamten Projektes
erfolgt. Es ist gelungen, das als Niedrigenergiehaus zu konzipieren, und es
wurde letztlich eine Finanzierung auf die Beine gestellt, die nicht teurer
kommt als der herkömmliche Schulbau.
Es bedarf natürlich auch
einiger Gespräche und vertrauensbildender Maßnahmen. In diese Richtung wird es
zum Teil Vorschusslorbeeren geben. Wir haben die Verträge sehr ausführlich
studiert, und ich gehe davon aus, dass das stimmt, sofern tatsächlich das
geschieht, was in den Verträgen steht.
Ein Punkt ist ganz
wichtig, dass nämlich die grundsätzliche Kritik an PPP bleibt, weil es
eigentlich Aufgabe der Stadt Wien ist, ihre eigenen Schulen zu erhalten, und
nur deshalb – und ich sage das ganz bewusst, weil ich einer derjenigen bin, die dem
Projekt zustimmen werden –, weil die Stadt Wien in den
letzten Jahrzehnten wirklich bei der Schulerhaltung kläglichst versagt hat,
glaube ich, dass es interessant ist, ein Modell auszuprobieren, gemäß welchem
derjenige, der für den Bau verantwortlich ist, auch ein Vierteljahrhundert für
die Instandhaltung verantwortlich ist. Ich gehe nämlich davon aus, dass sich
die Projektbetreiber dann bemühen, ein qualitativ hochwertiges Campusbauwerk
mit Kindergarten und Schule auf die Beine zu stellen, damit sie nicht von den
vorher ausgemachten Instandhaltungskosten erschlagen werden.
Dass man bei der Gemeinde
Wien aufpassen muss, wenn man Projekte vergibt, wie es sich mit den
Erhaltungskosten verhält, zeigt wirklich jeder Kontrollausschuss neu. Auch
jetzt haben wir gerade wieder Akten bekommen, angesichts welcher ich mir
wirklich die Haare raufen würde, wenn ich in der Stadtregierung wäre. Es erhebt
sich für mich die Frage: Wie steht es eigentlich mit eurer eigenen Kontrolle,
wenn es um Projekte geht? Da gibt es dann Preisaufschläge von 30 bis
40 Prozent, und das ist kein Einzelfall, sondern das ist gang und gäbe.
Diesfalls glaube ich nach
einigen Gesprächen, dass es Sinn macht, einmal ein Pilotprojekt zu starten, bei
dem von vornherein die Baukosten dezidiert klargelegt sind, bei dem die Stadt
Wien die Miete und de facto Betriebskosten zahlt, bei dem die Stadt Wien also
das erste Mal etwas zahlt, wenn das Gebäude fertig ist und letzten Endes der
Betreiber für eine etwaige Kostenexplosion verantwortlich ist, solange nach
Plan gebaut wird.
Wenn die Stadt Wien
Änderungswünsche hat, dann wird es möglicherweise teurer werden, aber dann
liegt es auch in der Verantwortung der Stadt Wien, und dann soll man sich nicht
auf irgendjemand anderen ausreden. Ich sage gleich vorweg, dass das auch eine
große Befürchtung ist, egal, ob nach dem PPP-Modell gebaut wird oder die Stadt
Wien selbst baut: Die Änderungswünsche der Stadt Wien haben uns schon hunderte
Millionen gekostet, insbesondere im Gesundheitsbereich.
Das
vorliegende Modell scheint mir tatsächlich einmal ein Modell zu sein, bei dem
die Kosten in den Griff bekommen werden können und bei dem auch über einen längeren
Zeitraum die Instandhaltung gesichert ist. Es müssten innerhalb von
24 Jahren grobe Baumängel sichtbar werden, denn das ist die Zeitspanne,
nach der die Stadt Wien de facto die Möglichkeit hat, die
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