Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 96 von 106
Tagesordnung. Sie betrifft die Missstandsfeststellung
und Empfehlung der Volksanwaltschaft wegen vermeintlicher Gemeindehaftung. Es
ist niemand zu Wort gemeldet.
Ich bitte die Kolleginnen und Kollegen, die der
Postnummer 23 die Zustimmung erteilen können, um ein Zeichen mit der Hand.
– Ich stelle die Zustimmung bei der SPÖ fest. Das ist die ausreichende
Mehrheit.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 35 der
Tagesordnung zur Abstimmung. Sie betrifft eine Subvention an QWIEN Zentrum für
schwul/lesbische Kultur und Geschichte. Wer dieser Post die Zustimmung erteilen
kann, gebe bitte ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mit den Stimmen der
GRÜNEN, der SPÖ und der ÖVP mehrstimmig so beschlossen.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 42 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Abschluss einer
Sechsjahresvereinbarung mit der Wirtschaftsuniversität Wien. Ich bitte die
Berichterstatterin, Frau GRin Straubinger, die Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Mag Sybille Straubinger:
Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau
GRin Smolik. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Wir werden diesem Geschäftsstück heute nicht
zustimmen, und ich möchte kurz begründen, warum. Die Wirtschaftsuniversität
sucht gemäß diesem Geschäftsstück um eine finanzielle Unterstützung für die
Errichtung und den Betrieb eines Stiftungsinstitutes Public and Urban
Management an. Das ist eine Sechsjahresvereinbarung, die in Summe
2,6 Millionen EUR ausmacht.
Wir glauben nicht, dass es sich nicht auszahlt, die
Fragestellung rund um Public and Urban Management wissenschaftlich zu
begleiten, zu evaluieren und auch zu erforschen. Dass das wichtig ist, hat man
auch bei der Debatte feststellen können, die gerade vorhin abgeführt wurde. Und
es wird auch noch Debatten zum PPP-Modell geben. Wir glauben jedoch, dass
diesfalls die Einführung eines Stiftungsinstitutes auf der WU der falsche Weg
ist, denn es wäre günstiger und billiger, Forschungsaufträge gezielt zu
vergeben und nicht ein Stiftungsinstitut zu gründen.
Ich habe es hier schon öfters erwähnt, dass die Stadt
Wien in den letzten Wochen und Monaten offensichtlich das Wort Stiftung im
Zusammenhang mit den verschiedensten Kategorien für die Universitäten entdeckt
hat. Eigentlich fast bei jeder Sitzung kommt eine Universität in den Genuss
einer Stiftungsprofessur oder einer Stiftungsgastprofessur
beziehungsweise – so wie jetzt im Fall der WU – eines Stiftungsinstitutes. –
Wir meinen, es ist nicht die Aufgabe der Stadt Wien, Institute zu gründen,
sondern das ist die Aufgabe des Wissenschaftsministeriums. Wenn es nicht
genügend Budget gibt, damit die Universitäten ausreichend ausgestattet sind,
dann sollten unseres Erachtens die SPÖ und die ÖVP, die jetzt in der
Bundesregierung gemeinsam über die Budgets entscheiden, diesbezüglich einen
entscheidenden Schritt machen, denn die Universitäten sind tatsächlich seit
Jahren mit zu wenig Geld ausgestattet.
Ich finde es interessant, dass die Stadt Wien jetzt
die Stiftungen entdeckt hat. Ich habe schon einmal hier einen Antrag
eingebracht, dass wir dazu eine Arbeitsgruppe einrichten, um uns einmal den
Sinn und Zweck einer Stiftungsprofessur oder eines Stiftungsinstitutes anzusehen
und zu diskutieren, was das ist. Es bleiben nämlich nach wie vor viele Fragen
offen. Wichtig zu wissen ist bei solchen Stiftungsprofessuren oder auch bei
diesem Stiftungsinstitut – vor allem, wenn die im Akt enthaltenen
Informationen nicht sehr umfangreich sind –, wie die Einbindung an die
Universität funktioniert, wie die Lehre und Forschung durch diese Professuren
oder durch die Institute wirklich abgeführt werden, was die Studierenden davon
haben oder ob es letztlich nur darum geht, die Universitäten zu befrieden, weil
zum Beispiel die TU etwas bekommen hat und auch andere Universitäten schon in
den Genuss gekommen sind.
Wir glauben, das ist der falsche Weg, Gelder
auszugeben, die eigentlich vom Bund kommen sollten. Diesfalls werden wichtige
Themen behandelt, wir glauben aber, dass die WU auch andere Themenfelder
beleuchten könnte, deren Förderung günstiger wäre. Man könnte vielleicht auch
einmal auf die WU zugehen, um in Erfahrung zu bringen, welche
Forschungsaufträge von der Stadt Wien dort übernommen werden könnten.
Dieser Weg ist jedenfalls der falsche, und deswegen
stimmen wir nicht zu. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster zu Wort gelangt Herr GR Dr Tschirf.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Die Entwicklung der österreichischen Universitäten
geht im internationalen Gleichschritt vor sich, und dazu gehört auch, dass den
Universitäten heute ein höheres Maß an Autonomie zukommt, als das früher der
Fall war.
Die Universitätslandschaft war in den letzten zwei
Jahrhunderten sehr stark durch staatliche Vorgaben geprägt. In den letzten
Jahren sind die Universitäten zu Recht in ein höheres Maß an Autonomie
gekommen. Sie entscheiden über vieles eigenständig. Ich glaube, das ist gut so,
und der Wettbewerb der Universitäten, der gerade im europäischen Raum
stattfindet, tut auch unseren Universitäten gut.
Dass die WU sehr viele
Partnerschaften mit anderen Universitäten hat, was gerade im Zusammenhang mit
dem Bologna-Prozess eine Rolle spielt, ist von Vorteil. Ich glaube, dass ein
Beitrag zum Thema „städtische Entwicklung“ – um eine Übersetzung dessen zu
bringen, worum es bei dieser Stiftungslehrkanzel geht – ein richtiger Schritt
ist, und daher ist es für mich nicht verständlich, warum die Grünen diesem Akt nicht zustimmen! Ich
meine, es tut der WU sicherlich gut, wenn sie eine entsprechende
Stiftungslehrkanzel hat. Das ist gut für
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